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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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über Gott und seine Eigenschaften.
Seelen einen natürlichen Trieb zur Tugend oder
Gemeinnützigkeit gegeben hat; da seine Vorsehung
durch allerley Mittel verursacht, daß die Tugend
schon in diesem Leben dem Tugendhaften selbst
mehrentheils zum überwiegenden Vortheile, und
das Laster dem Lasterhaften zum überwiegenden
Nachtheile gereicht; da aber in verschiedenen Um-
ständen diese Uebereinstimmung der Tugend mit
dem persönlichen Besten einige merkwürdige und
wichtige Ausnahmen hat; so ist es demjenigen, der
ein ewiges Leben der Seelen glaubt, unleugbar,
daß der weise Gott und Vater der menschlichen
Seelen die in diesem Leben unbelohnten Tugenden
irgend einmal herrlich belohnen, und die in diesem
Leben unbestraften Laster, furchtbar bestrafen werde.
Durch diesen Glauben entsteht die vollkommenste
Uebereinstimmung des Triebes zur Gemeinnützig-
keit, und des Triebes zur eignen Wohlfahrt. Als-
dann bewegt uns eine weise Selbstliebe und eine
weise Liebe unsrer Mitbrüder, allezeit zu einerley
Handlungen. Wie glückselig würde das menschliche
Geschlecht seyn, wenn dieser Glaube wirklich allge-
mein, oder ausgebreiteter wäre? Wie viel von
der gegenwärtigen Glückseligkeit würde es verlie-
ren, wenn dieser Glaube, der bey so vielen herrscht,
und von so vielen unverständigen oder menschen-
feindlichen Seelen bestritten wird, ferner mehr
abnehmen sollte?

Sechstens,
B 2

uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften.
Seelen einen natuͤrlichen Trieb zur Tugend oder
Gemeinnuͤtzigkeit gegeben hat; da ſeine Vorſehung
durch allerley Mittel verurſacht, daß die Tugend
ſchon in dieſem Leben dem Tugendhaften ſelbſt
mehrentheils zum uͤberwiegenden Vortheile, und
das Laſter dem Laſterhaften zum uͤberwiegenden
Nachtheile gereicht; da aber in verſchiedenen Um-
ſtaͤnden dieſe Uebereinſtimmung der Tugend mit
dem perſoͤnlichen Beſten einige merkwuͤrdige und
wichtige Ausnahmen hat; ſo iſt es demjenigen, der
ein ewiges Leben der Seelen glaubt, unleugbar,
daß der weiſe Gott und Vater der menſchlichen
Seelen die in dieſem Leben unbelohnten Tugenden
irgend einmal herrlich belohnen, und die in dieſem
Leben unbeſtraften Laſter, furchtbar beſtrafen werde.
Durch dieſen Glauben entſteht die vollkommenſte
Uebereinſtimmung des Triebes zur Gemeinnuͤtzig-
keit, und des Triebes zur eignen Wohlfahrt. Als-
dann bewegt uns eine weiſe Selbſtliebe und eine
weiſe Liebe unſrer Mitbruͤder, allezeit zu einerley
Handlungen. Wie gluͤckſelig wuͤrde das menſchliche
Geſchlecht ſeyn, wenn dieſer Glaube wirklich allge-
mein, oder ausgebreiteter waͤre? Wie viel von
der gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit wuͤrde es verlie-
ren, wenn dieſer Glaube, der bey ſo vielen herrſcht,
und von ſo vielen unverſtaͤndigen oder menſchen-
feindlichen Seelen beſtritten wird, ferner mehr
abnehmen ſollte?

Sechſtens,
B 2
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[19/0043] uͤber Gott und ſeine Eigenſchaften. Seelen einen natuͤrlichen Trieb zur Tugend oder Gemeinnuͤtzigkeit gegeben hat; da ſeine Vorſehung durch allerley Mittel verurſacht, daß die Tugend ſchon in dieſem Leben dem Tugendhaften ſelbſt mehrentheils zum uͤberwiegenden Vortheile, und das Laſter dem Laſterhaften zum uͤberwiegenden Nachtheile gereicht; da aber in verſchiedenen Um- ſtaͤnden dieſe Uebereinſtimmung der Tugend mit dem perſoͤnlichen Beſten einige merkwuͤrdige und wichtige Ausnahmen hat; ſo iſt es demjenigen, der ein ewiges Leben der Seelen glaubt, unleugbar, daß der weiſe Gott und Vater der menſchlichen Seelen die in dieſem Leben unbelohnten Tugenden irgend einmal herrlich belohnen, und die in dieſem Leben unbeſtraften Laſter, furchtbar beſtrafen werde. Durch dieſen Glauben entſteht die vollkommenſte Uebereinſtimmung des Triebes zur Gemeinnuͤtzig- keit, und des Triebes zur eignen Wohlfahrt. Als- dann bewegt uns eine weiſe Selbſtliebe und eine weiſe Liebe unſrer Mitbruͤder, allezeit zu einerley Handlungen. Wie gluͤckſelig wuͤrde das menſchliche Geſchlecht ſeyn, wenn dieſer Glaube wirklich allge- mein, oder ausgebreiteter waͤre? Wie viel von der gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit wuͤrde es verlie- ren, wenn dieſer Glaube, der bey ſo vielen herrſcht, und von ſo vielen unverſtaͤndigen oder menſchen- feindlichen Seelen beſtritten wird, ferner mehr abnehmen ſollte? Sechſtens, B 2

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/43>, abgerufen am 27.11.2024.