Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Vierdte Buch. dorix hienein kam/ vnnd ein frembdes Kindt/ mit be-trogener Zuneigung/ auff die Armen hub. Wie er es nachmals den Saügammen anbefohlen/ vnd die Kindtbetterin getröstet hatte/ gieng er in den Tem- pel den Göttern zudancken; denen er wegen einer grösseren Wolthat verbunden war als er selbst ver- meinete. Sicambre/ welcher die Königin jhr Kindt ver- säuget X x v
Das Vierdte Buch. dorix hienein kam/ vnnd ein frembdes Kindt/ mit be-trogener Zuneigung/ auff die Armen hub. Wie er es nachmals den Sauͤgammen anbefohlen/ vnd die Kindtbetterin getroͤſtet hatte/ gieng er in den Tem- pel den Goͤttern zudancken; denen er wegen einer groͤſſeren Wolthat verbunden war als er ſelbſt ver- meinete. Sicambre/ welcher die Koͤnigin jhr Kindt ver- ſaͤuget X x v
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Das Vierdte Buch.
dorix hienein kam/ vnnd ein frembdes Kindt/ mit be-
trogener Zuneigung/ auff die Armen hub. Wie er
es nachmals den Sauͤgammen anbefohlen/ vnd die
Kindtbetterin getroͤſtet hatte/ gieng er in den Tem-
pel den Goͤttern zudancken; denen er wegen einer
groͤſſeren Wolthat verbunden war als er ſelbſt ver-
meinete.
Sicambre/ welcher die Koͤnigin jhr Kindt ver-
trawet hatte/ war eine Fraw von mittelem Zuſtan-
de; dann bey fuͤrnemen Leuten were das Kindt nicht
wol verborgen blieben/ vnnd bey Armen hette ſo ein
zarter Leib nach Notturfft nicht moͤgen verſehen
werden. Sie hatte jhren Mann/ ſo Ceroviſt heiſſet/
mit ſich gebracht; welchem ſie nicht weit von dem
Pallaſte das heilige Pfandtſanffte zu tragen vber-
geben hat. Die Barmhertzigkeit vnnd groſſe Hoff-
nung machten daß er auff das Kindt genawe Ach-
tung gab. Derhalben entwieche er von der Frawen/
damit ſeine Leute in keinen Argwohn geriethen/ vnd
gieng in ſein Vorwerck. Dann er hatte zimlich viel
aͤcker an dem Strande deß Rhodans/ ſo keiner
Statt nahe gelegen/ vnd hielte ſein geſinde in ehrba-
rem Wandel nach Baͤwriſcher Einfalt. Als er
nach Hauſe kommen/ gab er fuͤr/ er hette dieſes
Kindt nahe bey dem Walde geſunden. Wie nach-
mals auch ſeine Fraw kam/ lieff er jhr entgegen/ vnd
bate in Anweſenheit der Seinigen/ daß ſie dem Ar-
men die Bruͤſte reichen wolte; Dann ſie war noch
bequem darzu/ weil ſie kurtz zuvor jhren Sohn ge-
ſaͤuget
X x v
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