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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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"Deutschen Brüsseler Zeitung" schrieb: "Die sozialen Prinzipien
des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt. Die
sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Naturnot-
wendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse.
Die sozialen Prinzipien des Christentums erklären alle Nieder-
trächtigkeiten der Unterdrücker gegen die Unterdrückten ent-
weder für gerechte Strafe der Erbsünde oder sonstiger Sünden.
Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit,
die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Unterwürfigkeit, die
Demut, kurz alle Eigenschaften der Canaille. Die sozialen Prin-
zipien des Christentums sind duckmäuserisch, und das Proletariat
ist revolutionär." Diese Sätze trafen auf die protestantische und
katholische Theokratie, nicht aber auf die sozialen Prinzipien des
Christentums zu, wie Münzer, Cabet, Weitling sie neu formulierten,
und wie Marx sie wohl gut genug kannte, um einen Unterschied
gelten zu lassen. Marxens antichristliche Aktion geht irrtümlicher-
weise von der Voraussetzung aus, dass die Analyse des Bewusst-
seins, das sogenannte "Wissen", die Religion und den Glauben
ausschliesst. Ueber seinen Bruch mit Weitling vergl. Mehring
Bd. I, 330: "Der utopistische Dünkel Weitlings (!) war nicht mehr
zu kurieren, und so blieb nichts übrig, als der Entwicklung des
Proletariats diesen Hemmschuh aus dem Wege zu räumen".
Hat je ein dreisteres Jakobinertum im Reich des Gedankens
existiert?
43) "Evangelium der armen Sünder", S. 12.
44) Brupbacher, S. 16.
45) "Evangelium der armen Sünder", S. 17.
46) Mehring Bd. I, S. 207 bemerkt hierzu: "Die Fahne des
wissenschaftlichen Kommunismus war aufgepflanzt". Aber James
Guillaume weiss es besser: "Es ist nicht wahr, dass die Inter-
nationale eine Schöpfung von Karl Marx war. Er war an den
vorbereitenden Arbeiten, 1862 bis September 1864, durchaus nicht
beteiligt.
Er schloss sich der Internationale an, als sie soeben
durch die Initiative englischer und französischer Arbeiter zustande-
gekommen war. Wie der Kuckuck kam er und legte sein Ei in
ein fremdes Nest. Sein Plan vom ersten Tage an war, aus der
grossen Arbeiterorganisation ein Instrument seiner persönlichen
Ansichten zu machen". ("Karl Marx Pangermaniste", p. II) Nicht
einmal das Motto der Internationale stammt ursprünglich von
Marx. Bereits Jean Meslier (1664-1733) schrieb: "Proletarier,
vereinigt Euch! Vereinigt Euch, wenn Ihr das Herz habt, Euch
von all Eurem gemeinsamen Elend zu befreien! Ermutigt Euch
„Deutschen Brüsseler Zeitung“ schrieb: „Die sozialen Prinzipien
des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt. Die
sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Naturnot-
wendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse.
Die sozialen Prinzipien des Christentums erklären alle Nieder-
trächtigkeiten der Unterdrücker gegen die Unterdrückten ent-
weder für gerechte Strafe der Erbsünde oder sonstiger Sünden.
Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit,
die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Unterwürfigkeit, die
Demut, kurz alle Eigenschaften der Canaille. Die sozialen Prin-
zipien des Christentums sind duckmäuserisch, und das Proletariat
ist revolutionär.“ Diese Sätze trafen auf die protestantische und
katholische Theokratie, nicht aber auf die sozialen Prinzipien des
Christentums zu, wie Münzer, Cabet, Weitling sie neu formulierten,
und wie Marx sie wohl gut genug kannte, um einen Unterschied
gelten zu lassen. Marxens antichristliche Aktion geht irrtümlicher-
weise von der Voraussetzung aus, dass die Analyse des Bewusst-
seins, das sogenannte „Wissen“, die Religion und den Glauben
ausschliesst. Ueber seinen Bruch mit Weitling vergl. Mehring
Bd. I, 330: „Der utopistische Dünkel Weitlings (!) war nicht mehr
zu kurieren, und so blieb nichts übrig, als der Entwicklung des
Proletariats diesen Hemmschuh aus dem Wege zu räumen“.
Hat je ein dreisteres Jakobinertum im Reich des Gedankens
existiert?
43) „Evangelium der armen Sünder“, S. 12.
