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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Die Sittenlehre

Gieb andern oft Gelegenheit, ihren Verstand,
ihre Geschicklichkeit und ihre Tugend zu zeigen.
Raube sie ihnen nicht durch Gespräche von dir
selbst.
Es ist vortheilhafter, gefällig zu seyn,
als unser eigen Lob auszubreiten.

Eine stumme Gesellschaft wird schläfrig
und misvergnügt. Führe etwas auf die Bahn,
wenn niemand redet. Zu diesem Ende lies eine
Zeitung und richte dich auf gute Gespräche. Er-
kundige dich nach der Kunst, die dein Gesellschafter
weis, oder nach seinem Handwerke und Gewerbe.
Dieses ist ihm angenehm und dir lehrreich.

Aber laß deine Gespräche vollkommen ehr-
bar
und niemanden eckelhaft seyn.

Verachte keinen Stand, kein Gewerbe,
keine Kunst, keine Wissenschaft. Es ist nöthig,
daß die mehresten neben einander da sind. Du
kannst ohnmöglich alle ihre Vorzüge wissen. Die
Vergleichung ist unnütz und vielem Widerspruche
unterworfen.

Jn fremden Gesellschaften, deren Glieder
du nicht kennst, rede mit solcher Vorsichtigkeit,
als wenn du gewiß wärest, daß irgend einer das
Gegentheil derjenigen Meynung glaubt, welche
du vortragen willst.

§. 43.
Die Sittenlehre

Gieb andern oft Gelegenheit, ihren Verſtand,
ihre Geſchicklichkeit und ihre Tugend zu zeigen.
Raube ſie ihnen nicht durch Geſpräche von dir
ſelbſt.
Es iſt vortheilhafter, gefaͤllig zu ſeyn,
als unſer eigen Lob auszubreiten.

Eine ſtumme Geſellſchaft wird ſchlaͤfrig
und misvergnuͤgt. Fuͤhre etwas auf die Bahn,
wenn niemand redet. Zu dieſem Ende lies eine
Zeitung und richte dich auf gute Geſpraͤche. Er-
kundige dich nach der Kunſt, die dein Geſellſchafter
weis, oder nach ſeinem Handwerke und Gewerbe.
Dieſes iſt ihm angenehm und dir lehrreich.

Aber laß deine Geſpraͤche vollkommen ehr-
bar
und niemanden eckelhaft ſeyn.

Verachte keinen Stand, kein Gewerbe,
keine Kunſt, keine Wiſſenſchaft. Es iſt noͤthig,
daß die mehreſten neben einander da ſind. Du
kannſt ohnmoͤglich alle ihre Vorzuͤge wiſſen. Die
Vergleichung iſt unnuͤtz und vielem Widerſpruche
unterworfen.

Jn fremden Geſellſchaften, deren Glieder
du nicht kennſt, rede mit ſolcher Vorſichtigkeit,
als wenn du gewiß waͤreſt, daß irgend einer das
Gegentheil derjenigen Meynung glaubt, welche
du vortragen willſt.

§. 43.
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[92/0116] Die Sittenlehre Gieb andern oft Gelegenheit, ihren Verſtand, ihre Geſchicklichkeit und ihre Tugend zu zeigen. Raube ſie ihnen nicht durch Geſpräche von dir ſelbſt. Es iſt vortheilhafter, gefaͤllig zu ſeyn, als unſer eigen Lob auszubreiten. Eine ſtumme Geſellſchaft wird ſchlaͤfrig und misvergnuͤgt. Fuͤhre etwas auf die Bahn, wenn niemand redet. Zu dieſem Ende lies eine Zeitung und richte dich auf gute Geſpraͤche. Er- kundige dich nach der Kunſt, die dein Geſellſchafter weis, oder nach ſeinem Handwerke und Gewerbe. Dieſes iſt ihm angenehm und dir lehrreich. Aber laß deine Geſpraͤche vollkommen ehr- bar und niemanden eckelhaft ſeyn. Verachte keinen Stand, kein Gewerbe, keine Kunſt, keine Wiſſenſchaft. Es iſt noͤthig, daß die mehreſten neben einander da ſind. Du kannſt ohnmoͤglich alle ihre Vorzuͤge wiſſen. Die Vergleichung iſt unnuͤtz und vielem Widerſpruche unterworfen. Jn fremden Geſellſchaften, deren Glieder du nicht kennſt, rede mit ſolcher Vorſichtigkeit, als wenn du gewiß waͤreſt, daß irgend einer das Gegentheil derjenigen Meynung glaubt, welche du vortragen willſt. §. 43.

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/116>, abgerufen am 25.11.2024.