oder früher passirt ist, kurze und bündige Auskunft zu ertheilen, mit der man sich zufrieden geben kann, (und dies zu thun froh ist im Genuss der reinlich vorgesetzten Wissensspeise, die hier geboten wird). Wer seinen Geschmackssinn mit solchen Näschereien verwöhnte, der hat für jede Frage in der Völker- kunde seine Antwort bereit, in allen fünf Erdtheilen, und am wenigsten kann es bei den vier ausländischen fehlen, je weiter, desto leichter. Man führe solchen Oedipus vor die Thore Berlin's, zu den Zpriawani im Spreewald, mit einer Specialkarte oder (bei Losius) Particular-Charten, "welche die gelehrte Welt | Immer mehr und mehr vorstellt" (seit (1708), und -- er wird sich schon hinter den Ohren kratzen, bei diesen Lusici des Luch 11), oder Lutizer und Weleter, mit Weltae, Weletabi, Wilzen, Wilten, Wilken bis in sagen- hafte Verschwimmung aus Schattenbildern nordischer Epen. Ja, wie mit den Wenden überhaupt etwa, mit der Winidorum natio populosa eines Wenäjänmaa's, mit Veneter, Wanen, Wandalen zu Anten und Sclavinen hinüber? Oder, um von barbarisch nebligem Norden und "reliqua litora incerta" nicht zu reden, wie an den blühenden Gestaden des Mittelmeeres? mit Joniern, Jaonen, Javanen, mit Dorer dreigetheilt wieder und Trikhaikes, wenn hinblickend schärfer auf bestimmte Localitäten, auf Kydoner und Eteokreter phrygischen Ida's, oder andere Inselpunkte im griechischen Archipel, der sich mit zunehmender Schärfe des Mikroskop's mehr und mehr in Detail zerfächert, während innerhalb des indischen, ein bieg- und dehnsamer Name, gleich dem der Malayen, den dort bescheideneren Ansprüchen, das Nöthigste deckt, und ähnliche Generalisationen für zugehörige Halbinsel genügen mögen, wogegen wir in Italien's näherer und kleinerer, bald schon auf Verstecke der Aborigines 12) stossen, in arces (ante- selenischer) Arcader (unter basileus Aboriginon Latinos, o Phaunon), auf Phrygibus junctos Latinos, auf gens universa Veneti appellata (von Troja hier), und Rutiler (xanthischen Scamandros'), Siculer (vorrömischen Rom's am Anio und
oder früher passirt ist, kurze und bündige Auskunft zu ertheilen, mit der man sich zufrieden geben kann, (und dies zu thun froh ist im Genuss der reinlich vorgesetzten Wissensspeise, die hier geboten wird). Wer seinen Geschmackssinn mit solchen Näschereien verwöhnte, der hat für jede Frage in der Völker- kunde seine Antwort bereit, in allen fünf Erdtheilen, und am wenigsten kann es bei den vier ausländischen fehlen, je weiter, desto leichter. Man führe solchen Oedipus vor die Thore Berlin’s, zu den Zpriawani im Spreewald, mit einer Specialkarte oder (bei Losius) Particular-Charten, „welche die gelehrte Welt | Immer mehr und mehr vorstellt“ (seit (1708), und — er wird sich schon hinter den Ohren kratzen, bei diesen Lusici des Luch 11), oder Lutizer und Weleter, mit Weltae, Weletabi, Wilzen, Wilten, Wilken bis in sagen- hafte Verschwimmung aus Schattenbildern nordischer Epen. Ja, wie mit den Wenden überhaupt etwa, mit der Winidorum natio populosa eines Wenäjänmaa’s, mit Veneter, Wanen, Wandalen zu Anten und Sclavinen hinüber? Oder, um von barbarisch nebligem Norden und „reliqua litora incerta“ nicht zu reden, wie an den blühenden Gestaden des Mittelmeeres? mit Joniern, Jaonen, Javanen, mit Dorer dreigetheilt wieder und Τριχάϊκες, wenn hinblickend schärfer auf bestimmte Localitäten, auf Kydoner und Eteokreter phrygischen Ida’s, oder andere Inselpunkte im griechischen Archipel, der sich mit zunehmender Schärfe des Mikroskop’s mehr und mehr in Detail zerfächert, während innerhalb des indischen, ein bieg- und dehnsamer Name, gleich dem der Malayen, den dort bescheideneren Ansprüchen, das Nöthigste deckt, und ähnliche Generalisationen für zugehörige Halbinsel genügen mögen, wogegen wir in Italien’s näherer und kleinerer, bald schon auf Verstecke der Aborigines 12) stossen, in arces (ante- selenischer) Arcader (unter βασιλεύς Ἀβοριγίνων Λατῖνος, ὁ Φὰυνον), auf Phrygibus junctos Latinos, auf gens universa Veneti appellata (von Troja hier), und Rutiler (xanthischen Scamandros’), Siculer (vorrömischen Rom’s am Anio und
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[IX/0015]
oder früher passirt ist, kurze und bündige Auskunft zu ertheilen,
mit der man sich zufrieden geben kann, (und dies zu thun froh ist
im Genuss der reinlich vorgesetzten Wissensspeise, die hier
geboten wird). Wer seinen Geschmackssinn mit solchen
Näschereien verwöhnte, der hat für jede Frage in der Völker-
kunde seine Antwort bereit, in allen fünf Erdtheilen, und
am wenigsten kann es bei den vier ausländischen fehlen, je
weiter, desto leichter. Man führe solchen Oedipus vor die
Thore Berlin’s, zu den Zpriawani im Spreewald, mit einer
Specialkarte oder (bei Losius) Particular-Charten, „welche
die gelehrte Welt | Immer mehr und mehr vorstellt“ (seit
(1708), und — er wird sich schon hinter den Ohren kratzen,
bei diesen Lusici des Luch
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, oder Lutizer und Weleter,
mit Weltae, Weletabi, Wilzen, Wilten, Wilken bis in sagen-
hafte Verschwimmung aus Schattenbildern nordischer Epen.
Ja, wie mit den Wenden überhaupt etwa, mit der Winidorum
natio populosa eines Wenäjänmaa’s, mit Veneter, Wanen,
Wandalen zu Anten und Sclavinen hinüber? Oder, um von
barbarisch nebligem Norden und „reliqua litora incerta“ nicht
zu reden, wie an den blühenden Gestaden des Mittelmeeres?
mit Joniern, Jaonen, Javanen, mit Dorer dreigetheilt wieder
und Τριχάϊκες, wenn hinblickend schärfer auf bestimmte
Localitäten, auf Kydoner und Eteokreter phrygischen Ida’s,
oder andere Inselpunkte im griechischen Archipel, der sich
mit zunehmender Schärfe des Mikroskop’s mehr und mehr
in Detail zerfächert, während innerhalb des indischen, ein
bieg- und dehnsamer Name, gleich dem der Malayen, den
dort bescheideneren Ansprüchen, das Nöthigste deckt, und
ähnliche Generalisationen für zugehörige Halbinsel genügen
mögen, wogegen wir in Italien’s näherer und kleinerer, bald
schon auf Verstecke der Aborigines
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stossen, in arces (ante-
selenischer) Arcader (unter βασιλεύς Ἀβοριγίνων Λατῖνος, ὁ
Φὰυνον), auf Phrygibus junctos Latinos, auf gens universa
Veneti appellata (von Troja hier), und Rutiler (xanthischen
Scamandros’), Siculer (vorrömischen Rom’s am Anio und
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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/15>, abgerufen am 27.07.2024.
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