Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

Bild:
<< vorherige Seite

aus natürlicher Erkenntniß etc.
haben, ohne die Eigenschaften und Umstände der
abgezielten Person genau zu kennen, und ohne
vorher den Rath seiner Freunde (anfangs unent-
schlossen) angehört zu haben.

Wer eine unschuldige Person durch ein Ehe-
versprechen, und durch die Folgen derselben in
Schaden und Verdruß gesetzet hat, ist verbun-
den, ihn durch die Ehe selbst zu endigen, oder
auf andre Art, so gut er kann, zu erleichtern und
zu ersetzen.

Wer kein Gewerbe versteht, und wer kein
Vermögen hat, oder es nicht durch die Heyrath
bekömmt, kurz, wer eine Frau und die wahrschein-
lichen Kinder, auf eine seinem Stande gewöhnliche
Art, nicht zu ernähren weis; der muß nicht
heyrathen.
Denn durch solche Ehen wird die
menschliche Glückseligkeit öfterer vermindert, als
vermehrt.

Der eheliche Umgang solcher Personen,
die bloß verlobt sind,
ist wider die nützliche
Ordnung, wird wider Vermuthen mehrentheils
bekannt, und zieht alsdann Unehre und andre
Unfälle nach sich, in welche kein vernünftiger Mensch
sich selbst und seine beste Freundinn zu stürzen waget.

§. 38.

Ein Ehemann, der durch Faulheit und Ver-
schwendung
seine Familie in Armuth und Unzu-

friedenheit

aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc.
haben, ohne die Eigenſchaften und Umſtaͤnde der
abgezielten Perſon genau zu kennen, und ohne
vorher den Rath ſeiner Freunde (anfangs unent-
ſchloſſen) angehoͤrt zu haben.

Wer eine unſchuldige Perſon durch ein Ehe-
verſprechen, und durch die Folgen derſelben in
Schaden und Verdruß geſetzet hat, iſt verbun-
den, ihn durch die Ehe ſelbſt zu endigen, oder
auf andre Art, ſo gut er kann, zu erleichtern und
zu erſetzen.

Wer kein Gewerbe verſteht, und wer kein
Vermoͤgen hat, oder es nicht durch die Heyrath
bekoͤmmt, kurz, wer eine Frau und die wahrſchein-
lichen Kinder, auf eine ſeinem Stande gewoͤhnliche
Art, nicht zu ernaͤhren weis; der muß nicht
heyrathen.
Denn durch ſolche Ehen wird die
menſchliche Gluͤckſeligkeit oͤfterer vermindert, als
vermehrt.

Der eheliche Umgang ſolcher Perſonen,
die bloß verlobt ſind,
iſt wider die nuͤtzliche
Ordnung, wird wider Vermuthen mehrentheils
bekannt, und zieht alsdann Unehre und andre
Unfaͤlle nach ſich, in welche kein vernuͤnftiger Menſch
ſich ſelbſt und ſeine beſte Freundinn zu ſtuͤrzen waget.

§. 38.

Ein Ehemann, der durch Faulheit und Ver-
ſchwendung
ſeine Familie in Armuth und Unzu-

friedenheit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">aus natu&#x0364;rlicher Erkenntniß &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
haben, ohne die Eigen&#x017F;chaften und Um&#x017F;ta&#x0364;nde der<lb/>
abgezielten Per&#x017F;on genau zu kennen, und ohne<lb/>
vorher den Rath &#x017F;einer Freunde (anfangs unent-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en) angeho&#x0364;rt zu haben.</p><lb/>
          <p>Wer eine un&#x017F;chuldige Per&#x017F;on durch ein Ehe-<lb/>
ver&#x017F;prechen, und durch die Folgen der&#x017F;elben in<lb/><hi rendition="#fr">Schaden und Verdruß</hi> ge&#x017F;etzet hat, i&#x017F;t verbun-<lb/>
den, ihn durch die Ehe &#x017F;elb&#x017F;t zu endigen, oder<lb/>
auf andre Art, &#x017F;o gut er kann, zu erleichtern und<lb/>
zu er&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Wer kein Gewerbe ver&#x017F;teht, und wer kein<lb/>
Vermo&#x0364;gen hat, oder es nicht durch die Heyrath<lb/>
beko&#x0364;mmt, kurz, wer eine Frau und die wahr&#x017F;chein-<lb/>
lichen Kinder, auf eine &#x017F;einem Stande gewo&#x0364;hnliche<lb/>
Art, nicht zu erna&#x0364;hren weis; der <hi rendition="#fr">muß nicht<lb/>
heyrathen.</hi> Denn durch &#x017F;olche Ehen wird die<lb/>
men&#x017F;chliche Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit o&#x0364;fterer vermindert, als<lb/>
vermehrt.</p><lb/>
          <p>Der <hi rendition="#fr">eheliche Umgang &#x017F;olcher Per&#x017F;onen,<lb/>
die bloß verlobt &#x017F;ind,</hi> i&#x017F;t wider die nu&#x0364;tzliche<lb/>
Ordnung, wird wider Vermuthen mehrentheils<lb/>
bekannt, und zieht alsdann Unehre und andre<lb/>
Unfa&#x0364;lle nach &#x017F;ich, in welche kein vernu&#x0364;nftiger Men&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und &#x017F;eine be&#x017F;te Freundinn zu &#x017F;tu&#x0364;rzen waget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 38.</head><lb/>
          <p>Ein <hi rendition="#fr">Ehemann,</hi> der durch <hi rendition="#fr">Faulheit und Ver-<lb/>
&#x017F;chwendung</hi> &#x017F;eine Familie in Armuth und Unzu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">friedenheit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0101] aus natuͤrlicher Erkenntniß ꝛc. haben, ohne die Eigenſchaften und Umſtaͤnde der abgezielten Perſon genau zu kennen, und ohne vorher den Rath ſeiner Freunde (anfangs unent- ſchloſſen) angehoͤrt zu haben. Wer eine unſchuldige Perſon durch ein Ehe- verſprechen, und durch die Folgen derſelben in Schaden und Verdruß geſetzet hat, iſt verbun- den, ihn durch die Ehe ſelbſt zu endigen, oder auf andre Art, ſo gut er kann, zu erleichtern und zu erſetzen. Wer kein Gewerbe verſteht, und wer kein Vermoͤgen hat, oder es nicht durch die Heyrath bekoͤmmt, kurz, wer eine Frau und die wahrſchein- lichen Kinder, auf eine ſeinem Stande gewoͤhnliche Art, nicht zu ernaͤhren weis; der muß nicht heyrathen. Denn durch ſolche Ehen wird die menſchliche Gluͤckſeligkeit oͤfterer vermindert, als vermehrt. Der eheliche Umgang ſolcher Perſonen, die bloß verlobt ſind, iſt wider die nuͤtzliche Ordnung, wird wider Vermuthen mehrentheils bekannt, und zieht alsdann Unehre und andre Unfaͤlle nach ſich, in welche kein vernuͤnftiger Menſch ſich ſelbſt und ſeine beſte Freundinn zu ſtuͤrzen waget. §. 38. Ein Ehemann, der durch Faulheit und Ver- ſchwendung ſeine Familie in Armuth und Unzu- friedenheit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/101
Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/101>, abgerufen am 28.11.2024.