Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Antlitz/ vnd der Helm der biß mitten auff die Stir-ne gieng/ machten denen ein Lust die sie anschawten. Ihr Gesicht war Jungfräwlich/ aber darneben vn- erschrocken: der Spieß von feinem Gold/ vnd mach- te Stralen wegen deß Glantzes am Metall; darvon vnter dem gemeinen Pöfel die Rede geht/ daß sie jhn offtmals erschüttet habe. Der Mahler hatte auff jh- rem Schild auch die Egis mit allen Farben die sich an den Schuppen der Schlangen eräugen abgebil- det. Sie stundt also/ gleichsamb ob sie zum Streitte fertig were/ vnd satzte den lincken Fuß herfür/ daß jhr gantz Bildnüß sich etwas auff die seitte lenckete. Zu jhren Füssen lag Erichthon in Schlangen Gestalt/ der sich vnten vmb das Heffte deß Spieses flochte. Im vbrigen brachte man in den Tempel (weil man darinnen kein Blut vergiessen dörffte) die außerlese- nen Opffer/ mit Bändern vnd anderm vblichem Gepränge außgezieret/ biß auff das Meel. Als sie die Opffer gewaschen/ kam Argenis sehr köstlich be- kleydet als ein fürnemme Priesterin vnd königliche Tochter. Sie trug einen Rock von künstlicher Ar- beit mit erhöheten Bildern. Fürnämlich war Pal- las daran zu sehen/ wie sie auß Jupiters Gehirn ge- boren wirdt; Item wie sie vber den Neptunus tri- umfieret nachdem sie den Oelbaum erfunden. Von hinden zu waren sechs Jungfrawen/ welche die lan- gen Falten dieses heiligen Zieraths auffhuben. Die Haar der Argenis waren mit einem Schaarlachen Bande darein ein Oelzweig geflochten/ vmbwickelt. Auff
Joh. Barclayens Argenis/ Antlitz/ vnd der Helm der biß mitten auff die Stir-ne gieng/ machten denen ein Luſt die ſie anſchawten. Ihr Geſicht war Jungfraͤwlich/ aber darneben vn- erſchrocken: der Spieß von feinem Gold/ vnd mach- te Stralen wegen deß Glantzes am Metall; darvon vnter dem gemeinen Poͤfel die Rede geht/ daß ſie jhn offtmals erſchuͤttet habe. Der Mahler hatte auff jh- rem Schild auch die Egis mit allen Farben die ſich an den Schuppen der Schlangen eraͤugen abgebil- det. Sie ſtundt alſo/ gleichſamb ob ſie zum Streitte fertig were/ vnd ſatzte den lincken Fuß herfuͤr/ daß jhꝛ gantz Bildnuͤß ſich etwas auff die ſeitte lenckete. Zu jhren Fuͤſſen lag Erichthon in Schlangen Geſtalt/ der ſich vnten vmb das Heffte deß Spieſes flochte. Im vbrigen brachte man in den Tempel (weil man darinnen kein Blut vergieſſen doͤrffte) die außerleſe- nen Opffer/ mit Baͤndern vnd anderm vblichem Gepraͤnge außgezieret/ biß auff das Meel. Als ſie die Opffeꝛ gewaſchen/ kam Argenis ſehr koͤſtlich be- kleydet als ein fuͤrnemme Prieſterin vnd koͤnigliche Tochter. Sie trug einen Rock von kuͤnſtlicher Ar- beit mit erhoͤheten Bildern. Fuͤrnaͤmlich war Pal- las daran zu ſehen/ wie ſie auß Jupiters Gehirn ge- boren wirdt; Item wie ſie vber den Neptunus tri- umfieret nachdem ſie den Oelbaum erfunden. Von hinden zu waren ſechs Jungfrawen/ welche die lan- gen Falten dieſes heiligen Zieraths auffhuben. Die Haar der Argenis waren mit einem Schaarlachen Bande darein ein Oelzweig geflochten/ vmbwickelt. Auff
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0208" n="164"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/> Antlitz/ vnd der Helm der biß mitten auff die Stir-<lb/> ne gieng/ machten denen ein Luſt die ſie anſchawten.<lb/> Ihr Geſicht war Jungfraͤwlich/ aber darneben vn-<lb/> erſchrocken: der Spieß von feinem Gold/ vnd mach-<lb/> te Stralen wegen deß Glantzes am Metall; darvon<lb/> vnter dem gemeinen Poͤfel die Rede geht/ daß ſie jhn<lb/> offtmals erſchuͤttet habe. Der Mahler hatte auff jh-<lb/> rem Schild auch die Egis mit allen Farben die ſich<lb/> an den Schuppen der Schlangen eraͤugen abgebil-<lb/> det. Sie ſtundt alſo/ gleichſamb ob ſie zum Streitte<lb/> fertig were/ vnd ſatzte den lincken Fuß herfuͤr/ daß jhꝛ<lb/> gantz Bildnuͤß ſich etwas auff die ſeitte lenckete. Zu<lb/> jhren Fuͤſſen lag Erichthon in Schlangen Geſtalt/<lb/> der ſich vnten vmb das Heffte deß Spieſes flochte.<lb/> Im vbrigen brachte man in den Tempel (weil man<lb/> darinnen kein Blut vergieſſen doͤrffte) die außerleſe-<lb/> nen Opffer/ mit Baͤndern vnd anderm vblichem<lb/> Gepraͤnge außgezieret/ biß auff das Meel. Als ſie<lb/> die Opffeꝛ gewaſchen/ kam Argenis ſehr koͤſtlich be-<lb/> kleydet als ein fuͤrnemme Prieſterin vnd koͤnigliche<lb/> Tochter. Sie trug einen Rock von kuͤnſtlicher Ar-<lb/> beit mit erhoͤheten Bildern. Fuͤrnaͤmlich war Pal-<lb/> las daran zu ſehen/ wie ſie auß Jupiters Gehirn ge-<lb/> boren wirdt; Item wie ſie vber den Neptunus tri-<lb/> umfieret nachdem ſie den Oelbaum erfunden. Von<lb/> hinden zu waren ſechs Jungfrawen/ welche die lan-<lb/> gen Falten dieſes heiligen Zieraths auffhuben. Die<lb/> Haar der Argenis waren mit einem Schaarlachen<lb/> Bande darein ein Oelzweig geflochten/ vmbwickelt.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Auff</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0208]
Joh. Barclayens Argenis/
Antlitz/ vnd der Helm der biß mitten auff die Stir-
ne gieng/ machten denen ein Luſt die ſie anſchawten.
Ihr Geſicht war Jungfraͤwlich/ aber darneben vn-
erſchrocken: der Spieß von feinem Gold/ vnd mach-
te Stralen wegen deß Glantzes am Metall; darvon
vnter dem gemeinen Poͤfel die Rede geht/ daß ſie jhn
offtmals erſchuͤttet habe. Der Mahler hatte auff jh-
rem Schild auch die Egis mit allen Farben die ſich
an den Schuppen der Schlangen eraͤugen abgebil-
det. Sie ſtundt alſo/ gleichſamb ob ſie zum Streitte
fertig were/ vnd ſatzte den lincken Fuß herfuͤr/ daß jhꝛ
gantz Bildnuͤß ſich etwas auff die ſeitte lenckete. Zu
jhren Fuͤſſen lag Erichthon in Schlangen Geſtalt/
der ſich vnten vmb das Heffte deß Spieſes flochte.
Im vbrigen brachte man in den Tempel (weil man
darinnen kein Blut vergieſſen doͤrffte) die außerleſe-
nen Opffer/ mit Baͤndern vnd anderm vblichem
Gepraͤnge außgezieret/ biß auff das Meel. Als ſie
die Opffeꝛ gewaſchen/ kam Argenis ſehr koͤſtlich be-
kleydet als ein fuͤrnemme Prieſterin vnd koͤnigliche
Tochter. Sie trug einen Rock von kuͤnſtlicher Ar-
beit mit erhoͤheten Bildern. Fuͤrnaͤmlich war Pal-
las daran zu ſehen/ wie ſie auß Jupiters Gehirn ge-
boren wirdt; Item wie ſie vber den Neptunus tri-
umfieret nachdem ſie den Oelbaum erfunden. Von
hinden zu waren ſechs Jungfrawen/ welche die lan-
gen Falten dieſes heiligen Zieraths auffhuben. Die
Haar der Argenis waren mit einem Schaarlachen
Bande darein ein Oelzweig geflochten/ vmbwickelt.
Auff
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |