Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Raub vnd Beuthe Darij fand / vnd zu verwahrung der Schrifften des alten griechischen Poeten Homeri bestimpte. Dieses Buch / Herr Gevatter / ist sonderer Hoheit vnnd Ansehens / zweyer Vrsachen halben: einmahl / weil es an sich selbs ein sehr gut Buch ist / vnd dann / weil man sagt / daß es ein weiser verständiger König auß Portugal gemacht habe. Die gantze Abendthewr des Castells Miraguarda ist trefflich gut vnd von grosser Kunst: alle Reden darinn / seynd Hoffmännisch vnd deutlich / vnd bilden sehr artlich für / jedwederer redenden Person Gebür vnd Eigenschafft / mit besonderer Deutligkeit vnnd Verstande. Derohalben sage ich / jedoch euch / Herr Meister Niclas / hierdurch nicht vorgegriffen / daß dieser / vnd der Amadis von Franckreich vom Fewer loßgesprochen seyn / die andern aber alle durch die Banck / ohne weiteres außlesen vnnd vnterscheid / verbannet / verdammet vnnd verbrandt werden sollen.

Nicht / nicht / Herr Gevatter / sprach hierauff dar Barbier / dann dieses / so ich hier habe / ist der bescheidene Don Belianis[.] Wolan / sagte der Priester: Diesem Buch mit seinem andern / dritten vnd vierdten Theil / ist ein wenig rebarber vonnöthen / dz man jm dz Gehirn von seinem vbermässigen kollern / zorn vnd Vnsinnigkeit reinige: auch muß man das gantze Stück von dem Castell des guten Gerichts / mit vielen andern wichtigern Alfantzereyen vnd närrischen Tanten herauß thun / vnd jhnen eine vber Meer Ländische Tagfahrt setzen / daß / wo sie sich bessern werden / man sie vff Gnad vnnd Vngnad wider annehmen möge. Inmittels / Gevatter / behaltet jhr solche in ewrem Hause verwahrt / jedoch so / daß sie von niemand gesehen oder gelesen werden. Ich bins zufrieden / sagte der Barbier / wolte sich nicht länger

Raub vnd Beuthe Darij fand / vnd zu verwahrung der Schrifften des alten griechischen Poeten Homeri bestimpte. Dieses Buch / Herr Gevatter / ist sonderer Hoheit vnnd Ansehens / zweyer Vrsachen halben: einmahl / weil es an sich selbs ein sehr gut Buch ist / vnd dann / weil man sagt / daß es ein weiser verständiger König auß Portugal gemacht habe. Die gantze Abendthewr des Castells Miraguarda ist trefflich gut vnd von grosser Kunst: alle Reden darinn / seynd Hoffmännisch vnd deutlich / vnd bilden sehr artlich für / jedwederer redenden Person Gebür vnd Eigenschafft / mit besonderer Deutligkeit vnnd Verstande. Derohalben sage ich / jedoch euch / Herr Meister Niclas / hierdurch nicht vorgegriffen / daß dieser / vnd der Amadis von Franckreich vom Fewer loßgesprochen seyn / die andern aber alle durch die Banck / ohne weiteres außlesen vnnd vnterscheid / verbannet / verdammet vnnd verbrandt werden sollen.

