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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.
nam sie bey der Handt vnd bate/ wie sie dann gerne
thete/ jhn in den Garten zubegleiten/ mit Fürwen-
dung bey seinen Leuten/ als ob er zur Argenis gien-
ge. Nachdem sie aber in einen entlegenen Orth deß
Gartens/ welcher der Argenis kaum bekandt war/
kamen: Es bedunckt mich so/ fieng Selenisse an/ o-
der wir werden die Princessin baldt hie haben: dann
sie pflegt im zurück spatzieren diesen Weg gemeinig-
lich zu suchen. Derhalben hieß Radirobanes sei-
ne Leute dahin tretten/ er aber gieng mit der Alten
auff eine Strasse die gantz mit Bäumen bedecket
war.

Da fieng Selenisse etwas schwerlicher an zu re-
den/ gleich ob sie in jhrem Gemüthe wider sich selber
stritte/ vnd alle Wort erst suchen müßte: es mag
entweder seyn/ daß sie betrachtete/ wie es nunmehr
an dem were/ daß sie jhre Trew vnd Glauben bre-
chen solte/ oder daß sie solche Furchte darumb tich-
tete/ damit jhr Radirobanes wegen solcher grossen
Verrätherey destomehr Vrsach zu dancken hette.
Vnd als er sich verwunderte/ Wie sol ich nit bleich
werden/ sagte sie/ angesehen daß ich heute zum ersten
lerne reden was Argenis nicht wil? Aber es ist von
nöthen/ daß ich jhr auch wider jhren Willen helffe:
Zu welchem Vbel dann jhr der einige Esculapius
seyd. Schawet aber zu/ daß es nicht zu meinem Vn-
tergang gereiche/ daß ich mit dieser geheimen Offen-
bahrung euch vnd jhr zu dienen gemeinet bin. Als sie
ein wenig stille geschwiegen/ fieng sie also an: Die

Götter
G g

Das dritte Buch.
nam ſie bey der Handt vnd bate/ wie ſie dann gerne
thete/ jhn in den Garten zubegleiten/ mit Fuͤrwen-
dung bey ſeinen Leuten/ als ob er zur Argenis gien-
ge. Nachdem ſie aber in einen entlegenen Orth deß
Gartens/ welcher der Argenis kaum bekandt war/
kamen: Es bedunckt mich ſo/ fieng Seleniſſe an/ o-
der wir werden die Princeſſin baldt hie haben: dann
ſie pflegt im zuruͤck ſpatzieren dieſen Weg gemeinig-
lich zu ſuchen. Derhalben hieß Radirobanes ſei-
ne Leute dahin tretten/ er aber gieng mit der Alten
auff eine Straſſe die gantz mit Baͤumen bedecket
war.

Da fieng Seleniſſe etwas ſchwerlicher an zu re-
den/ gleich ob ſie in jhrem Gemuͤthe wider ſich ſelber
ſtritte/ vnd alle Wort erſt ſuchen muͤßte: es mag
entweder ſeyn/ daß ſie betrachtete/ wie es nunmehr
an dem were/ daß ſie jhre Trew vnd Glauben bre-
chen ſolte/ oder daß ſie ſolche Furchte darumb tich-
tete/ damit jhr Radirobanes wegen ſolcher groſſen
Verꝛaͤtherey deſtomehr Vrſach zu dancken hette.
Vnd als er ſich verwunderte/ Wie ſol ich nit bleich
werden/ ſagte ſie/ angeſehen daß ich heute zum erſten
lerne reden was Argenis nicht wil? Aber es iſt von
noͤthen/ daß ich jhr auch wider jhren Willen helffe:
Zu welchem Vbel dann jhr der einige Eſculapius
ſeyd. Schawet aber zu/ daß es nicht zu meinem Vn-
tergang gereiche/ daß ich mit dieſer geheimen Offen-
bahrung euch vnd jhr zu dienen gemeinet bin. Als ſie
ein wenig ſtille geſchwiegen/ fieng ſie alſo an: Die

Goͤtter
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[465/0509] Das dritte Buch. nam ſie bey der Handt vnd bate/ wie ſie dann gerne thete/ jhn in den Garten zubegleiten/ mit Fuͤrwen- dung bey ſeinen Leuten/ als ob er zur Argenis gien- ge. Nachdem ſie aber in einen entlegenen Orth deß Gartens/ welcher der Argenis kaum bekandt war/ kamen: Es bedunckt mich ſo/ fieng Seleniſſe an/ o- der wir werden die Princeſſin baldt hie haben: dann ſie pflegt im zuruͤck ſpatzieren dieſen Weg gemeinig- lich zu ſuchen. Derhalben hieß Radirobanes ſei- ne Leute dahin tretten/ er aber gieng mit der Alten auff eine Straſſe die gantz mit Baͤumen bedecket war. Da fieng Seleniſſe etwas ſchwerlicher an zu re- den/ gleich ob ſie in jhrem Gemuͤthe wider ſich ſelber ſtritte/ vnd alle Wort erſt ſuchen muͤßte: es mag entweder ſeyn/ daß ſie betrachtete/ wie es nunmehr an dem were/ daß ſie jhre Trew vnd Glauben bre- chen ſolte/ oder daß ſie ſolche Furchte darumb tich- tete/ damit jhr Radirobanes wegen ſolcher groſſen Verꝛaͤtherey deſtomehr Vrſach zu dancken hette. Vnd als er ſich verwunderte/ Wie ſol ich nit bleich werden/ ſagte ſie/ angeſehen daß ich heute zum erſten lerne reden was Argenis nicht wil? Aber es iſt von noͤthen/ daß ich jhr auch wider jhren Willen helffe: Zu welchem Vbel dann jhr der einige Eſculapius ſeyd. Schawet aber zu/ daß es nicht zu meinem Vn- tergang gereiche/ daß ich mit dieſer geheimen Offen- bahrung euch vnd jhr zu dienen gemeinet bin. Als ſie ein wenig ſtille geſchwiegen/ fieng ſie alſo an: Die Goͤtter G g

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/509>, abgerufen am 22.11.2024.