Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch.
ben sie diesen hernach nicht allein/ sondern schmiegen
vnd biegen sich für jhm/ vnd erschrecken wann er jh-
nen einredet; so lange biß er auß Vergeßligkeit daß
er nur ein geliehenes Regiment habe/ sich zu tyran-
nisiren vnterfänget; oder biß der/ von dem solch An-
sehen herrühret/ auß schwachheit deß Verstandes
der seine Freyheit nicht gebrauchen kan/ sich an-
fängt vber einem andern zuverwundern. Ich zwei-
fele nicht/ Mein Herr/ jhr werdet meiner lachen/ daß
ich als ein Weib solche Wort gegen euch außstosse:
aber glaubt es/ daß hiesiger Lande stethes Vnglücke
diesen Inhalt zureden/ so gemeine gemacht hat/ daß
ein Frawenzimmer jetzundt gar weißlich darvon vr-
theilen kan. Darauff sagte Archombrotus/ als der
auff der Fürsten seiten war/ also: Ich gestehe es/ Kö-
nige fehlen offt im vnterdrucken der Freunde: aber
wie vielmal geben die so in Gnaden sind dem Glück
selber Vrsach von jhnen zufliehen; welches sie nicht
so bald verlassen würde/ wann sie bescheidener damit
vmbgiengen? Etzliche auß jhnen/ die auff jhres Her-
ren Natur nicht Achtung geben/ vnterlassen das je-
nige zuüben/ welches sie in Gnaden gebracht hat: o-
der vberfallen vnd dämpffen mit einer Vngestüm-
migkeit jhre newe Gunst/ die noch bey den Herren
nicht eingewurtzelt ist; wie die menge der Speisen
den Magen erstöcket/ der noch nicht zu kräfften ist
kommen. Andere haben sich gestürtzt/ daß sie zu vn-
ersättig gewesen sind/ ob sie gleich die Gunst deß
Glückes gleichsamb vberschwemmet hat. Dann

wann

Das Erſte Buch.
ben ſie dieſen hernach nicht allein/ ſondeꝛn ſchmiegen
vnd biegen ſich fuͤr jhm/ vnd erſchrecken wann er jh-
nen einredet; ſo lange biß er auß Vergeßligkeit daß
er nur ein geliehenes Regiment habe/ ſich zu tyran-
niſiren vnterfaͤnget; oder biß der/ von dem ſolch An-
ſehen herruͤhret/ auß ſchwachheit deß Verſtandes
der ſeine Freyheit nicht gebrauchen kan/ ſich an-
faͤngt vber einem andern zuverwundern. Ich zwei-
fele nicht/ Mein Herꝛ/ jhr werdet meiner lachen/ daß
ich als ein Weib ſolche Wort gegen euch außſtoſſe:
aber glaubt es/ daß hieſiger Lande ſtethes Vngluͤcke
dieſen Inhalt zureden/ ſo gemeine gemacht hat/ daß
ein Frawenzimmer jetzundt gar weißlich darvon vr-
theilen kan. Darauff ſagte Archombrotus/ als der
auff der Fuͤrſten ſeiten war/ alſo: Ich geſtehe es/ Koͤ-
nige fehlen offt im vnterdrucken der Freunde: aber
wie vielmal geben die ſo in Gnaden ſind dem Gluͤck
ſelber Vrſach von jhnen zufliehen; welches ſie nicht
ſo bald verlaſſen wuͤrde/ wann ſie beſcheidener damit
vmbgiengen? Etzliche auß jhnen/ die auff jhres Her-
ren Natur nicht Achtung geben/ vnterlaſſen das je-
nige zuuͤben/ welches ſie in Gnaden gebracht hat: o-
der vberfallen vnd daͤmpffen mit einer Vngeſtuͤm-
migkeit jhre newe Gunſt/ die noch bey den Herꝛen
nicht eingewurtzelt iſt; wie die menge der Speiſen
den Magen erſtoͤcket/ der noch nicht zu kraͤfften iſt
kommen. Andere haben ſich geſtuͤrtzt/ daß ſie zu vn-
erſaͤttig geweſen ſind/ ob ſie gleich die Gunſt deß
Gluͤckes gleichſamb vberſchwemmet hat. Dann

wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0087" n="43"/><fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
ben &#x017F;ie die&#x017F;en hernach nicht allein/ &#x017F;onde&#xA75B;n &#x017F;chmiegen<lb/>
vnd biegen &#x017F;ich fu&#x0364;r jhm/ vnd er&#x017F;chrecken wann er jh-<lb/>
nen einredet; &#x017F;o lange biß er auß Vergeßligkeit daß<lb/>
er nur ein geliehenes Regiment habe/ &#x017F;ich zu tyran-<lb/>
ni&#x017F;iren vnterfa&#x0364;nget; oder biß der/ von dem &#x017F;olch An-<lb/>
&#x017F;ehen herru&#x0364;hret/ auß &#x017F;chwachheit deß Ver&#x017F;tandes<lb/>
der &#x017F;eine Freyheit nicht gebrauchen kan/ &#x017F;ich an-<lb/>
fa&#x0364;ngt vber einem andern zuverwundern. Ich zwei-<lb/>
fele nicht/ Mein Her&#xA75B;/ jhr werdet meiner lachen/ daß<lb/>
ich als ein Weib &#x017F;olche Wort gegen euch auß&#x017F;to&#x017F;&#x017F;e:<lb/>
aber glaubt es/ daß hie&#x017F;iger Lande &#x017F;tethes Vnglu&#x0364;cke<lb/>
die&#x017F;en Inhalt zureden/ &#x017F;o gemeine gemacht hat/ daß<lb/>
ein Frawenzimmer jetzundt gar weißlich darvon vr-<lb/>
theilen kan. Darauff &#x017F;agte Archombrotus/ als der<lb/>
auff der Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;eiten war/ al&#x017F;o: Ich ge&#x017F;tehe es/ Ko&#x0364;-<lb/>
nige fehlen offt im vnterdrucken der Freunde: aber<lb/>
wie vielmal geben die &#x017F;o in Gnaden &#x017F;ind dem Glu&#x0364;ck<lb/>
&#x017F;elber Vr&#x017F;ach von jhnen zufliehen; welches &#x017F;ie nicht<lb/>
&#x017F;o bald verla&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde/ wann &#x017F;ie be&#x017F;cheidener damit<lb/>
vmbgiengen? Etzliche auß jhnen/ die auff jhres Her-<lb/>
ren Natur nicht Achtung geben/ vnterla&#x017F;&#x017F;en das je-<lb/>
nige zuu&#x0364;ben/ welches &#x017F;ie in Gnaden gebracht hat: o-<lb/>
der vberfallen vnd da&#x0364;mpffen mit einer Vnge&#x017F;tu&#x0364;m-<lb/>
migkeit jhre newe Gun&#x017F;t/ die noch bey den Her&#xA75B;en<lb/>
nicht eingewurtzelt i&#x017F;t; wie die menge der Spei&#x017F;en<lb/>
den Magen er&#x017F;to&#x0364;cket/ der noch nicht zu kra&#x0364;fften i&#x017F;t<lb/>
kommen. Andere haben &#x017F;ich ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ daß &#x017F;ie zu vn-<lb/>
er&#x017F;a&#x0364;ttig gewe&#x017F;en &#x017F;ind/ ob &#x017F;ie gleich die Gun&#x017F;t deß<lb/>
Glu&#x0364;ckes gleich&#x017F;amb vber&#x017F;chwemmet hat. Dann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0087] Das Erſte Buch. ben ſie dieſen hernach nicht allein/ ſondeꝛn ſchmiegen vnd biegen ſich fuͤr jhm/ vnd erſchrecken wann er jh- nen einredet; ſo lange biß er auß Vergeßligkeit daß er nur ein geliehenes Regiment habe/ ſich zu tyran- niſiren vnterfaͤnget; oder biß der/ von dem ſolch An- ſehen herruͤhret/ auß ſchwachheit deß Verſtandes der ſeine Freyheit nicht gebrauchen kan/ ſich an- faͤngt vber einem andern zuverwundern. Ich zwei- fele nicht/ Mein Herꝛ/ jhr werdet meiner lachen/ daß ich als ein Weib ſolche Wort gegen euch außſtoſſe: aber glaubt es/ daß hieſiger Lande ſtethes Vngluͤcke dieſen Inhalt zureden/ ſo gemeine gemacht hat/ daß ein Frawenzimmer jetzundt gar weißlich darvon vr- theilen kan. Darauff ſagte Archombrotus/ als der auff der Fuͤrſten ſeiten war/ alſo: Ich geſtehe es/ Koͤ- nige fehlen offt im vnterdrucken der Freunde: aber wie vielmal geben die ſo in Gnaden ſind dem Gluͤck ſelber Vrſach von jhnen zufliehen; welches ſie nicht ſo bald verlaſſen wuͤrde/ wann ſie beſcheidener damit vmbgiengen? Etzliche auß jhnen/ die auff jhres Her- ren Natur nicht Achtung geben/ vnterlaſſen das je- nige zuuͤben/ welches ſie in Gnaden gebracht hat: o- der vberfallen vnd daͤmpffen mit einer Vngeſtuͤm- migkeit jhre newe Gunſt/ die noch bey den Herꝛen nicht eingewurtzelt iſt; wie die menge der Speiſen den Magen erſtoͤcket/ der noch nicht zu kraͤfften iſt kommen. Andere haben ſich geſtuͤrtzt/ daß ſie zu vn- erſaͤttig geweſen ſind/ ob ſie gleich die Gunſt deß Gluͤckes gleichſamb vberſchwemmet hat. Dann wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/87
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/87>, abgerufen am 24.11.2024.