Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
die Gestirne vnsere Hertzen vberschwemmen/ zu-
rück halten; welches sich dann also nicht verhalten
würde/ wann nicht vnser Gemüte den gegebenen
Befehl der Sternen verwerffen oder außschlagen
köndte. Vber diß/ wie die Sonne durch einerley
Wirckung nicht allen Dingen schädlich ist/ die sie
mit gleichem Glantze vnd Stralen bescheinet: dann
etliche gesäme wärmet/ etliche verderbet sie: die
schwachen Kräuter müssen verdorren/ vnd die an-
dern werden durch jhre grössere Feuchtigkeit erhal-
ten: so auch alle Kinder die geboren werden/ welche
wie ein Acker auff vnterschiedene Art/ nach der El-
tern Natur/ Gesundheit vnd Gestalt zugerichtet
sind; dieselben Kinder/ sage ich/ müssen von der Ge-
walt welche sich von dem Himmel zugleich vber jh-
rer viel erstrecket/ nicht eben einerley Wirckung ge-
wärtig seyn. Wird sich die Natur deß Kindes jh-
rer Eigenschafft gleichen/ so wirdt sie darinnen her-
schen; wirdt sie aber anders beschaffen seyn/ so wirdt
sie dieselbige kaum ein wenig mässigen So daß jhr/
im fall jhr von Sitten vnd Leben eines Kindes re-
den wollet/ nicht allein den Himmel/ sondern auch
seine Eltern/ vnd den Zustandt oder Glück in wel-
chem sich die Mutter die Zeit vber als sie schwan-
ger gewesen ist/ befunden hat/ nebenst vielen anderen
Sachen/ die euch mehrentheil vnbekandt sindt/ in
Augenschein nehmen. Hierauß erscheinet der be-
weiß der andern frage welche wir fürgenommen ha-
ben; daß man nemlich auß den Sternen für gewiß

nicht

Joh. Barclayens Argenis/
die Geſtirne vnſere Hertzen vberſchwemmen/ zu-
ruͤck halten; welches ſich dann alſo nicht verhalten
wuͤrde/ wann nicht vnſer Gemuͤte den gegebenen
Befehl der Sternen verwerffen oder außſchlagen
koͤndte. Vber diß/ wie die Sonne durch einerley
Wirckung nicht allen Dingen ſchaͤdlich iſt/ die ſie
mit gleichem Glantze vnd Stralen beſcheinet: dann
etliche geſaͤme waͤrmet/ etliche verderbet ſie: die
ſchwachen Kraͤuter muͤſſen verdorren/ vnd die an-
dern werden durch jhre groͤſſere Feuchtigkeit erhal-
ten: ſo auch alle Kinder die geboren werden/ welche
wie ein Acker auff vnterſchiedene Art/ nach der El-
tern Natur/ Geſundheit vnd Geſtalt zugerichtet
ſind; dieſelben Kinder/ ſage ich/ muͤſſen von der Ge-
walt welche ſich von dem Himmel zugleich vber jh-
rer viel erſtrecket/ nicht eben einerley Wirckung ge-
waͤrtig ſeyn. Wird ſich die Natur deß Kindes jh-
rer Eigenſchafft gleichen/ ſo wirdt ſie darinnen her-
ſchen; wirdt ſie aber anders beſchaffen ſeyn/ ſo wirdt
ſie dieſelbige kaum ein wenig maͤſſigen So daß jhr/
im fall jhr von Sitten vnd Leben eines Kindes re-
den wollet/ nicht allein den Himmel/ ſondern auch
ſeine Eltern/ vnd den Zuſtandt oder Gluͤck in wel-
chem ſich die Mutter die Zeit vber als ſie ſchwan-
ger geweſen iſt/ befunden hat/ nebenſt vielen anderen
Sachen/ die euch mehrentheil vnbekandt ſindt/ in
Augenſchein nehmen. Hierauß erſcheinet der be-
weiß der andern frage welche wir fuͤrgenommen ha-
ben; daß man nemlich auß den Sternen fuͤr gewiß

