Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch.
Beständigkeit gegen dem Könige haben abwenden
lassen. Aber wann jhr euch ein wenig bey Hofe wer-
det auffgehalten haben/ so werdet jhr sie durch das
Gerüchte vnd jhre Tugend von den andern leicht-
lich vnterscheiden lernen.

Es gieng schon zimblich spatt in die Nacht/ vnd
die Ruhe war jhnen auch Müdigkeit halben von nö-
then; derentwegen hielten sie nach gesegnen mit dem
reden jnne. Nichtsdestoweniger liessen doch die Sor-
gen zwischen dem wachen vnd schlaffen die Gemü-
ther nicht ruhen. Archombrotus stalte jhm die Ge-
fahr für Augen/ von welcher er kurtz zuvor gehöret
hatte; vnd war jhm nichts mehr zuwider/ als daß es
sich zu einem Frieden ansehen liesse. Dann wie wür-
de er nun Mittel haben sich in der Schlacht zube-
finden? bey welcher Gelegenheit/ vnd mit was für
Waffen köndte er dem Meleander seinen Muth vnd
Stärcke bezeugen? So betrachtete er auch mit La-
chen stillschwergend/ daß Poliarchus/ der so fertig
were zu streitten/ vnd allerley Glück zuversuchen/ ein
solch schrecken empfunden von dem blossen Namen
einer Jungfrawen. Dann er vermeinte/ daß er aus-
ser seiner Tugendt vnd Dapfferkeit nichts hette/ da-
durch er jhm entweder Glücks oder Stands wegen
auff solche Heyrath dörffte rechnung machen. Im
Fall nun/ sagte er bey sich selber/ diese privat Person
eine Lieb auff die Argenis eines Königs Techter
werffen darff/ wer wil zweiffeln/ daß Amor vns das
Gedächtnuß aller Gefahr vnd Vnglücks außden

Sinnen
B iiij

Das Erſte Buch.
Beſtaͤndigkeit gegen dem Koͤnige haben abwenden
laſſen. Aber wann jhr euch ein wenig bey Hofe wer-
det auffgehalten haben/ ſo werdet jhr ſie durch das
Geruͤchte vnd jhre Tugend von den andern leicht-
lich vnterſcheiden lernen.

Es gieng ſchon zimblich ſpatt in die Nacht/ vnd
die Ruhe war jhnen auch Muͤdigkeit halben von noͤ-
then; derentwegen hielten ſie nach geſegnen mit dem
reden jnne. Nichtsdeſtoweniger lieſſen doch die Sor-
gen zwiſchen dem wachen vnd ſchlaffen die Gemuͤ-
ther nicht ruhen. Archombrotus ſtalte jhm die Ge-
fahr fuͤr Augen/ von welcher er kurtz zuvor gehoͤret
hatte; vnd war jhm nichts mehr zuwider/ als daß es
ſich zu einem Frieden anſehen lieſſe. Dann wie wuͤr-
de er nun Mittel haben ſich in der Schlacht zube-
finden? bey welcher Gelegenheit/ vnd mit was fuͤr
Waffen koͤndte er dem Meleander ſeinen Muth vñ
Staͤrcke bezeugen? So betrachtete er auch mit La-
chen ſtillſchwergend/ daß Poliarchus/ der ſo fertig
were zu ſtreitten/ vnd allerley Gluͤck zuverſuchen/ ein
ſolch ſchrecken empfunden von dem bloſſen Namen
einer Jungfrawen. Dann er vermeinte/ daß er auſ-
ſer ſeiner Tugendt vnd Dapfferkeit nichts hette/ da-
durch er jhm entweder Gluͤcks oder Stands wegen
auff ſolche Heyrath doͤrffte rechnung machen. Im
Fall nun/ ſagte er bey ſich ſelber/ dieſe privat Perſon
eine Lieb auff die Argenis eines Koͤnigs Techter
werffen darff/ wer wil zweiffeln/ daß Amor vns das
Gedaͤchtnuß aller Gefahr vnd Vngluͤcks außden