44) Brupbacher, S. 16.
45) „Evangelium der armen Sünder“, S. 17.
46) Mehring Bd. I, S. 207 bemerkt hierzu: „Die Fahne des
wissenschaftlichen Kommunismus war aufgepflanzt“. Aber James
Guillaume weiss es besser: „Es ist nicht wahr, dass die Inter-
nationale eine Schöpfung von Karl Marx war. Er war an den
vorbereitenden Arbeiten, 1862 bis September 1864, durchaus nicht
beteiligt.
Er schloss sich der Internationale an, als sie soeben
durch die Initiative englischer und französischer Arbeiter zustande-
gekommen war. Wie der Kuckuck kam er und legte sein Ei in
ein fremdes Nest. Sein Plan vom ersten Tage an war, aus der
grossen Arbeiterorganisation ein Instrument seiner persönlichen
Ansichten zu machen“. („Karl Marx Pangermaniste“, p. II) Nicht
einmal das Motto der Internationale stammt ursprünglich von
Marx. Bereits Jean Meslier (1664-1733) schrieb: „Proletarier,
vereinigt Euch! Vereinigt Euch, wenn Ihr das Herz habt, Euch
von all Eurem gemeinsamen Elend zu befreien! Ermutigt Euch
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[303/0311] ⁴²⁾ „Deutschen Brüsseler Zeitung“ schrieb: „Die sozialen Prinzipien des Christentums haben die antike Sklaverei gerechtfertigt. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Naturnot- wendigkeit einer herrschenden und einer unterdrückten Klasse. Die sozialen Prinzipien des Christentums erklären alle Nieder- trächtigkeiten der Unterdrücker gegen die Unterdrückten ent- weder für gerechte Strafe der Erbsünde oder sonstiger Sünden. Die sozialen Prinzipien des Christentums predigen die Feigheit, die Selbstverachtung, die Erniedrigung, die Unterwürfigkeit, die Demut, kurz alle Eigenschaften der Canaille. Die sozialen Prin- zipien des Christentums sind duckmäuserisch, und das Proletariat ist revolutionär.“ Diese Sätze trafen auf die protestantische und katholische Theokratie, nicht aber auf die sozialen Prinzipien des Christentums zu, wie Münzer, Cabet, Weitling sie neu formulierten, und wie Marx sie wohl gut genug kannte, um einen Unterschied gelten zu lassen. Marxens antichristliche Aktion geht irrtümlicher- weise von der Voraussetzung aus, dass die Analyse des Bewusst- seins, das sogenannte „Wissen“, die Religion und den Glauben ausschliesst. Ueber seinen Bruch mit Weitling vergl. Mehring Bd. I, 330: „Der utopistische Dünkel Weitlings (!) war nicht mehr zu kurieren, und so blieb nichts übrig, als der Entwicklung des Proletariats diesen Hemmschuh aus dem Wege zu räumen“. Hat je ein dreisteres Jakobinertum im Reich des Gedankens existiert? ⁴³⁾ „Evangelium der armen Sünder“, S. 12. ⁴⁴⁾ Brupbacher, S. 16. ⁴⁵⁾ „Evangelium der armen Sünder“, S. 17. ⁴⁶⁾ Mehring Bd. I, S. 207 bemerkt hierzu: „Die Fahne des wissenschaftlichen Kommunismus war aufgepflanzt“. Aber James Guillaume weiss es besser: „Es ist nicht wahr, dass die Inter- nationale eine Schöpfung von Karl Marx war. Er war an den vorbereitenden Arbeiten, 1862 bis September 1864, durchaus nicht beteiligt. Er schloss sich der Internationale an, als sie soeben durch die Initiative englischer und französischer Arbeiter zustande- gekommen war. Wie der Kuckuck kam er und legte sein Ei in ein fremdes Nest. Sein Plan vom ersten Tage an war, aus der grossen Arbeiterorganisation ein Instrument seiner persönlichen Ansichten zu machen“. („Karl Marx Pangermaniste“, p. II) Nicht einmal das Motto der Internationale stammt ursprünglich von Marx. Bereits Jean Meslier (1664-1733) schrieb: „Proletarier, vereinigt Euch! Vereinigt Euch, wenn Ihr das Herz habt, Euch von all Eurem gemeinsamen Elend zu befreien! Ermutigt Euch

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/311>, abgerufen am 23.11.2024.