Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch. vnd gebahnet habe/ welchen sie/ weil er zu Lastern lei-tet/ vnd wenig rühmlich ist/ Schande halben zuvor nicht suchen dörffen. Was ists dann Wunder/ wann Fürsten durch den hefftigen Sturm solcher schmei- chelerey dahin getrieben werden/ wozu sie genugsam von sich selbst geneiget sind/ daß sie hernachmals nur solchen Worten glauben wie man jhnen fürbläwet? Weil sonderlich niemandt sich finden wil/ der sich wider solche vnbilliche Gewalt legte. Dann weise Leut welche sie zu jhren Angelegenheiten gebrauchen/ die tragen entweder ein Bedencken vergebliche War- nung zu thun/ oder wissen daß eine Artzney so zur Gesundheit dienet/ vnangenehm ist/ vnd lassen also dem Wesen seinen Lauff; oder machen ja einen Vn- terscheidt zwischen denen Lastern die dem König vbel anstehen/ vnd denen die dem gemeinen Wesen zum Schaden gereichen. Sindt also zufrieden/ wann sie dem Regiment nur ein wenig zu rechte helffen/ er- öffnen aber dem Fürsten die Augen nicht wider/ damit er seinem vbelen Zustandt/ vnd dem Be- trug der Heucheler begegnen könne. Wer hat Kö- nigen jemals mit verständigen Worten in das Ge- sichte gesagt/ wann sie geitzig sindt/ wann sie auß vbermässiger Lust zur Jagt sich vmb den gemei- nen Nutzen vnbekümmert lassen/ oder die Zeit in der sie leben/ mit schädlichen Exempeln jhres är- gerlichen Lebens anstecken/ oder durch vnbesonne- ne annemmung allerhandt Freundschafft jhnen der Vnter- K k ij
Das Dritte Buch. vnd gebahnet habe/ welchen ſie/ weil er zu Laſtern lei-tet/ vnd wenig ruͤhmlich iſt/ Schande halben zuvor nicht ſuchen doͤrffen. Was iſts dann Wunder/ wañ Fuͤrſten durch den hefftigen Sturm ſolcher ſchmei- chelerey dahin getrieben werden/ wozu ſie genugſam von ſich ſelbſt geneiget ſind/ daß ſie heꝛnachmals nur ſolchen Worten glauben wie man jhnen fuͤrblaͤwet? Weil ſonderlich niemandt ſich finden wil/ der ſich wider ſolche vnbilliche Gewalt legte. Dann weiſe Leut welche ſie zu jhren Angelegenheiten gebrauchẽ/ die tragen entweder ein Bedencken vergebliche War- nung zu thun/ oder wiſſen daß eine Artzney ſo zur Geſundheit dienet/ vnangenehm iſt/ vnd laſſen alſo dem Weſen ſeinen Lauff; oder machen ja einen Vn- terſcheidt zwiſchen denen Laſtern die dem Koͤnig vbel anſtehen/ vnd denen die dem gemeinen Weſen zum Schaden gereichen. Sindt alſo zufrieden/ wann ſie dem Regiment nur ein wenig zu rechte helffen/ er- oͤffnen aber dem Fuͤrſten die Augen nicht wider/ damit er ſeinem vbelen Zuſtandt/ vnd dem Be- trug der Heucheler begegnen koͤnne. Wer hat Koͤ- nigen jemals mit verſtaͤndigen Worten in das Ge- ſichte geſagt/ wann ſie geitzig ſindt/ wann ſie auß vbermaͤſſiger Luſt zur Jagt ſich vmb den gemei- nen Nutzen vnbekuͤmmert laſſen/ oder die Zeit in der ſie leben/ mit ſchaͤdlichen Exempeln jhres aͤr- gerlichen Lebens anſtecken/ oder durch vnbeſonne- ne annemmung allerhandt Freundſchafft jhnen der Vnter- K k ij
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Das Dritte Buch.
vnd gebahnet habe/ welchen ſie/ weil er zu Laſtern lei-
tet/ vnd wenig ruͤhmlich iſt/ Schande halben zuvor
nicht ſuchen doͤrffen. Was iſts dann Wunder/ wañ
Fuͤrſten durch den hefftigen Sturm ſolcher ſchmei-
chelerey dahin getrieben werden/ wozu ſie genugſam
von ſich ſelbſt geneiget ſind/ daß ſie heꝛnachmals nur
ſolchen Worten glauben wie man jhnen fuͤrblaͤwet?
Weil ſonderlich niemandt ſich finden wil/ der ſich
wider ſolche vnbilliche Gewalt legte. Dann weiſe
Leut welche ſie zu jhren Angelegenheiten gebrauchẽ/
die tragen entweder ein Bedencken vergebliche War-
nung zu thun/ oder wiſſen daß eine Artzney ſo zur
Geſundheit dienet/ vnangenehm iſt/ vnd laſſen alſo
dem Weſen ſeinen Lauff; oder machen ja einen Vn-
terſcheidt zwiſchen denen Laſtern die dem Koͤnig vbel
anſtehen/ vnd denen die dem gemeinen Weſen zum
Schaden gereichen. Sindt alſo zufrieden/ wann ſie
dem Regiment nur ein wenig zu rechte helffen/ er-
oͤffnen aber dem Fuͤrſten die Augen nicht wider/
damit er ſeinem vbelen Zuſtandt/ vnd dem Be-
trug der Heucheler begegnen koͤnne. Wer hat Koͤ-
nigen jemals mit verſtaͤndigen Worten in das Ge-
ſichte geſagt/ wann ſie geitzig ſindt/ wann ſie auß
vbermaͤſſiger Luſt zur Jagt ſich vmb den gemei-
nen Nutzen vnbekuͤmmert laſſen/ oder die Zeit in
der ſie leben/ mit ſchaͤdlichen Exempeln jhres aͤr-
gerlichen Lebens anſtecken/ oder durch vnbeſonne-
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