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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Zum Schluß.
Kleinen, im Mittelmässigen oder im Grossen,
mit gänzlicher Aufopferung des erworbnen klei-
nen Vermögens (wenns nöthig ist) die Hand
an die Wirklichkeit des Werkes zu legen; und den
Rest meiner Tage (so freywillig, als irgend ein
Mensch, und doch bekümmert über meine Schwach-
heit) einem Joche zu unterwerfen, dem ich mich
niemals werde entziehen können.

Jch hatte längst bestimmt, nach meinem
51sten Geburtstage noch mehr, als schon ge-
schehen war, die unnöthige und kleinmüthige Men-
schenscheu abzulegen, es in meinen Reden und
Schriften offenbar zu zeigen; aus Furcht vor dem
Verluste dieser oder jener Gnade eines Grossen
keine gemeinnützige Handlung zu unterlassen, oder
aufzuschieben, sondern meinen wankenden Entschlies-
sungen durch vernünftige Ueberlegung des Bessern,
(oder bey dem Scheine der Gleichgültigkeit) durchs
Loos ein Ende zu machen. Jch erhob mein Herz zu
Gott, und was ich dachte, wünschte und beschloß,
schrieb ich zu beständigen Erinnerungen für mich
selbst, für meine Freunde, und für solche Leser,
die es im gewissen Grade wegen der Gemeinschaft-
lichkeit der Absichten seyn können. Meine Seele
aber dachte folgender Massen.

Du Schöpfer Himmels und der Erden! Va-
ter der Menschen! Vater der Menschen! Du Gnä-
digster! Du Bester! -- Du lenkst die Natur,
Du regierst die Seelen! -- Und nur, was Du
willst, erfolgt in beyden! Auch wenn Du nicht

Wunder

Zum Schluß.
Kleinen, im Mittelmaͤſſigen oder im Groſſen,
mit gaͤnzlicher Aufopferung des erworbnen klei-
nen Vermoͤgens (wenns noͤthig iſt) die Hand
an die Wirklichkeit des Werkes zu legen; und den
Reſt meiner Tage (ſo freywillig, als irgend ein
Menſch, und doch bekuͤmmert uͤber meine Schwach-
heit) einem Joche zu unterwerfen, dem ich mich
niemals werde entziehen koͤnnen.

Jch hatte laͤngſt beſtimmt, nach meinem
51ſten Geburtstage noch mehr, als ſchon ge-
ſchehen war, die unnoͤthige und kleinmuͤthige Men-
ſchenſcheu abzulegen, es in meinen Reden und
Schriften offenbar zu zeigen; aus Furcht vor dem
Verluſte dieſer oder jener Gnade eines Groſſen
keine gemeinnuͤtzige Handlung zu unterlaſſen, oder
aufzuſchieben, ſondern meinen wankenden Entſchlieſ-
ſungen durch vernuͤnftige Ueberlegung des Beſſern,
(oder bey dem Scheine der Gleichguͤltigkeit) durchs
Loos ein Ende zu machen. Jch erhob mein Herz zu
Gott, und was ich dachte, wuͤnſchte und beſchloß,
ſchrieb ich zu beſtaͤndigen Erinnerungen fuͤr mich
ſelbſt, fuͤr meine Freunde, und fuͤr ſolche Leſer,
die es im gewiſſen Grade wegen der Gemeinſchaft-
lichkeit der Abſichten ſeyn koͤnnen. Meine Seele
aber dachte folgender Maſſen.

Du Schoͤpfer Himmels und der Erden! Va-
ter der Menſchen! Vater der Menſchen! Du Gnaͤ-
digſter! Du Beſter! — Du lenkſt die Natur,
Du regierſt die Seelen! — Und nur, was Du
willſt, erfolgt in beyden! Auch wenn Du nicht

Wunder
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[88/0124] Zum Schluß. Kleinen, im Mittelmaͤſſigen oder im Groſſen, mit gaͤnzlicher Aufopferung des erworbnen klei- nen Vermoͤgens (wenns noͤthig iſt) die Hand an die Wirklichkeit des Werkes zu legen; und den Reſt meiner Tage (ſo freywillig, als irgend ein Menſch, und doch bekuͤmmert uͤber meine Schwach- heit) einem Joche zu unterwerfen, dem ich mich niemals werde entziehen koͤnnen. Jch hatte laͤngſt beſtimmt, nach meinem 51ſten Geburtstage noch mehr, als ſchon ge- ſchehen war, die unnoͤthige und kleinmuͤthige Men- ſchenſcheu abzulegen, es in meinen Reden und Schriften offenbar zu zeigen; aus Furcht vor dem Verluſte dieſer oder jener Gnade eines Groſſen keine gemeinnuͤtzige Handlung zu unterlaſſen, oder aufzuſchieben, ſondern meinen wankenden Entſchlieſ- ſungen durch vernuͤnftige Ueberlegung des Beſſern, (oder bey dem Scheine der Gleichguͤltigkeit) durchs Loos ein Ende zu machen. Jch erhob mein Herz zu Gott, und was ich dachte, wuͤnſchte und beſchloß, ſchrieb ich zu beſtaͤndigen Erinnerungen fuͤr mich ſelbſt, fuͤr meine Freunde, und fuͤr ſolche Leſer, die es im gewiſſen Grade wegen der Gemeinſchaft- lichkeit der Abſichten ſeyn koͤnnen. Meine Seele aber dachte folgender Maſſen. Du Schoͤpfer Himmels und der Erden! Va- ter der Menſchen! Vater der Menſchen! Du Gnaͤ- digſter! Du Beſter! — Du lenkſt die Natur, Du regierſt die Seelen! — Und nur, was Du willſt, erfolgt in beyden! Auch wenn Du nicht Wunder

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/124>, abgerufen am 22.11.2024.