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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Vierdte Buch.
her du Räuber/ sagt Poliarchus/ laß dir die Straffe
für deine Vhelthat geben. Du solt mir heute nicht
entrinnen/ vnnd wann dich deine Mutter mehr als
den Achilles in dem Fluß Styx feste gemacht hette.
Es ist das Opffer/ Fraw/ welches ich euch aufftra-
ge/ wann euch so ein schmähliche Gabe nicht zuwie-
der ist. Radirobanes gab zur Antwort; kömpstu
herfür wie auß dem Frawenzimmer du Buhler-
knecht? Aber der Todt wirdt dein schändtliches Le-
ben vnter den Waffen verbergen. Trag kein Be-
dencken deine Gurgel darzubieten/ als ob du ein
Mann werest.

Es hatte keiner die Gedult den andern auff
seine Scheltworte weiter zubescheiden. Der gros-
se Zorn/ so stärcker zu machen pfleget/ hatte sie
fast schwecher gemacht. Doch kamen sie mit
der Brust/ den Rossen vnd Waffen zusammen/
nicht gelinder als wann ein Sturmwindt zwe-
ne Felsen wieder einander stiesse. Das Glück
wolte aber jhren Streichen damals nicht fu-
gen/ vnd die Pferde/ wiewol sie in selbigem ren-
nen beleydiget worden/ waren doch zu vbrigem
Kampffe nicht vndüchtig. Derhalben wand-
ten sie den Zügel/ vnnd ein jeglicher schoß so
kräfftig auff den andern/ daß sie den Pfeil
mit dem Schilde außschlagen musten. Ein
jedweder hatte noch einen Pfeil: damit derselbe
nun nicht fehl gienge/ besahen sie einander lange

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G g g

Das Vierdte Buch.
her du Raͤuber/ ſagt Poliarchus/ laß dir die Straffe
fuͤr deine Vhelthat geben. Du ſolt mir heute nicht
entrinnen/ vnnd wann dich deine Mutter mehr als
den Achilles in dem Fluß Styx feſte gemacht hette.
Es iſt das Opffer/ Fraw/ welches ich euch aufftra-
ge/ wann euch ſo ein ſchmaͤhliche Gabe nicht zuwie-
der iſt. Radirobanes gab zur Antwort; koͤmpſtu
herfuͤr wie auß dem Frawenzimmer du Buhler-
knecht? Aber der Todt wirdt dein ſchaͤndtliches Le-
ben vnter den Waffen verbergen. Trag kein Be-
dencken deine Gurgel darzubieten/ als ob du ein
Mann wereſt.

Es hatte keiner die Gedult den andern auff
ſeine Scheltworte weiter zubeſcheiden. Der groſ-
ſe Zorn/ ſo ſtaͤrcker zu machen pfleget/ hatte ſie
faſt ſchwecher gemacht. Doch kamen ſie mit
der Bruſt/ den Roſſen vnd Waffen zuſammen/
nicht gelinder als wann ein Sturmwindt zwe-
ne Felſen wieder einander ſtieſſe. Das Gluͤck
wolte aber jhren Streichen damals nicht fu-
gen/ vnd die Pferde/ wiewol ſie in ſelbigem ren-
nen beleydiget worden/ waren doch zu vbrigem
Kampffe nicht vnduͤchtig. Derhalben wand-
ten ſie den Zuͤgel/ vnnd ein jeglicher ſchoß ſo
kraͤfftig auff den andern/ daß ſie den Pfeil
mit dem Schilde außſchlagen muſten. Ein
jedweder hatte noch einen Pfeil: damit derſelbe
nun nicht fehl gienge/ beſahen ſie einander lange

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[833/0877] Das Vierdte Buch. her du Raͤuber/ ſagt Poliarchus/ laß dir die Straffe fuͤr deine Vhelthat geben. Du ſolt mir heute nicht entrinnen/ vnnd wann dich deine Mutter mehr als den Achilles in dem Fluß Styx feſte gemacht hette. Es iſt das Opffer/ Fraw/ welches ich euch aufftra- ge/ wann euch ſo ein ſchmaͤhliche Gabe nicht zuwie- der iſt. Radirobanes gab zur Antwort; koͤmpſtu herfuͤr wie auß dem Frawenzimmer du Buhler- knecht? Aber der Todt wirdt dein ſchaͤndtliches Le- ben vnter den Waffen verbergen. Trag kein Be- dencken deine Gurgel darzubieten/ als ob du ein Mann wereſt. Es hatte keiner die Gedult den andern auff ſeine Scheltworte weiter zubeſcheiden. Der groſ- ſe Zorn/ ſo ſtaͤrcker zu machen pfleget/ hatte ſie faſt ſchwecher gemacht. Doch kamen ſie mit der Bruſt/ den Roſſen vnd Waffen zuſammen/ nicht gelinder als wann ein Sturmwindt zwe- ne Felſen wieder einander ſtieſſe. Das Gluͤck wolte aber jhren Streichen damals nicht fu- gen/ vnd die Pferde/ wiewol ſie in ſelbigem ren- nen beleydiget worden/ waren doch zu vbrigem Kampffe nicht vnduͤchtig. Derhalben wand- ten ſie den Zuͤgel/ vnnd ein jeglicher ſchoß ſo kraͤfftig auff den andern/ daß ſie den Pfeil mit dem Schilde außſchlagen muſten. Ein jedweder hatte noch einen Pfeil: damit derſelbe nun nicht fehl gienge/ beſahen ſie einander lange wo G g g

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/877>, abgerufen am 23.11.2024.