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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Uebungen des Verstandes,
1) Wenn einer von zweyen Fällen gewiß er-
folgen wird, und der eine durch eben so viele gleich-
mögliche Fälle geschehen kann, als der andre; so
ist der Ausgang vollkommen zweifelhaft.

z. E. Wenn in einer Lotterie von 6 Loosen, darun-
ter ein Gewinn ist, A drey Loose, und B drey
Loose nimmt: so ist der Gewinner vollkommen
zweifelhaft.
2) Wenn aber einer von zweyen Erfolgen gewiß
ist, und der eine durch mehr gleich mögliche Fälle
geschehen kann, als der andre; so ist jener Erfolg
wahrscheinlich, dieser unwahrscheinlich.
A
gewinnt wahrscheinlicher Weise, wenn er vier,
und B nur zwey Loose hat.
3) Was bey gleichen Umständen der Na-
tur
öfter zu geschehen, als nicht zu geschehen
pflegt, das ist bey solchen Umständen in einem
einzelnen Falle wahrscheinlich. So prophezeit
man Wetter und fruchtbare Jahre. Was aber bey
solchen Umständen eben so oft zu geschehen, als
nicht zu geschehen pflegt, ist in einem einzelnen
Falle vollkommen zweifelhaft.
4) Das Maaß der Wahrscheinlichkeit
findet man, wenn man die grössere Zahl solcher
bekannten ähnlichen Fälle durch die kleinere Zahl
der Ausnahmen dividiret.
5) Zuweilen erfolgt nicht das Wahrscheinliche,
sondern
Uebungen des Verſtandes,
1) Wenn einer von zweyen Faͤllen gewiß er-
folgen wird, und der eine durch eben ſo viele gleich-
moͤgliche Faͤlle geſchehen kann, als der andre; ſo
iſt der Ausgang vollkommen zweifelhaft.

z. E. Wenn in einer Lotterie von 6 Looſen, darun-
ter ein Gewinn iſt, A drey Looſe, und B drey
Looſe nimmt: ſo iſt der Gewinner vollkommen
zweifelhaft.
2) Wenn aber einer von zweyen Erfolgen gewiß
iſt, und der eine durch mehr gleich moͤgliche Faͤlle
geſchehen kann, als der andre; ſo iſt jener Erfolg
wahrſcheinlich, dieſer unwahrſcheinlich.
A
gewinnt wahrſcheinlicher Weiſe, wenn er vier,
und B nur zwey Looſe hat.
3) Was bey gleichen Umſtänden der Na-
tur
oͤfter zu geſchehen, als nicht zu geſchehen
pflegt, das iſt bey ſolchen Umſtaͤnden in einem
einzelnen Falle wahrſcheinlich. So prophezeit
man Wetter und fruchtbare Jahre. Was aber bey
ſolchen Umſtaͤnden eben ſo oft zu geſchehen, als
nicht zu geſchehen pflegt, iſt in einem einzelnen
Falle vollkommen zweifelhaft.
4) Das Maaß der Wahrſcheinlichkeit
findet man, wenn man die groͤſſere Zahl ſolcher
bekannten aͤhnlichen Faͤlle durch die kleinere Zahl
der Ausnahmen dividiret.
5) Zuweilen erfolgt nicht das Wahrſcheinliche,
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[138/0162] Uebungen des Verſtandes, 1) Wenn einer von zweyen Faͤllen gewiß er- folgen wird, und der eine durch eben ſo viele gleich- moͤgliche Faͤlle geſchehen kann, als der andre; ſo iſt der Ausgang vollkommen zweifelhaft. z. E. Wenn in einer Lotterie von 6 Looſen, darun- ter ein Gewinn iſt, A drey Looſe, und B drey Looſe nimmt: ſo iſt der Gewinner vollkommen zweifelhaft. 2) Wenn aber einer von zweyen Erfolgen gewiß iſt, und der eine durch mehr gleich moͤgliche Faͤlle geſchehen kann, als der andre; ſo iſt jener Erfolg wahrſcheinlich, dieſer unwahrſcheinlich. A gewinnt wahrſcheinlicher Weiſe, wenn er vier, und B nur zwey Looſe hat. 3) Was bey gleichen Umſtänden der Na- tur oͤfter zu geſchehen, als nicht zu geſchehen pflegt, das iſt bey ſolchen Umſtaͤnden in einem einzelnen Falle wahrſcheinlich. So prophezeit man Wetter und fruchtbare Jahre. Was aber bey ſolchen Umſtaͤnden eben ſo oft zu geſchehen, als nicht zu geſchehen pflegt, iſt in einem einzelnen Falle vollkommen zweifelhaft. 4) Das Maaß der Wahrſcheinlichkeit findet man, wenn man die groͤſſere Zahl ſolcher bekannten aͤhnlichen Faͤlle durch die kleinere Zahl der Ausnahmen dividiret. 5) Zuweilen erfolgt nicht das Wahrſcheinliche, ſondern

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/162>, abgerufen am 24.11.2024.