Nicht / nicht / Herr Gevatter / sprach hierauff dar Barbier / dann dieses / so ich hier habe / ist der bescheidene Don Beliánis[.] Wolan / sagte der Priester: Diesem Buch mit seinem andern / dritten vnd vierdten Theil / ist ein wenig rebarber vonnöthen / dz man jm dz Gehirn von seinem vbermässigen kollern / zorn vnd Vnsinnigkeit reinige: auch muß man das gantze Stück von dem Castell des guten Gerichts / mit vielen andern wichtigern Alfantzereyen vnd närrischen Tanten herauß thun / vnd jhnen eine vber Meer Ländische Tagfahrt setzen / daß / wo sie sich bessern werden / man sie vff Gnad vnnd Vngnad wider annehmen möge. Inmittels / Gevatter / behaltet jhr solche in ewrem Hause verwahrt / jedoch so / daß sie von niemand gesehen oder gelesen werden. Ich bins zufrieden / sagte der Barbier / wolte sich nicht länger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="72"/>
Raub vnd Beuthe <hi rendition="#aq">Darij</hi> fand / vnd zu verwahrung der Schrifften des alten griechischen Poeten <hi rendition="#aq">Homeri</hi> bestimpte. Dieses Buch / Herr Gevatter / ist sonderer Hoheit vnnd Ansehens / zweyer Vrsachen halben: einmahl / weil es an sich selbs ein sehr gut Buch ist / vnd dann / weil man sagt / daß es ein weiser verständiger König auß Portugal gemacht habe. Die gantze Abendthewr des Castells <hi rendition="#aq">Miraguarda</hi> ist trefflich gut vnd von grosser Kunst: alle Reden darinn / seynd Hoffmännisch vnd deutlich / vnd bilden sehr artlich für / jedwederer redenden Person Gebür vnd Eigenschafft / mit besonderer Deutligkeit vnnd Verstande. Derohalben sage ich / jedoch euch / Herr Meister Niclas / hierdurch nicht vorgegriffen / daß dieser / vnd der <hi rendition="#aq">Amadis</hi> von Franckreich vom Fewer loßgesprochen seyn / die andern aber alle durch die Banck / ohne weiteres außlesen vnnd vnterscheid / verbannet / verdammet vnnd verbrandt werden sollen.</p>
        <p>Nicht / nicht / Herr Gevatter / sprach hierauff dar Barbier / dann dieses / so ich hier habe / ist der bescheidene <hi rendition="#aq">Don Beliánis</hi><supplied>.</supplied> Wolan / sagte der Priester: Diesem Buch mit seinem andern / dritten vnd vierdten Theil / ist ein wenig <hi rendition="#aq">rebarber</hi> vonnöthen / dz man jm dz Gehirn von seinem vbermässigen kollern / zorn vnd Vnsinnigkeit reinige: auch muß man das gantze Stück von dem Castell des guten Gerichts / mit vielen andern wichtigern Alfantzereyen vnd närrischen Tanten herauß thun / vnd jhnen eine vber Meer Ländische Tagfahrt setzen / daß / wo sie sich bessern werden / man sie vff Gnad vnnd Vngnad wider annehmen möge. Inmittels / Gevatter / behaltet jhr solche in ewrem Hause verwahrt / jedoch so / daß sie von niemand gesehen oder gelesen werden. Ich bins zufrieden / sagte der Barbier / wolte sich nicht länger
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0072] Raub vnd Beuthe Darij fand / vnd zu verwahrung der Schrifften des alten griechischen Poeten Homeri bestimpte. Dieses Buch / Herr Gevatter / ist sonderer Hoheit vnnd Ansehens / zweyer Vrsachen halben: einmahl / weil es an sich selbs ein sehr gut Buch ist / vnd dann / weil man sagt / daß es ein weiser verständiger König auß Portugal gemacht habe. Die gantze Abendthewr des Castells Miraguarda ist trefflich gut vnd von grosser Kunst: alle Reden darinn / seynd Hoffmännisch vnd deutlich / vnd bilden sehr artlich für / jedwederer redenden Person Gebür vnd Eigenschafft / mit besonderer Deutligkeit vnnd Verstande. Derohalben sage ich / jedoch euch / Herr Meister Niclas / hierdurch nicht vorgegriffen / daß dieser / vnd der Amadis von Franckreich vom Fewer loßgesprochen seyn / die andern aber alle durch die Banck / ohne weiteres außlesen vnnd vnterscheid / verbannet / verdammet vnnd verbrandt werden sollen. Nicht / nicht / Herr Gevatter / sprach hierauff dar Barbier / dann dieses / so ich hier habe / ist der bescheidene Don Beliánis. Wolan / sagte der Priester: Diesem Buch mit seinem andern / dritten vnd vierdten Theil / ist ein wenig rebarber vonnöthen / dz man jm dz Gehirn von seinem vbermässigen kollern / zorn vnd Vnsinnigkeit reinige: auch muß man das gantze Stück von dem Castell des guten Gerichts / mit vielen andern wichtigern Alfantzereyen vnd närrischen Tanten herauß thun / vnd jhnen eine vber Meer Ländische Tagfahrt setzen / daß / wo sie sich bessern werden / man sie vff Gnad vnnd Vngnad wider annehmen möge. Inmittels / Gevatter / behaltet jhr solche in ewrem Hause verwahrt / jedoch so / daß sie von niemand gesehen oder gelesen werden. Ich bins zufrieden / sagte der Barbier / wolte sich nicht länger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-08-21T09:01:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-08-21T09:01:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Die Rechtschreibung folgt dem Original.
  • Die Personalpronomen ihr, ihm, ihn, ihrem … werden ebenfalls getreu den Scans mit einem "j" am Anfang (also jhr, jhm, jhn, jhrem …) übertragen. Auch das Wort immer ist davon betroffen (jmmer).
  • Das große „I“, das in Fraktur wie üblich der gleiche Buchstabe wie das große „J“ ist, wird hingegen nach dem Lautwert übertragen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/72
Zitationshilfe: Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basteln_kichote_1648/72>, abgerufen am 22.11.2024.