Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ herfür alle Wolmeinung vnd Fürsorge die in jhrenKräfften war/ nicht mehr als gegen einem Gaste/ sondern als gegen jhrem leiblichen Sohne. Was jhre Liebe grösser machte war der grosse Dienst wel- chen sie jhm erwiesen hatte: vnd sie gerieth in Sor- gen/ daß nicht etwan ein hefftiger Vnglück jhrem Poliarchus auffstiesse: gieng also wie er ruhen wol- te/ mit weinen von jhm. Als die Nacht zwischen Gebete vnd Furchte mit Fusse/
Joh. Barclayens Argenis/ herfuͤr alle Wolmeinung vnd Fuͤrſorge die in jhrenKraͤfften war/ nicht mehr als gegen einem Gaſte/ ſondern als gegen jhrem leiblichen Sohne. Was jhre Liebe groͤſſer machte war der groſſe Dienſt wel- chen ſie jhm erwieſen hatte: vnd ſie gerieth in Sor- gen/ daß nicht etwan ein hefftiger Vngluͤck jhrem Poliarchus auffſtieſſe: gieng alſo wie er ruhen wol- te/ mit weinen von jhm. Als die Nacht zwiſchen Gebete vnd Furchte mit Fuſſe/
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Joh. Barclayens Argenis/
herfuͤr alle Wolmeinung vnd Fuͤrſorge die in jhren
Kraͤfften war/ nicht mehr als gegen einem Gaſte/
ſondern als gegen jhrem leiblichen Sohne. Was
jhre Liebe groͤſſer machte war der groſſe Dienſt wel-
chen ſie jhm erwieſen hatte: vnd ſie gerieth in Sor-
gen/ daß nicht etwan ein hefftiger Vngluͤck jhrem
Poliarchus auffſtieſſe: gieng alſo wie er ruhen wol-
te/ mit weinen von jhm.
Als die Nacht zwiſchen Gebete vnd Furchte mit
Kuͤmmerniß hinweg gewichen war/ kam ſie mit
dem Arſidas wider in die Hoͤle/ brachte ein Stuͤcke
Brodt in Wein getaucht/ vnd zwang ſie auff Grie-
chiſche Art zu Fruͤſtuͤcken/ wiewol ſie ſo zeitlich noch
keine Luſt darzu hatten. Nachmals ließ ſie ein we-
nig fuͤr der Morgenroͤte den Poliarchus mit dem
Gelanor hinauß. Vnd Gelanor zwar iſt mit deß
Arſidas Schreiben an ſeine Fraw nach Meſſana
gereiſet. Dann Arſidas wohnete zu Meſſana/ weil
Meleander jhm ſelbige Stadt zu verwalten gege-
ben. Der jnnhalt deſſen Schreibens war/ daß ſein
Weib ein zubereitetes Schiff im Hafen halten ſolte/
darauff er ehiſten Tages in Italien abſegeln moͤch-
te. Er muſte nottwendig nach Rhege; dieſem aber
der den Brieff braͤchte wolte ſie in deſſen alles gutes
thun. Er vermeinete jnnerhalb vieren Tagen zu
Meſſana zuſeyn. Als dieſer hinweg kommen/ folgte
der Poliarchus alleine dem Arſidas nach/ welcher
auff einem Pferdt langſam vorher ritte. Er war zu
Fuſſe/
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