Cervantes, Miguel de [Übers. Pahsch Basteln von der Sohle]: Don Kichote de la Mantzscha. Frankfurt, 1648.Derowegen sag ich das / wegen dieser vnd vieler andern Vrsachen / vnser wackerer Kichote stetes vnd sonderbahres Lobs wol würdig ist / ja daß man auch mich dahero billigen Rhumbs vnd Ehre nicht berauben solle: auß betrachtung der Müh vnd Fleisses / so ich vff ergründung der weitern Beschreibung vnd Außgangs dieser anmuhtigen Geschicht gewendet habe. Wiewol mir nicht vnverborgen / wo nicht der Himmel selbst / die vngefehr vnd zufäll / vnnd dann das wolmeinende Glück mir hieran jhre hülffliche Hand gebotten hetten / daß die Welt were beraubt blieben / der Kurtzweil vnd Lust / so ein jedweder gleichwol ohngefehr vff ein zwey Stunden lang wird haben können / der diese Geschicht mit andacht zulesen jhm wird belieben lassen. So hat sichs nun derohalben mit erfindung deroselben vff folgende maß zugetragen. Als ich einsten vnter den Krämern zu Toledo stund / wurde ich gewahr eines Knaben / so alte beschriebene Papier vnd Brieffe / einem Seidenwürcker zu verkauffen gab. Vnd wie ich sehr gern allerley zulesen pflege / obs schon nur zerrissene Papier seyn / so man etwa vff der Gassen findet: also durch anleitung dieser meiner natürlichen Begierd vnd Zuneigung / nam ich eines derer Papiere in die Hand / welche der Knabe feiltruge / vnnd erkante an der Schrifft / daß es Arabische Buchstaben waren. Ob ich nun zwarten die Schrifft erkante / vermocht ich sie doch nicht zulesen. Vnd derohalben schawete ich fleissig vmb / ob ich etwa einen erfahrnen Mohren auff dem Platz sehen möchte / der mir die Schrifft lese. Es durffte aber nicht grosser Mühe / einen Dolmetscher zu vberkommen. Dann wann ich schon dergleichen einen vor eine weitbessere vnd ältere Sprach gesucht hette / würd ich jhn doch wol allhier angetroffen haben. Schließlich fügte sich das Glück also wol / Derowegen sag ich das / wegen dieser vnd vieler andern Vrsachen / vnser wackerer Kichote stetes vnd sonderbahres Lobs wol würdig ist / ja daß man auch mich dahero billigen Rhumbs vnd Ehre nicht berauben solle: auß betrachtung der Müh vnd Fleisses / so ich vff ergründung der weitern Beschreibung vnd Außgangs dieser anmuhtigen Geschicht gewendet habe. Wiewol mir nicht vnverborgen / wo nicht der Himmel selbst / die vngefehr vnd zufäll / vnnd dann das wolmeinende Glück mir hieran jhre hülffliche Hand gebotten hetten / daß die Welt were beraubt blieben / der Kurtzweil vnd Lust / so ein jedweder gleichwol ohngefehr vff ein zwey Stunden lang wird haben können / der diese Geschicht mit andacht zulesen jhm wird belieben lassen. So hat sichs nun derohalben mit erfindung deroselben vff folgende maß zugetragen. Als ich einsten vnter den Krämern zu Toledo stund / wurde ich gewahr eines Knaben / so alte beschriebene Papier vnd Brieffe / einem Seidenwürcker zu verkauffen gab. Vnd wie ich sehr gern allerley zulesen pflege / obs schon nur zerrissene Papier seyn / so man etwa vff der Gassen findet: also durch anleitung dieser meiner natürlichen Begierd vnd Zuneigung / nam ich eines derer Papiere in die Hand / welche der Knabe feiltruge / vnnd erkante an der Schrifft / daß es Arabische Buchstaben waren. Ob ich nun zwarten die Schrifft erkante / vermocht ich sie doch nicht zulesen. Vnd derohalben schawete ich fleissig vmb / ob ich etwa einen erfahrnen Mohren auff dem Platz sehen möchte / der mir die Schrifft lese. Es durffte aber nicht grosser Mühe / einen Dolmetscher zu vberkommen. Dann wann ich schon dergleichen einen vor eine weitbessere vnd ältere Sprach gesucht hette / würd ich jhn doch wol allhier angetroffen haben. 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Dann wann ich schon dergleichen einen vor eine weitbessere vnd ältere Sprach gesucht hette / würd ich jhn doch wol allhier angetroffen haben. Schließlich fügte sich das Glück also wol / </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0105]
Derowegen sag ich das / wegen dieser vnd vieler andern Vrsachen / vnser wackerer Kichote stetes vnd sonderbahres Lobs wol würdig ist / ja daß man auch mich dahero billigen Rhumbs vnd Ehre nicht berauben solle: auß betrachtung der Müh vnd Fleisses / so ich vff ergründung der weitern Beschreibung vnd Außgangs dieser anmuhtigen Geschicht gewendet habe. Wiewol mir nicht vnverborgen / wo nicht der Himmel selbst / die vngefehr vnd zufäll / vnnd dann das wolmeinende Glück mir hieran jhre hülffliche Hand gebotten hetten / daß die Welt were beraubt blieben / der Kurtzweil vnd Lust / so ein jedweder gleichwol ohngefehr vff ein zwey Stunden lang wird haben können / der diese Geschicht mit andacht zulesen jhm wird belieben lassen. So hat sichs nun derohalben mit erfindung deroselben vff folgende maß zugetragen.
Als ich einsten vnter den Krämern zu Toledo stund / wurde ich gewahr eines Knaben / so alte beschriebene Papier vnd Brieffe / einem Seidenwürcker zu verkauffen gab. Vnd wie ich sehr gern allerley zulesen pflege / obs schon nur zerrissene Papier seyn / so man etwa vff der Gassen findet: also durch anleitung dieser meiner natürlichen Begierd vnd Zuneigung / nam ich eines derer Papiere in die Hand / welche der Knabe feiltruge / vnnd erkante an der Schrifft / daß es Arabische Buchstaben waren. Ob ich nun zwarten die Schrifft erkante / vermocht ich sie doch nicht zulesen. Vnd derohalben schawete ich fleissig vmb / ob ich etwa einen erfahrnen Mohren auff dem Platz sehen möchte / der mir die Schrifft lese. Es durffte aber nicht grosser Mühe / einen Dolmetscher zu vberkommen. Dann wann ich schon dergleichen einen vor eine weitbessere vnd ältere Sprach gesucht hette / würd ich jhn doch wol allhier angetroffen haben. Schließlich fügte sich das Glück also wol /
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