Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.Von Pensionisten des Philanthrop. Bett, Wohnung, Wärme, Wäsche und Licht,jährlich unter 250 Rthlr. (Sächsisch Geld) an- nimmt: so muß es besondere Ursachen darzu ver- nehmen und billigen, besonders jetzund bey der Schwierigkeit des Anfanges. Ueberdies muß der Ankömmling zur Hülfe (wegen Anschaffung der Mobilien) 20 Rthlr. Eintrittsgeld geben, bis wir, nachdem das Seminar durch zahlreichen Besuch und durch Wohlthaten wird zu Kräften gekommen seyn, diesen Artikel mit der Zeit nachlassen, und, vielleicht auf billiges Verlangen dieser oder jener Familie, auch etwas weniger Jahrgeld nehmen können. Wenn uns aber versichert wird, daß ein Pensionist bloß dem Schulstande und dem Hof- meisterstande, das ist der Pädagogie, gewidmet ist, und daß wir ihn als einen Unterlehrer und Un- teraufseher nach und nach über sollen; so bezahlt er (unbestimmter Weise) mit der Zeit weit weniger, nach dem Maasse seiner Brauchbarkeit. Es muß aber eines Pensionisten Ankunft drey Monate vor- her gemeldet, und, um die eiteln Geschäfte des Se- minars zu vermeiden, von Halbjahr zu Halbjahr pränumerirt werden. Für Briefe des Semi- nars, in Geschäften eines Pensionisten, wird etwas Billiges angeschrieben, um einen Secretär zu be- zahlen. Denn der Fürsorger und die Lehrer sind mit wichtigern Geschäften besetzt. Und einige El- tern verlangen zuweilen so dringend, daß mans ih- nen nicht abschlagen kann, Nachrichten von Din- gen, die nur ihnen selbst wichtig scheinen. §. 3.
Von Penſioniſten des Philanthrop. Bett, Wohnung, Waͤrme, Waͤſche und Licht,jaͤhrlich unter 250 Rthlr. (Saͤchſiſch Geld) an- nimmt: ſo muß es beſondere Urſachen darzu ver- nehmen und billigen, beſonders jetzund bey der Schwierigkeit des Anfanges. Ueberdies muß der Ankoͤmmling zur Huͤlfe (wegen Anſchaffung der Mobilien) 20 Rthlr. Eintrittsgeld geben, bis wir, nachdem das Seminar durch zahlreichen Beſuch und durch Wohlthaten wird zu Kraͤften gekommen ſeyn, dieſen Artikel mit der Zeit nachlaſſen, und, vielleicht auf billiges Verlangen dieſer oder jener Familie, auch etwas weniger Jahrgeld nehmen koͤnnen. Wenn uns aber verſichert wird, daß ein Penſioniſt bloß dem Schulſtande und dem Hof- meiſterſtande, das iſt der Paͤdagogie, gewidmet iſt, und daß wir ihn als einen Unterlehrer und Un- teraufſeher nach und nach uͤber ſollen; ſo bezahlt er (unbeſtimmter Weiſe) mit der Zeit weit weniger, nach dem Maaſſe ſeiner Brauchbarkeit. Es muß aber eines Penſioniſten Ankunft drey Monate vor- her gemeldet, und, um die eiteln Geſchaͤfte des Se- minars zu vermeiden, von Halbjahr zu Halbjahr praͤnumerirt werden. Fuͤr Briefe des Semi- nars, in Geſchaͤften eines Penſioniſten, wird etwas Billiges angeſchrieben, um einen Secretaͤr zu be- zahlen. Denn der Fuͤrſorger und die Lehrer ſind mit wichtigern Geſchaͤften beſetzt. Und einige El- tern verlangen zuweilen ſo dringend, daß mans ih- nen nicht abſchlagen kann, Nachrichten von Din- gen, die nur ihnen ſelbſt wichtig ſcheinen. §. 3.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="12"/><fw place="top" type="header">Von Penſioniſten des Philanthrop.