Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
Gelanors ansichtig worden/ vnd jhn nach genü-
gen vmbfangen hatte/ gab er jhm mit einem leichten
Ding/ welches er nicht vermeinete/ Anlaß alles das
zu erforschen/ warumb er in Sicilien kommen war/
in dem er sich beklagte/ daß jhme die Augen für
Schmertzen auffgelauffen/ weil Aldine gestorben
were. Ob er sich vielleicht also entschuldigen wolte/
daß er jhn entweder bey sich behalten/ oder daß er jhn
nicht besser in Acht genommen hette. Als Gelanor
den Namen Aldine höret/ blieb er ein wenig bestutzen/
vnd sahe den Hieroleander an. Diese Aldine war der
schönesten Hündin eine; welche dem Poliarchus
trefflich lieb gewesen. Bey seinem Abreisen auß Si-
cilien hatte jhn Hieroleander fleissig gesucht/ vnd biß
her mit grosser Fürsorge enthalten. Weil Argenis
selber dessen sich nicht dörffen annehmen/ damit es
nicht das Ansehen hette/ als trüge sie sich vnbarm-
hertziger weise mit deß Poliarchus Raube/ oder her-
gegen auch/ als liebte sie den Hund wegen seines abwe-
senden Herrns. Er war vber bringung der jungen
gestorben/ mit grossem doch verborgenem Schmer-
tzen der Argenis. Aber Hieroleander/ der jhm manche
Frewd mit dem Hündlein gemacht hatte/ kundte die-
sen Verlust noch vbeler vertragen; so daß es von sei-
netwegen am Hofe gar beruffen ward/ sonderlich
durch die Verß vieler Poeten/ die jhm zu gefallen alle
schöne Gesänge vnd Lorbeerbäume deß Parnassus
auff deß Hunds Begräbnüß zusammen trugen. Ge-
lanor merckte wol/ daß die erwehnung deß Hunds

jhm

Joh. Barclayens Argenis/
Gelanors anſichtig worden/ vnd jhn nach genuͤ-
gen vmbfangen hatte/ gab er jhm mit einem leichten
Ding/ welches er nicht vermeinete/ Anlaß alles das
zu erforſchen/ warumb er in Sicilien kommen war/
in dem er ſich beklagte/ daß jhme die Augen fuͤr
Schmertzen auffgelauffen/ weil Aldine geſtorben
were. Ob er ſich vielleicht alſo entſchuldigen wolte/
daß er jhn entweder bey ſich behalten/ oder daß er jhn
nicht beſſer in Acht genommen hette. Als Gelanor
den Namẽ Aldine hoͤret/ blieb er ein wenig beſtutzen/
vnd ſahe den Hieroleander an. Dieſe Aldine war der
ſchoͤneſten Huͤndin eine; welche dem Poliarchus
trefflich lieb geweſen. Bey ſeinem Abreiſen auß Si-
cilien hatte jhn Hieroleander fleiſſig geſucht/ vnd biß
her mit groſſer Fuͤrſorge enthalten. Weil Argenis
ſelber deſſen ſich nicht doͤrffen annehmen/ damit es
nicht das Anſehen hette/ als truͤge ſie ſich vnbarm-
hertziger weiſe mit deß Poliarchus Raube/ oder her-
gegẽ auch/ als liebte ſie den Hund wegẽ ſeines abwe-
ſenden Herꝛns. Er war vber bringung der jungen
geſtorben/ mit groſſem doch verborgenem Schmer-
tzen der Argenis. Aber Hieroleandeꝛ/ der jhm manche
Frewd mit dem Huͤndlein gemacht hatte/ kundte die-
ſen Verluſt noch vbeler vertragen; ſo daß es von ſei-
netwegen am Hofe gar beruffen ward/ ſonderlich
durch die Verß vieler Poeten/ die jhm zu gefallẽ alle
ſchoͤne Geſaͤnge vnd Lorbeerbaͤume deß Parnaſſus
auff deß Hunds Begraͤbnuͤß zuſam̃en trugen. Ge-
lanor merckte wol/ daß die erwehnung deß Hunds

jhm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0330" n="286"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
Gelanors an&#x017F;ichtig worden/ vnd jhn nach genu&#x0364;-<lb/>
gen vmbfangen hatte/ gab er jhm mit einem leichten<lb/>
Ding/ welches er nicht vermeinete/ Anlaß alles das<lb/>
zu erfor&#x017F;chen/ warumb er in Sicilien kommen war/<lb/>
in dem er &#x017F;ich beklagte/ daß jhme die Augen fu&#x0364;r<lb/>
Schmertzen auffgelauffen/ weil Aldine ge&#x017F;torben<lb/>
were. Ob er &#x017F;ich vielleicht al&#x017F;o ent&#x017F;chuldigen wolte/<lb/>
daß er jhn entweder bey &#x017F;ich behalten/ oder daß er jhn<lb/>
nicht be&#x017F;&#x017F;er in Acht genommen hette. Als Gelanor<lb/>
den Name&#x0303; Aldine ho&#x0364;ret/ blieb er ein wenig be&#x017F;tutzen/<lb/>
vnd &#x017F;ahe den Hieroleander an. Die&#x017F;e Aldine war der<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;ten Hu&#x0364;ndin eine; welche dem Poliarchus<lb/>
trefflich lieb gewe&#x017F;en. Bey &#x017F;einem Abrei&#x017F;en auß Si-<lb/>
cilien hatte jhn Hieroleander flei&#x017F;&#x017F;ig ge&#x017F;ucht/ vnd biß<lb/>
her mit gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;orge enthalten. Weil Argenis<lb/>
&#x017F;elber de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht do&#x0364;rffen annehmen/ damit es<lb/>
nicht das An&#x017F;ehen hette/ als tru&#x0364;ge &#x017F;ie &#x017F;ich vnbarm-<lb/>
hertziger wei&#x017F;e mit deß Poliarchus Raube/ oder her-<lb/>
gege&#x0303; auch/ als liebte &#x017F;ie den Hund wege&#x0303; &#x017F;eines abwe-<lb/>
&#x017F;enden Her&#xA75B;ns. Er war vber bringung der jungen<lb/>
ge&#x017F;torben/ mit gro&#x017F;&#x017F;em doch verborgenem Schmer-<lb/>
tzen der Argenis. Aber Hieroleande&#xA75B;/ der jhm manche<lb/>
Frewd mit dem Hu&#x0364;ndlein gemacht hatte/ kundte die-<lb/>
&#x017F;en Verlu&#x017F;t noch vbeler vertragen; &#x017F;o daß es von &#x017F;ei-<lb/>
netwegen am Hofe gar beruffen ward/ &#x017F;onderlich<lb/>
durch die Verß vieler Poeten/ die jhm zu gefalle&#x0303; alle<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Ge&#x017F;a&#x0364;nge vnd Lorbeerba&#x0364;ume deß Parna&#x017F;&#x017F;us<lb/>
auff deß Hunds Begra&#x0364;bnu&#x0364;ß zu&#x017F;am&#x0303;en trugen. Ge-<lb/>
lanor merckte wol/ daß die erwehnung deß Hunds<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jhm</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0330] Joh. Barclayens Argenis/ Gelanors anſichtig worden/ vnd jhn nach genuͤ- gen vmbfangen hatte/ gab er jhm mit einem leichten Ding/ welches er nicht vermeinete/ Anlaß alles das zu erforſchen/ warumb er in Sicilien kommen war/ in dem er ſich beklagte/ daß jhme die Augen fuͤr Schmertzen auffgelauffen/ weil Aldine geſtorben were. Ob er ſich vielleicht alſo entſchuldigen wolte/ daß er jhn entweder bey ſich behalten/ oder daß er jhn nicht beſſer in Acht genommen hette. Als Gelanor den Namẽ Aldine hoͤret/ blieb er ein wenig beſtutzen/ vnd ſahe den Hieroleander an. Dieſe Aldine war der ſchoͤneſten Huͤndin eine; welche dem Poliarchus trefflich lieb geweſen. Bey ſeinem Abreiſen auß Si- cilien hatte jhn Hieroleander fleiſſig geſucht/ vnd biß her mit groſſer Fuͤrſorge enthalten. Weil Argenis ſelber deſſen ſich nicht doͤrffen annehmen/ damit es nicht das Anſehen hette/ als truͤge ſie ſich vnbarm- hertziger weiſe mit deß Poliarchus Raube/ oder her- gegẽ auch/ als liebte ſie den Hund wegẽ ſeines abwe- ſenden Herꝛns. Er war vber bringung der jungen geſtorben/ mit groſſem doch verborgenem Schmer- tzen der Argenis. Aber Hieroleandeꝛ/ der jhm manche Frewd mit dem Huͤndlein gemacht hatte/ kundte die- ſen Verluſt noch vbeler vertragen; ſo daß es von ſei- netwegen am Hofe gar beruffen ward/ ſonderlich durch die Verß vieler Poeten/ die jhm zu gefallẽ alle ſchoͤne Geſaͤnge vnd Lorbeerbaͤume deß Parnaſſus auff deß Hunds Begraͤbnuͤß zuſam̃en trugen. Ge- lanor merckte wol/ daß die erwehnung deß Hunds jhm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/330
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/330>, abgerufen am 22.11.2024.