Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.des Philanthropinums. Jugend zu lernen nützlich wäre. Aber Lehre undUebung in allen Theilen der Philosophie, auch der Naturkunde, Mathematik und der Wohlredenheit, kann man hier so vollkommen verlangen und erwarten, als der Nutzen der Lernen- den, sogar bis ins männliche Alter hin, erfodert. Für ein Cabinet von nöthigen Naturalien, Model- len, Jnstrumenten und Kupferstichen, auch für Versuche in der Naturlehre, wird gesorgt. Die historischen Wissenschaften und politi- sche Weltkunde werden in dem Grade gelehret, daß von den Gattungen der Tugenden, einiger La- ster, und der merkwürdigen menschlichen Schick- sale, einige lehrreiche Exempel bekannt werden; daß der Jüngling alle historische Schriften verstehe, ohne, wegen Unwissenheit in den Grundbegriffen und ihren Benamungen (oder in den Epochen und der Geographie), Anstoß zu finden; endlich, daß er hernach mit Nutzen grosse Kenner der Geschichte und der Staaten auf Universitäten oder auf Reisen anhören könne. Obgleich nach unsrer Lehrart nicht Zwang, sondern blos andere Bewegungsgründe und Reitzungen gebraucht werden; so ist doch alles so eingerichtet, daß es der Jugend unmöglich wird, dasjenige, um dessentwillen sie hier hergeschickt wer- den, nicht zu fassen und nicht zu lernen, so weit ihre natürliche Fähigkeit reichet. Denn an Lehrmitteln und Lehrern wird hier nach der Zahl der Lernenden mehr seyn, als an irgend einem andern Orte. Wenn also das Philanthropinum für Lehre und Uebung in diesen Wissenschaften, für Aufsicht, für Unterhalt, Bett,
des Philanthropinums. Jugend zu lernen nuͤtzlich waͤre. Aber Lehre undUebung in allen Theilen der Philoſophie, auch der Naturkunde, Mathematik und der Wohlredenheit, kann man hier ſo vollkommen verlangen und erwarten, als der Nutzen der Lernen- den, ſogar bis ins maͤnnliche Alter hin, erfodert. Fuͤr ein Cabinet von noͤthigen Naturalien, Model- len, Jnſtrumenten und Kupferſtichen, auch fuͤr Verſuche in der Naturlehre, wird geſorgt. Die hiſtoriſchen Wiſſenſchaften und politi- ſche Weltkunde werden in dem Grade gelehret, daß von den Gattungen der Tugenden, einiger La- ſter, und der merkwuͤrdigen menſchlichen Schick- ſale, einige lehrreiche Exempel bekannt werden; daß der Juͤngling alle hiſtoriſche Schriften verſtehe, ohne, wegen Unwiſſenheit in den Grundbegriffen und ihren Benamungen (oder in den Epochen und der Geographie), Anſtoß zu finden; endlich, daß er hernach mit Nutzen groſſe Kenner der Geſchichte und der Staaten auf Univerſitaͤten oder auf Reiſen anhoͤren koͤnne. Obgleich nach unſrer Lehrart nicht Zwang, ſondern blos andere Bewegungsgruͤnde und Reitzungen gebraucht werden; ſo iſt doch alles ſo eingerichtet, daß es der Jugend unmoͤglich wird, dasjenige, um deſſentwillen ſie hier hergeſchickt wer- den, nicht zu faſſen und nicht zu lernen, ſo weit ihre natuͤrliche Faͤhigkeit reichet. Denn an Lehrmitteln und Lehrern wird hier nach der Zahl der Lernenden mehr ſeyn, als an irgend einem andern Orte. Wenn alſo das Philanthropinum fuͤr Lehre und Uebung in dieſen Wiſſenſchaften, fuͤr Aufſicht, fuͤr Unterhalt, Bett,
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des Philanthropinums.
Jugend zu lernen nuͤtzlich waͤre. Aber Lehre und
Uebung in allen Theilen der Philoſophie, auch
der Naturkunde, Mathematik und der
Wohlredenheit, kann man hier ſo vollkommen
verlangen und erwarten, als der Nutzen der Lernen-
den, ſogar bis ins maͤnnliche Alter hin, erfodert. Fuͤr
ein Cabinet von noͤthigen Naturalien, Model-
len, Jnſtrumenten und Kupferſtichen, auch fuͤr
Verſuche in der Naturlehre, wird geſorgt.
Die hiſtoriſchen Wiſſenſchaften und politi-
ſche Weltkunde werden in dem Grade gelehret,
daß von den Gattungen der Tugenden, einiger La-
ſter, und der merkwuͤrdigen menſchlichen Schick-
ſale, einige lehrreiche Exempel bekannt werden;
daß der Juͤngling alle hiſtoriſche Schriften verſtehe,
ohne, wegen Unwiſſenheit in den Grundbegriffen und
ihren Benamungen (oder in den Epochen und der
Geographie), Anſtoß zu finden; endlich, daß er
hernach mit Nutzen groſſe Kenner der Geſchichte
und der Staaten auf Univerſitaͤten oder auf Reiſen
anhoͤren koͤnne. Obgleich nach unſrer Lehrart nicht
Zwang, ſondern blos andere Bewegungsgruͤnde und
Reitzungen gebraucht werden; ſo iſt doch alles ſo
eingerichtet, daß es der Jugend unmoͤglich wird,
dasjenige, um deſſentwillen ſie hier hergeſchickt wer-
den, nicht zu faſſen und nicht zu lernen, ſo weit ihre
natuͤrliche Faͤhigkeit reichet. Denn an Lehrmitteln
und Lehrern wird hier nach der Zahl der Lernenden
mehr ſeyn, als an irgend einem andern Orte. Wenn
alſo das Philanthropinum fuͤr Lehre und Uebung in
dieſen Wiſſenſchaften, fuͤr Aufſicht, fuͤr Unterhalt,
Bett,
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