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Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881.

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der männlichen Abstammung vom Yeerung-Vogel*) und der
weiblichen vom Djeetgun-Vogel) den Frauen gegenüber mar-
kirt, und bei gegebener Veranlassung des Fortzug's weiter als
selbstständiger Stamm auftreten könnte, nur aus männlichen**)
Mitgliedern bestehend, so dass dadurch von selbst auf Erwer-
bung von Frauen durch Raub hingewiesen, aus andern
(fremden) Stämmen, und also deshalb mit verschiedenen
Stammes-Emblemen. Daraus ergiebt sich in Weiterfolge die
Geschlechtsklassentheilung, indem (nach Schliessung der Ehe)
der Vater sein eigenes Symbol (in schwesterlicher Beziehung
zu dem des früher beigegebenen Mädchens) bewahrt, zugleich
im Anschluss an die (als ältere den jüngeren gegenüber-
stehenden) Symbole seines Vaters und seiner Mutter (in
deren Zeichen die eigenen Kinder dann wieder zurücktreten
könnten), und daneben die Frau gleichfalls ein eigenes, so
dass sich allerlei complicirte Vorschriften über Heiraths-
kreuzungen bilden können, wie bei den australischen Ver-
hältnissen weiter auseinanderzulegen.

Indem sich zwischen verschiedenen Stämmen, als inner-
halb derselben Horde, freundschaftliche Beziehungen ein-
geleitet haben, mögen mancherlei Anlässe vorliegen, weshalb
die (als werthvoller Besitz geltende, und deshalb gern zurück-
gehaltene) Frau bei einem andern Stamm gesucht wird, sei
es um durch knüpfende Bande Verstärkung zu erlangen, sei
es um durch gefälliges Entgegenkommen mit oder ohne
Schuld Gefürchtetes abzuwenden, und oft ist (nicht in

*) Unter den Kurnai, die von dem Vogelpaar Yeerung (Stipiturus
Malachurus) oder Djeetgun (Malurus Cyaneus) stammen, betrachten die
Männer die Yeerung-Vögel als Brüder, die Frauen die Djeetgun-Vögel
als Schwestern. Die Söhne folgen dem Vater als Yeerung, die Töchter der
Mutter als Djeetgun. Die Männer rächen den Tod der Yeerung-Vögel, als
ihrer Brüder an den Frauen, die Frauen die der Djeetgun-Vögel, als ihrer
Schwestern, an den Männern (s. Howitt).
**) Das würde zugleich auf allegorische Zeugungen aus zwei Väter
führen, wie auch in Polynesien bei Tane und Tangaroa oder sonst.

der männlichen Abstammung vom Yeerung-Vogel*) und der
weiblichen vom Djeetgun-Vogel) den Frauen gegenüber mar-
kirt, und bei gegebener Veranlassung des Fortzug’s weiter als
selbstständiger Stamm auftreten könnte, nur aus männlichen**)
Mitgliedern bestehend, so dass dadurch von selbst auf Erwer-
bung von Frauen durch Raub hingewiesen, aus andern
(fremden) Stämmen, und also deshalb mit verschiedenen
Stammes-Emblemen. Daraus ergiebt sich in Weiterfolge die
Geschlechtsklassentheilung, indem (nach Schliessung der Ehe)
der Vater sein eigenes Symbol (in schwesterlicher Beziehung
zu dem des früher beigegebenen Mädchens) bewahrt, zugleich
im Anschluss an die (als ältere den jüngeren gegenüber-
stehenden) Symbole seines Vaters und seiner Mutter (in
deren Zeichen die eigenen Kinder dann wieder zurücktreten
könnten), und daneben die Frau gleichfalls ein eigenes, so
dass sich allerlei complicirte Vorschriften über Heiraths-
kreuzungen bilden können, wie bei den australischen Ver-
hältnissen weiter auseinanderzulegen.

Indem sich zwischen verschiedenen Stämmen, als inner-
halb derselben Horde, freundschaftliche Beziehungen ein-
geleitet haben, mögen mancherlei Anlässe vorliegen, weshalb
die (als werthvoller Besitz geltende, und deshalb gern zurück-
gehaltene) Frau bei einem andern Stamm gesucht wird, sei
es um durch knüpfende Bande Verstärkung zu erlangen, sei
es um durch gefälliges Entgegenkommen mit oder ohne
Schuld Gefürchtetes abzuwenden, und oft ist (nicht in

*) Unter den Kurnai, die von dem Vogelpaar Yeerung (Stipiturus
Malachurus) oder Djeetgun (Malurus Cyaneus) stammen, betrachten die
Männer die Yeerung-Vögel als Brüder, die Frauen die Djeetgun-Vögel
als Schwestern. Die Söhne folgen dem Vater als Yeerung, die Töchter der
Mutter als Djeetgun. Die Männer rächen den Tod der Yeerung-Vögel, als
ihrer Brüder an den Frauen, die Frauen die der Djeetgun-Vögel, als ihrer
Schwestern, an den Männern (s. Howitt).
**) Das würde zugleich auf allegorische Zeugungen aus zwei Väter
führen, wie auch in Polynesien bei Tane und Tangaroa oder sonst.
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[98/0132] der männlichen Abstammung vom Yeerung-Vogel *) und der weiblichen vom Djeetgun-Vogel) den Frauen gegenüber mar- kirt, und bei gegebener Veranlassung des Fortzug’s weiter als selbstständiger Stamm auftreten könnte, nur aus männlichen **) Mitgliedern bestehend, so dass dadurch von selbst auf Erwer- bung von Frauen durch Raub hingewiesen, aus andern (fremden) Stämmen, und also deshalb mit verschiedenen Stammes-Emblemen. Daraus ergiebt sich in Weiterfolge die Geschlechtsklassentheilung, indem (nach Schliessung der Ehe) der Vater sein eigenes Symbol (in schwesterlicher Beziehung zu dem des früher beigegebenen Mädchens) bewahrt, zugleich im Anschluss an die (als ältere den jüngeren gegenüber- stehenden) Symbole seines Vaters und seiner Mutter (in deren Zeichen die eigenen Kinder dann wieder zurücktreten könnten), und daneben die Frau gleichfalls ein eigenes, so dass sich allerlei complicirte Vorschriften über Heiraths- kreuzungen bilden können, wie bei den australischen Ver- hältnissen weiter auseinanderzulegen. Indem sich zwischen verschiedenen Stämmen, als inner- halb derselben Horde, freundschaftliche Beziehungen ein- geleitet haben, mögen mancherlei Anlässe vorliegen, weshalb die (als werthvoller Besitz geltende, und deshalb gern zurück- gehaltene) Frau bei einem andern Stamm gesucht wird, sei es um durch knüpfende Bande Verstärkung zu erlangen, sei es um durch gefälliges Entgegenkommen mit oder ohne Schuld Gefürchtetes abzuwenden, und oft ist (nicht in *) Unter den Kurnai, die von dem Vogelpaar Yeerung (Stipiturus Malachurus) oder Djeetgun (Malurus Cyaneus) stammen, betrachten die Männer die Yeerung-Vögel als Brüder, die Frauen die Djeetgun-Vögel als Schwestern. Die Söhne folgen dem Vater als Yeerung, die Töchter der Mutter als Djeetgun. Die Männer rächen den Tod der Yeerung-Vögel, als ihrer Brüder an den Frauen, die Frauen die der Djeetgun-Vögel, als ihrer Schwestern, an den Männern (s. Howitt). **) Das würde zugleich auf allegorische Zeugungen aus zwei Väter führen, wie auch in Polynesien bei Tane und Tangaroa oder sonst.

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Zitationshilfe: Bastian, Adolf: Der Völkergedanke im Aufbau einer Wissenschaft vom Menschen. Berlin, 1881, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bastian_voelkergedanke_1881/132>, abgerufen am 24.11.2024.