Sinnen
B iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0067" n="23"/><fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit gegen dem Ko&#x0364;nige haben abwenden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Aber wann jhr euch ein wenig bey Hofe wer-<lb/>
det auffgehalten haben/ &#x017F;o werdet jhr &#x017F;ie durch das<lb/>
Geru&#x0364;chte vnd jhre Tugend von den andern leicht-<lb/>
lich vnter&#x017F;cheiden lernen.</p><lb/>
            <p>Es gieng &#x017F;chon zimblich &#x017F;patt in die Nacht/ vnd<lb/>
die Ruhe war jhnen auch Mu&#x0364;digkeit halben von no&#x0364;-<lb/>
then; derentwegen hielten &#x017F;ie nach ge&#x017F;egnen mit dem<lb/>
reden jnne. Nichtsde&#x017F;toweniger lie&#x017F;&#x017F;en doch die Sor-<lb/>
gen zwi&#x017F;chen dem wachen vnd &#x017F;chlaffen die Gemu&#x0364;-<lb/>
ther nicht ruhen. Archombrotus &#x017F;talte jhm die Ge-<lb/>
fahr fu&#x0364;r Augen/ von welcher er kurtz zuvor geho&#x0364;ret<lb/>
hatte; vnd war jhm nichts mehr zuwider/ als daß es<lb/>
&#x017F;ich zu einem Frieden an&#x017F;ehen lie&#x017F;&#x017F;e. Dann wie wu&#x0364;r-<lb/>
de er nun Mittel haben &#x017F;ich in der Schlacht zube-<lb/>
finden? bey welcher Gelegenheit/ vnd mit was fu&#x0364;r<lb/>
Waffen ko&#x0364;ndte er dem Meleander &#x017F;einen Muth vn&#x0303;<lb/>
Sta&#x0364;rcke bezeugen? So betrachtete er auch mit La-<lb/>
chen &#x017F;till&#x017F;chwergend/ daß Poliarchus/ der &#x017F;o fertig<lb/>
were zu &#x017F;treitten/ vnd allerley Glu&#x0364;ck zuver&#x017F;uchen/ ein<lb/>
&#x017F;olch &#x017F;chrecken empfunden von dem blo&#x017F;&#x017F;en Namen<lb/>
einer Jungfrawen. Dann er vermeinte/ daß er au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;einer Tugendt vnd Dapfferkeit nichts hette/ da-<lb/>
durch er jhm entweder Glu&#x0364;cks oder Stands wegen<lb/>
auff &#x017F;olche Heyrath do&#x0364;rffte rechnung machen. Im<lb/>
Fall nun/ &#x017F;agte er bey &#x017F;ich &#x017F;elber/ die&#x017F;e privat Per&#x017F;on<lb/>
eine Lieb auff die Argenis eines Ko&#x0364;nigs Techter<lb/>
werffen darff/ wer wil zweiffeln/ daß Amor vns das<lb/>
Geda&#x0364;chtnuß aller Gefahr vnd Vnglu&#x0364;cks außden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">Sinnen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0067] Das Erſte Buch. Beſtaͤndigkeit gegen dem Koͤnige haben abwenden laſſen. Aber wann jhr euch ein wenig bey Hofe wer- det auffgehalten haben/ ſo werdet jhr ſie durch das Geruͤchte vnd jhre Tugend von den andern leicht- lich vnterſcheiden lernen. Es gieng ſchon zimblich ſpatt in die Nacht/ vnd die Ruhe war jhnen auch Muͤdigkeit halben von noͤ- then; derentwegen hielten ſie nach geſegnen mit dem reden jnne. Nichtsdeſtoweniger lieſſen doch die Sor- gen zwiſchen dem wachen vnd ſchlaffen die Gemuͤ- ther nicht ruhen. Archombrotus ſtalte jhm die Ge- fahr fuͤr Augen/ von welcher er kurtz zuvor gehoͤret hatte; vnd war jhm nichts mehr zuwider/ als daß es ſich zu einem Frieden anſehen lieſſe. Dann wie wuͤr- de er nun Mittel haben ſich in der Schlacht zube- finden? bey welcher Gelegenheit/ vnd mit was fuͤr Waffen koͤndte er dem Meleander ſeinen Muth vñ Staͤrcke bezeugen? So betrachtete er auch mit La- chen ſtillſchwergend/ daß Poliarchus/ der ſo fertig were zu ſtreitten/ vnd allerley Gluͤck zuverſuchen/ ein ſolch ſchrecken empfunden von dem bloſſen Namen einer Jungfrawen. Dann er vermeinte/ daß er auſ- ſer ſeiner Tugendt vnd Dapfferkeit nichts hette/ da- durch er jhm entweder Gluͤcks oder Stands wegen auff ſolche Heyrath doͤrffte rechnung machen. Im Fall nun/ ſagte er bey ſich ſelber/ dieſe privat Perſon eine Lieb auff die Argenis eines Koͤnigs Techter werffen darff/ wer wil zweiffeln/ daß Amor vns das Gedaͤchtnuß aller Gefahr vnd Vngluͤcks außden Sinnen B iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/67
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/67>, abgerufen am 24.11.2024.