Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.vnnd vff den Esel steigen. Hierauff satzte er sich stracks zu Roß / nahete sich zu einem Winckel in der Schencke / erfaste eine grosse Stange / so daselbs stunde / damit er sich derer an statt einer Lantzen gebrauchen könte. Es stunden aber vnd sahen jhm mit fleiß zu / alle vnd jede / die in der gantzen Schencke waren / derer gleichwol vber zwantzig Personen seyn mochten / auch sahe jhn des Krügers Tochter an / vnd er gleichsfalls verließ kein Auge von jhr / ja zu weiln vnd zum öfftern ließ er einen tieffen Seufftzer / also daß es schiene / als ob er jhn auß der Tieffe seines Eingeweides herausser schüttete. Sie vermeinten aber allerseits / es kähme von den Schmertzen her / den er an den Ribben fühlete zum wenigsten dachtens die jenigen / welche den Abend zuvor jhm hatten öhlen vnd schmieren sehen. Als sie nun beyde zu Roß sassen vnnd Don Kichote schon an dem Thor des Wirthshauses hielte / ruffte er dem Krüger / vnd sprach zu jhm mit gantz langsamer vnd ernsthaffter sprache: Viel vnd sehr groß seynd die Gutthaten / Herr Schloßhauptman / so ich in diesem ewerem Castell empfangen habe / vnd ich verbleib zum höchsten verpflichtet vnnd verbunden / euch dieselbe zeit meines Lebens zu vergelten. Kan ich euch solche belohnen / in dem ich euch rechen möchte können / an jrgends einem vbermütigen Menschen / der euch einig vnrecht vnnd gewalt würde gethan vnd zugefügt haben / so wisset / daß mein Ampt nicht anders ist / als den jenigen zuhelffen / so jhrer eignen Kräffte halber wenig vermögen / vnd die jenigen zu rechen vnnd zu vertretten / so vnrecht vnd gewalt leyden / vnd dann die Trewlosigkeit zu straffen. Geht zu rück in ewer Gedächtnüß / vnd errinnert euch / vnd wo jhr jchtwas derogleichen befindet / so jhr mir anzubefehlen vnd an mich zu begehren vnnd vff den Esel steigen. Hierauff satzte er sich stracks zu Roß / nahete sich zu einem Winckel in der Schencke / erfaste eine grosse Stange / so daselbs stunde / damit er sich derer an statt einer Lantzen gebrauchen könte. Es stunden aber vnd sahen jhm mit fleiß zu / alle vnd jede / die in der gantzen Schencke waren / derer gleichwol vber zwantzig Personen seyn mochten / auch sahe jhn des Krügers Tochter an / vnd er gleichsfalls verließ kein Auge von jhr / ja zu weiln vnd zum öfftern ließ er einen tieffen Seufftzer / also daß es schiene / als ob er jhn auß der Tieffe seines Eingeweides herausser schüttete. Sie vermeinten aber allerseits / es kähme von den Schmertzen her / den er an den Ribben fühlete zum wenigsten dachtens die jenigen / welche den Abend zuvor jhm hatten öhlen vnd schmieren sehen. Als sie nun beyde zu Roß sassen vnnd Don Kichote schon an dem Thor des Wirthshauses hielte / ruffte er dem Krüger / vnd sprach zu jhm mit gantz langsamer vnd ernsthaffter sprache: Viel vnd sehr groß seynd die Gutthaten / Herr Schloßhauptman / so ich in diesem ewerem Castell empfangen habe / vnd ich verbleib zum höchsten verpflichtet vnnd verbunden / euch dieselbe zeit meines Lebens zu vergelten. Kan ich euch solche belohnen / in dem ich euch rechen möchte können / an jrgends einem vbermütigen Menschen / der euch einig vnrecht vnnd gewalt würde gethan vnd zugefügt haben / so wisset / daß mein Ampt nicht anders ist / als den jenigen zuhelffen / so jhrer eignen Kräffte halber wenig vermögen / vnd die jenigen zu rechen vnnd zu vertretten / so vnrecht vnd gewalt leyden / vnd dann die Trewlosigkeit zu straffen. 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Kan ich euch solche belohnen / in dem ich euch rechen möchte können / an jrgends einem vbermütigen Menschen / der euch einig vnrecht vnnd gewalt würde gethan vnd zugefügt haben / so wisset / daß mein Ampt nicht anders ist / als den jenigen zuhelffen / so jhrer eignen Kräffte halber wenig vermögen / vnd die jenigen zu rechen vnnd zu vertretten / so vnrecht vnd gewalt leyden / vnd dann die Trewlosigkeit zu straffen. Geht zu rück in ewer Gedächtnüß / vnd errinnert euch / vnd wo jhr jchtwas derogleichen befindet / so jhr mir anzubefehlen vnd an mich zu begehren </p> </div> </body> </text> </TEI> [186/0186]
vnnd vff den Esel steigen. Hierauff satzte er sich stracks zu Roß / nahete sich zu einem Winckel in der Schencke / erfaste eine grosse Stange / so daselbs stunde / damit er sich derer an statt einer Lantzen gebrauchen könte. Es stunden aber vnd sahen jhm mit fleiß zu / alle vnd jede / die in der gantzen Schencke waren / derer gleichwol vber zwantzig Personen seyn mochten / auch sahe jhn des Krügers Tochter an / vnd er gleichsfalls verließ kein Auge von jhr / ja zu weiln vnd zum öfftern ließ er einen tieffen Seufftzer / also daß es schiene / als ob er jhn auß der Tieffe seines Eingeweides herausser schüttete. Sie vermeinten aber allerseits / es kähme von den Schmertzen her / den er an den Ribben fühlete zum wenigsten dachtens die jenigen / welche den Abend zuvor jhm hatten öhlen vnd schmieren sehen.
Als sie nun beyde zu Roß sassen vnnd Don Kichote schon an dem Thor des Wirthshauses hielte / ruffte er dem Krüger / vnd sprach zu jhm mit gantz langsamer vnd ernsthaffter sprache: Viel vnd sehr groß seynd die Gutthaten / Herr Schloßhauptman / so ich in diesem ewerem Castell empfangen habe / vnd ich verbleib zum höchsten verpflichtet vnnd verbunden / euch dieselbe zeit meines Lebens zu vergelten. Kan ich euch solche belohnen / in dem ich euch rechen möchte können / an jrgends einem vbermütigen Menschen / der euch einig vnrecht vnnd gewalt würde gethan vnd zugefügt haben / so wisset / daß mein Ampt nicht anders ist / als den jenigen zuhelffen / so jhrer eignen Kräffte halber wenig vermögen / vnd die jenigen zu rechen vnnd zu vertretten / so vnrecht vnd gewalt leyden / vnd dann die Trewlosigkeit zu straffen. Geht zu rück in ewer Gedächtnüß / vnd errinnert euch / vnd wo jhr jchtwas derogleichen befindet / so jhr mir anzubefehlen vnd an mich zu begehren
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