Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].besonders in moralischen etc. sondern das Unwahrscheinliche. Aus vielen wahr-scheinlichen Dingen erfolgt gemeiniglich etwas wider die Wahrscheinlichkeit; und aus vielen unwahrscheinlichen Dingen erfolgt etwas wider die Unwahrscheinlichkeit. Wer Neun Loose unter Zehn nimmt, bekommt wahrscheinlicher Weise den einzigen Gewinn, aber nicht allemal; sondern wer nur ein Loos hat, und oft einsetzt, gewinnt auch zuweilen. 6) Wenn die Specialpräsumtion von einer besondern Art der Dinge mit der Präsumtion von ihrer Gattung streitet; so ist jene nur eine gute Regel der Wahrscheinlichkeit. z. E. Es ist wahr- scheinlich, daß ein Franzose munter sey, aber nicht nach einem grossen Verluste oder im Gefängnisse. 7) Unvermuthliche Glücksfälle oder Un- glücksfälle eines Menschen, wozu sein Verstand, sein Wille und seine gewöhnlichen Umstände nichts beytragen, werden nicht wahrscheinlich, wenn sie ihm auch bisher oft widerfahren sind. Es gibt wohl Personen, die bisher durch blosse Zufälle sehr oft glücklich oder unglücklich gewesen sind, aber es wird nicht wahrscheinlich, daß dieselben in ihrem Leben, oder in diesem Jahre, oder, an diesem Abend im Spiele, fortfahren werden, durch neue Zufälle so glücklich oder so unglücklich zu seyn, noch daß ein besonders glücklicher mit einem
beſonders in moraliſchen ꝛc. ſondern das Unwahrſcheinliche. Aus vielen wahr-ſcheinlichen Dingen erfolgt gemeiniglich etwas wider die Wahrſcheinlichkeit; und aus vielen unwahrſcheinlichen Dingen erfolgt etwas wider die Unwahrſcheinlichkeit. Wer Neun Looſe unter Zehn nimmt, bekommt wahrſcheinlicher Weiſe den einzigen Gewinn, aber nicht allemal; ſondern wer nur ein Loos hat, und oft einſetzt, gewinnt auch zuweilen. 6) Wenn die Specialpräſumtion von einer beſondern Art der Dinge mit der Praͤſumtion von ihrer Gattung ſtreitet; ſo iſt jene nur eine gute Regel der Wahrſcheinlichkeit. z. E. Es iſt wahr- ſcheinlich, daß ein Franzoſe munter ſey, aber nicht nach einem groſſen Verluſte oder im Gefaͤngniſſe. 7) Unvermuthliche Glücksfälle oder Un- glücksfälle eines Menſchen, wozu ſein Verſtand, ſein Wille und ſeine gewoͤhnlichen Umſtaͤnde nichts beytragen, werden nicht wahrſcheinlich, wenn ſie ihm auch bisher oft widerfahren ſind. Es gibt wohl Perſonen, die bisher durch bloſſe Zufaͤlle ſehr oft gluͤcklich oder ungluͤcklich geweſen ſind, aber es wird nicht wahrſcheinlich, daß dieſelben in ihrem Leben, oder in dieſem Jahre, oder, an dieſem Abend im Spiele, fortfahren werden, durch neue Zufaͤlle ſo gluͤcklich oder ſo ungluͤcklich zu ſeyn, noch daß ein beſonders gluͤcklicher mit einem
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beſonders in moraliſchen ꝛc.
ſondern das Unwahrſcheinliche. Aus vielen wahr-
ſcheinlichen Dingen erfolgt gemeiniglich etwas
wider die Wahrſcheinlichkeit; und aus vielen
unwahrſcheinlichen Dingen erfolgt etwas wider die
Unwahrſcheinlichkeit. Wer Neun Looſe unter
Zehn nimmt, bekommt wahrſcheinlicher Weiſe den
einzigen Gewinn, aber nicht allemal; ſondern wer
nur ein Loos hat, und oft einſetzt, gewinnt auch
zuweilen.
6) Wenn die Specialpräſumtion von einer
beſondern Art der Dinge mit der Praͤſumtion von
ihrer Gattung ſtreitet; ſo iſt jene nur eine gute
Regel der Wahrſcheinlichkeit. z. E. Es iſt wahr-
ſcheinlich, daß ein Franzoſe munter ſey, aber nicht
nach einem groſſen Verluſte oder im Gefaͤngniſſe.
7) Unvermuthliche Glücksfälle oder Un-
glücksfälle eines Menſchen, wozu ſein Verſtand,
ſein Wille und ſeine gewoͤhnlichen Umſtaͤnde nichts
beytragen, werden nicht wahrſcheinlich, wenn ſie
ihm auch bisher oft widerfahren ſind. Es gibt
wohl Perſonen, die bisher durch bloſſe Zufaͤlle
ſehr oft gluͤcklich oder ungluͤcklich geweſen ſind,
aber es wird nicht wahrſcheinlich, daß dieſelben
in ihrem Leben, oder in dieſem Jahre, oder, an
dieſem Abend im Spiele, fortfahren werden,
durch neue Zufaͤlle ſo gluͤcklich oder ſo ungluͤcklich
zu ſeyn, noch daß ein beſonders gluͤcklicher mit
einem
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