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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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aus natürlicher Erkenntniß etc.

Von den übeln Gesinnungen, die von andern
erzählt werden, glaube Anfangs nur wenig.
Sey bereitwilliger das Gute zu glauben. Bey
dieser Gewohnheit wird der Jrrthum dich seltner
gereuen.

Beschwere niemanden durch Aufdringung
deiner Gesellschaft.
Man ist öfterer und frü-
her deiner überdrüssig, als man es sagt.

Trage von der nothwendigen Gesellschaft-
lichkeit so viel Last,
als du nach deinen Um-
ständen kannst. Wisse, die mehresten Menschen
rechnen alle Kosten, alle Beschwerlichkeit und allen
Zeitverlust, die du ihnen verursachst.

Sey einer der Mittelmässigen deines
Standes
im äusserlichen Aufwande. So entge-
hest du dem Neide.

Denen, welche sehr beschäftiget sind, raube
durch deine unnöthige Gegenwart keine Zeit, in
welcher sie sich beschäftigen, oder erquicken könnten.

Was du verbergen willst, das offenbare
niemanden,
wenn du nicht eine ganz besondre
Ursache hast, eine Ausnahme zu machen. Denn
sonst giebst du selbst das Exempel der Schwatzhaf-
tigkeit, welche du an andern nicht wünschest.
Suche keine Geheimnisse, die dich nicht angehen,
zu wissen, besonders nicht von Schwätzern, die
sich Vielen anvertraun.

Gieb
aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.

Von den uͤbeln Geſinnungen, die von andern
erzaͤhlt werden, glaube Anfangs nur wenig.
Sey bereitwilliger das Gute zu glauben. Bey
dieſer Gewohnheit wird der Jrrthum dich ſeltner
gereuen.

Beſchwere niemanden durch Aufdringung
deiner Geſellſchaft.
Man iſt oͤfterer und fruͤ-
her deiner uͤberdruͤſſig, als man es ſagt.

Trage von der nothwendigen Geſellſchaft-
lichkeit ſo viel Laſt,
als du nach deinen Um-
ſtaͤnden kannſt. Wiſſe, die mehreſten Menſchen
rechnen alle Koſten, alle Beſchwerlichkeit und allen
Zeitverluſt, die du ihnen verurſachſt.

Sey einer der Mittelmäſſigen deines
Standes
im aͤuſſerlichen Aufwande. So entge-
heſt du dem Neide.

Denen, welche ſehr beſchaͤftiget ſind, raube
durch deine unnoͤthige Gegenwart keine Zeit, in
welcher ſie ſich beſchaͤftigen, oder erquicken koͤnnten.

Was du verbergen willſt, das offenbare
niemanden,
wenn du nicht eine ganz beſondre
Urſache haſt, eine Ausnahme zu machen. Denn
ſonſt giebſt du ſelbſt das Exempel der Schwatzhaf-
tigkeit, welche du an andern nicht wuͤnſcheſt.
Suche keine Geheimniſſe, die dich nicht angehen,
zu wiſſen, beſonders nicht von Schwaͤtzern, die
ſich Vielen anvertraun.

Gieb
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[91/0115] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. Von den uͤbeln Geſinnungen, die von andern erzaͤhlt werden, glaube Anfangs nur wenig. Sey bereitwilliger das Gute zu glauben. Bey dieſer Gewohnheit wird der Jrrthum dich ſeltner gereuen. Beſchwere niemanden durch Aufdringung deiner Geſellſchaft. Man iſt oͤfterer und fruͤ- her deiner uͤberdruͤſſig, als man es ſagt. Trage von der nothwendigen Geſellſchaft- lichkeit ſo viel Laſt, als du nach deinen Um- ſtaͤnden kannſt. Wiſſe, die mehreſten Menſchen rechnen alle Koſten, alle Beſchwerlichkeit und allen Zeitverluſt, die du ihnen verurſachſt. Sey einer der Mittelmäſſigen deines Standes im aͤuſſerlichen Aufwande. So entge- heſt du dem Neide. Denen, welche ſehr beſchaͤftiget ſind, raube durch deine unnoͤthige Gegenwart keine Zeit, in welcher ſie ſich beſchaͤftigen, oder erquicken koͤnnten. Was du verbergen willſt, das offenbare niemanden, wenn du nicht eine ganz beſondre Urſache haſt, eine Ausnahme zu machen. Denn ſonſt giebſt du ſelbſt das Exempel der Schwatzhaf- tigkeit, welche du an andern nicht wuͤnſcheſt. Suche keine Geheimniſſe, die dich nicht angehen, zu wiſſen, beſonders nicht von Schwaͤtzern, die ſich Vielen anvertraun. Gieb

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/115>, abgerufen am 22.11.2024.