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0372" n="328"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
die Ge&#x017F;tirne vn&#x017F;ere Hertzen vber&#x017F;chwemmen/ zu-<lb/>
ru&#x0364;ck halten; welches &#x017F;ich dann al&#x017F;o nicht verhalten<lb/>
wu&#x0364;rde/ wann nicht vn&#x017F;er Gemu&#x0364;te den gegebenen<lb/>
Befehl der Sternen verwerffen oder auß&#x017F;chlagen<lb/>
ko&#x0364;ndte. Vber diß/ wie die Sonne durch einerley<lb/>
Wirckung nicht allen Dingen &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t/ die &#x017F;ie<lb/>
mit gleichem Glantze vnd Stralen be&#x017F;cheinet: dann<lb/>
etliche ge&#x017F;a&#x0364;me wa&#x0364;rmet/ etliche verderbet &#x017F;ie: die<lb/>
&#x017F;chwachen Kra&#x0364;uter mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en verdorren/ vnd die an-<lb/>
dern werden durch jhre gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Feuchtigkeit erhal-<lb/>
ten: &#x017F;o auch alle Kinder die geboren werden/ welche<lb/>
wie ein Acker auff vnter&#x017F;chiedene Art/ nach der El-<lb/>
tern Natur/ Ge&#x017F;undheit vnd Ge&#x017F;talt zugerichtet<lb/>
&#x017F;ind; die&#x017F;elben Kinder/ &#x017F;age ich/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von der Ge-<lb/>
walt welche &#x017F;ich von dem Himmel zugleich vber jh-<lb/>
rer viel er&#x017F;trecket/ nicht eben einerley Wirckung ge-<lb/>
wa&#x0364;rtig &#x017F;eyn. Wird &#x017F;ich die Natur deß Kindes jh-<lb/>
rer Eigen&#x017F;chafft gleichen/ &#x017F;o wirdt &#x017F;ie darinnen her-<lb/>
&#x017F;chen; wirdt &#x017F;ie aber anders be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn/ &#x017F;o wirdt<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;elbige kaum ein wenig ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen So daß jhr/<lb/>
im fall jhr von Sitten vnd Leben eines Kindes re-<lb/>
den wollet/ nicht allein den Himmel/ &#x017F;ondern auch<lb/>
&#x017F;eine Eltern/ vnd den Zu&#x017F;tandt oder Glu&#x0364;ck in wel-<lb/>
chem &#x017F;ich die Mutter die Zeit vber als &#x017F;ie &#x017F;chwan-<lb/>
ger gewe&#x017F;en i&#x017F;t/ befunden hat/ neben&#x017F;t vielen anderen<lb/>
Sachen/ die euch mehrentheil vnbekandt &#x017F;indt/ in<lb/>
Augen&#x017F;chein nehmen. Hierauß er&#x017F;cheinet der be-<lb/>
weiß der andern frage welche wir fu&#x0364;rgenommen ha-<lb/>
ben; daß man nemlich auß den Sternen fu&#x0364;r gewiß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0372] Joh. Barclayens Argenis/ die Geſtirne vnſere Hertzen vberſchwemmen/ zu- ruͤck halten; welches ſich dann alſo nicht verhalten wuͤrde/ wann nicht vnſer Gemuͤte den gegebenen Befehl der Sternen verwerffen oder außſchlagen koͤndte. Vber diß/ wie die Sonne durch einerley Wirckung nicht allen Dingen ſchaͤdlich iſt/ die ſie mit gleichem Glantze vnd Stralen beſcheinet: dann etliche geſaͤme waͤrmet/ etliche verderbet ſie: die ſchwachen Kraͤuter muͤſſen verdorren/ vnd die an- dern werden durch jhre groͤſſere Feuchtigkeit erhal- ten: ſo auch alle Kinder die geboren werden/ welche wie ein Acker auff vnterſchiedene Art/ nach der El- tern Natur/ Geſundheit vnd Geſtalt zugerichtet ſind; dieſelben Kinder/ ſage ich/ muͤſſen von der Ge- walt welche ſich von dem Himmel zugleich vber jh- rer viel erſtrecket/ nicht eben einerley Wirckung ge- waͤrtig ſeyn. Wird ſich die Natur deß Kindes jh- rer Eigenſchafft gleichen/ ſo wirdt ſie darinnen her- ſchen; wirdt ſie aber anders beſchaffen ſeyn/ ſo wirdt ſie dieſelbige kaum ein wenig maͤſſigen So daß jhr/ im fall jhr von Sitten vnd Leben eines Kindes re- den wollet/ nicht allein den Himmel/ ſondern auch ſeine Eltern/ vnd den Zuſtandt oder Gluͤck in wel- chem ſich die Mutter die Zeit vber als ſie ſchwan- ger geweſen iſt/ befunden hat/ nebenſt vielen anderen Sachen/ die euch mehrentheil vnbekandt ſindt/ in Augenſchein nehmen. Hierauß erſcheinet der be- weiß der andern frage welche wir fuͤrgenommen ha- ben; daß man nemlich auß den Sternen fuͤr gewiß nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/372
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/372>, abgerufen am 04.05.2024.