</fw><lb/> Bett, Wohnung, Waͤrme, Waͤſche und Licht,<lb/> jaͤhrlich unter 250 Rthlr. (Saͤchſiſch Geld) an-<lb/> nimmt: ſo muß es beſondere Urſachen darzu ver-<lb/> nehmen und billigen, beſonders jetzund bey der<lb/> Schwierigkeit des Anfanges. Ueberdies muß der<lb/> Ankoͤmmling zur Huͤlfe (wegen Anſchaffung der<lb/> Mobilien) 20 Rthlr. <hi rendition="#fr">Eintrittsgeld</hi> geben, bis wir,<lb/> nachdem das Seminar durch zahlreichen Beſuch<lb/> und durch Wohlthaten wird zu Kraͤften gekommen<lb/> ſeyn, dieſen Artikel mit der Zeit nachlaſſen, und,<lb/> vielleicht auf billiges Verlangen dieſer oder jener<lb/> Familie, auch etwas weniger Jahrgeld nehmen<lb/> koͤnnen. Wenn uns aber verſichert wird, daß ein<lb/> Penſioniſt bloß dem Schulſtande und dem Hof-<lb/> meiſterſtande, das iſt der <hi rendition="#fr">Paͤdagogie,</hi> gewidmet<lb/> iſt, und daß wir ihn als einen Unterlehrer und Un-<lb/> teraufſeher nach und nach uͤber ſollen; ſo bezahlt er<lb/> (unbeſtimmter Weiſe) mit der Zeit weit weniger,<lb/> nach dem Maaſſe ſeiner Brauchbarkeit. Es muß<lb/> aber eines Penſioniſten Ankunft drey Monate vor-<lb/> her gemeldet, und, um die eiteln Geſchaͤfte des Se-<lb/> minars zu vermeiden, von Halbjahr zu Halbjahr<lb/><hi rendition="#fr">praͤnumerirt</hi> werden. <hi rendition="#fr">Fuͤr Briefe</hi> des Semi-<lb/> nars, in Geſchaͤften eines Penſioniſten, wird etwas<lb/> Billiges angeſchrieben, um einen Secretaͤr zu be-<lb/> zahlen. Denn der Fuͤrſorger und die Lehrer ſind<lb/> mit wichtigern Geſchaͤften beſetzt. Und einige El-<lb/> tern verlangen zuweilen ſo dringend, daß mans ih-<lb/> nen nicht abſchlagen kann, Nachrichten von Din-<lb/> gen, die nur ihnen ſelbſt wichtig ſcheinen.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 3.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [12/0048]
Von Penſioniſten des Philanthrop.
Bett, Wohnung, Waͤrme, Waͤſche und Licht,
jaͤhrlich unter 250 Rthlr. (Saͤchſiſch Geld) an-
nimmt: ſo muß es beſondere Urſachen darzu ver-
nehmen und billigen, beſonders jetzund bey der
Schwierigkeit des Anfanges. Ueberdies muß der
Ankoͤmmling zur Huͤlfe (wegen Anſchaffung der
Mobilien) 20 Rthlr. Eintrittsgeld geben, bis wir,
nachdem das Seminar durch zahlreichen Beſuch
und durch Wohlthaten wird zu Kraͤften gekommen
ſeyn, dieſen Artikel mit der Zeit nachlaſſen, und,
vielleicht auf billiges Verlangen dieſer oder jener
Familie, auch etwas weniger Jahrgeld nehmen
koͤnnen. Wenn uns aber verſichert wird, daß ein
Penſioniſt bloß dem Schulſtande und dem Hof-
meiſterſtande, das iſt der Paͤdagogie, gewidmet
iſt, und daß wir ihn als einen Unterlehrer und Un-
teraufſeher nach und nach uͤber ſollen; ſo bezahlt er
(unbeſtimmter Weiſe) mit der Zeit weit weniger,
nach dem Maaſſe ſeiner Brauchbarkeit. Es muß
aber eines Penſioniſten Ankunft drey Monate vor-
her gemeldet, und, um die eiteln Geſchaͤfte des Se-
minars zu vermeiden, von Halbjahr zu Halbjahr
praͤnumerirt werden. Fuͤr Briefe des Semi-
nars, in Geſchaͤften eines Penſioniſten, wird etwas
Billiges angeſchrieben, um einen Secretaͤr zu be-
zahlen. Denn der Fuͤrſorger und die Lehrer ſind
mit wichtigern Geſchaͤften beſetzt. Und einige El-
tern verlangen zuweilen ſo dringend, daß mans ih-
nen nicht abſchlagen kann, Nachrichten von Din-
gen, die nur ihnen ſelbſt wichtig ſcheinen.
§. 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |