Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch. spatzieren gehens wegen wolten zusammen kommen.Argenis war nicht zufrieden/ daß sie den Radiroba- nes sehen solte: dann sie eilete mit Selenissen allein Gespreche zuhalten/ vnd war viel lustiger als wie sie aus jhrem Zimmer gegangen war. Nachdem er jhr aber entgegen kam/ wardt er doch freundtlich em- pfangen; weil sie jhn anderer jhrer Frewden halben lieblicher als sonsten ansahe. Damit sie auch die heimliche Lust/ welche jhr Hertze gantz eingenom- men hatte/ destobesser verdecken möchte/ brachte sie nur allerley gemeine Sachen für. Radirobanes/ als er die Argenis biß zu jhrem Zimmer begleitet hatte/ nam er wegen herzu nahender Nacht abschiedt von jhr/ vnd gieng zum Meleander. Dafieng Argenis zur Selenissen an; Ich hette euch/ meine Mutter/ lengst gar allein wöllen haben/ vnd glaube daß euch dieser verliebte auch sehr beschwerlich ist gewesen: a- ber was machte er so lange mit euch? Hierauff redte Selenisse alles gutes von jhm/ vnd anders als Ar- genis verhoffet hette. Es were jhr nemlich seine Leut- seligkeit nicht bewust gewesen/ vnd daß er so freund- lich sich erzeigen köndte. Seine Reden weren jhr so anmütig fürkommen/ daß der Tag vnvorsehens drüber vergangen were; außgenommen daß er der schmertzen/ so er Liebe wegen ertrüge/ zum offtern er- wehnet habe. Argenis ließ jhr solches jhres Wieder- sachers Lob nicht gefallen; damit sie aber mehr erfor- schen möchte; Was wil er dann thun? fieng sie am oder wann wil er nach Hause verreisen? Hoffet die- ses nicht/
Das Dritte Buch. ſpatzieren gehens wegen wolten zuſammen kommen.Argenis war nicht zufrieden/ daß ſie den Radiroba- nes ſehen ſolte: dann ſie eilete mit Seleniſſen allein Geſpreche zuhalten/ vnd war viel luſtiger als wie ſie aus jhrem Zimmer gegangen war. Nachdem er jhr aber entgegen kam/ wardt er doch freundtlich em- pfangen; weil ſie jhn anderer jhrer Frewden halben lieblicher als ſonſten anſahe. Damit ſie auch die heimliche Luſt/ welche jhr Hertze gantz eingenom- men hatte/ deſtobeſſer verdecken moͤchte/ brachte ſie nur allerley gemeine Sachen fuͤr. Radirobanes/ als er die Argenis biß zu jhrem Zimmer begleitet hatte/ nam er wegen herzu nahender Nacht abſchiedt von jhr/ vnd gieng zum Meleander. Dafieng Argenis zur Seleniſſen an; Ich hette euch/ meine Mutter/ lengſt gar allein woͤllen haben/ vnd glaube daß euch dieſer verliebte auch ſehr beſchwerlich iſt geweſen: a- ber was machte er ſo lange mit euch? Hierauff redte Seleniſſe alles gutes von jhm/ vnd anders als Ar- genis verhoffet hette. Es were jhr nemlich ſeine Leut- ſeligkeit nicht bewuſt geweſen/ vnd daß er ſo freund- lich ſich erzeigen koͤndte. Seine Reden weren jhr ſo anmuͤtig fuͤrkommen/ daß der Tag vnvorſehens druͤber vergangen were; außgenommen daß er der ſchmertzen/ ſo er Liebe wegen ertruͤge/ zum offtern er- wehnet habe. Argenis ließ jhr ſolches jhres Wieder- ſachers Lob nicht gefallen; damit ſie aber mehr erfor- ſchen moͤchte; Was wil er dann thun? fieng ſie am oder wann wil er nach Hauſe verꝛeiſen? Hoffet die- ſes nicht/
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Das Dritte Buch.
ſpatzieren gehens wegen wolten zuſammen kommen.
Argenis war nicht zufrieden/ daß ſie den Radiroba-
nes ſehen ſolte: dann ſie eilete mit Seleniſſen allein
Geſpreche zuhalten/ vnd war viel luſtiger als wie ſie
aus jhrem Zimmer gegangen war. Nachdem er jhr
aber entgegen kam/ wardt er doch freundtlich em-
pfangen; weil ſie jhn anderer jhrer Frewden halben
lieblicher als ſonſten anſahe. Damit ſie auch die
heimliche Luſt/ welche jhr Hertze gantz eingenom-
men hatte/ deſtobeſſer verdecken moͤchte/ brachte ſie
nur allerley gemeine Sachen fuͤr. Radirobanes/ als
er die Argenis biß zu jhrem Zimmer begleitet hatte/
nam er wegen herzu nahender Nacht abſchiedt von
jhr/ vnd gieng zum Meleander. Dafieng Argenis
zur Seleniſſen an; Ich hette euch/ meine Mutter/
lengſt gar allein woͤllen haben/ vnd glaube daß euch
dieſer verliebte auch ſehr beſchwerlich iſt geweſen: a-
ber was machte er ſo lange mit euch? Hierauff redte
Seleniſſe alles gutes von jhm/ vnd anders als Ar-
genis verhoffet hette. Es were jhr nemlich ſeine Leut-
ſeligkeit nicht bewuſt geweſen/ vnd daß er ſo freund-
lich ſich erzeigen koͤndte. Seine Reden weren jhr ſo
anmuͤtig fuͤrkommen/ daß der Tag vnvorſehens
druͤber vergangen were; außgenommen daß er der
ſchmertzen/ ſo er Liebe wegen ertruͤge/ zum offtern er-
wehnet habe. Argenis ließ jhr ſolches jhres Wieder-
ſachers Lob nicht gefallen; damit ſie aber mehr erfor-
ſchen moͤchte; Was wil er dann thun? fieng ſie am
oder wann wil er nach Hauſe verꝛeiſen? Hoffet die-
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/537>, abgerufen am 16.07.2024. |