Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

Bild:
<< vorherige Seite
ohn' uns durch ihn beflecken zu lassen, entgegen arbeiten!
Goethe ist nun auch -- ich hätte bald gesagt: Profoss der Sans-
külotten-Rotte geworden". (S. 597)
51) "Der deutsche Mensch", S. 97.
52) Ebendort, S. 30.
53) Dasselbe war 1914 der Fall. Siehe Thomas Mann, Ger-
hard Hauptmann, Richard Dehmel, Frank Wedekind. Von den
"Philosophen" ganz zu schweigen.
54) "Goethe in vertraulichen Briefen", S. 281.
55) "Der deutsche Mensch", S. 46/47.
56) Auch der sozialistische Kosmopolitismus der Deutschen,
die marxistische Internationale muss so betrachtet werden. Sie
ist eine Ausgeburt nationaler Desperation. Wenn Ledebour im
deutschen Reichstag (24. Okt. 1918) -- mit erhobener Stimme --
bekennt: "Durch meine Zugehörigkeit zur internationalen Sozial-
demokratie höre ich nicht auf, ein Deutscher zu sein," bekennt
er sich gerade dann zu seinem Deutschtum, wenn es gelten
würde, sich nicht dazu zu bekennen. Das Bekenntnis erfolgte
gegen die Erfüllung berechtigter polnischer Ansprüche auf West-
preussen.
57) "Deutscher Glaube", S. 26.
58) "Der deutsche Mensch", S. 17 und 19.
59) Nicht nur Fichte, sondern auch Kant, Humboldt und
Hegel, ja sogar Schopenhauer setzten die allgemeine Bösartig-
keit voraus, wenn sie von den Aufgaben des Staates sprachen.
60) "Deutsches Volkstum", S. 30.
61) Heinrich Heine, "Geschichte der Religion und Philosophie
in Deutschland", S. 110/111.
62) Das hat schon Heine konstatiert: "Der Fichte'sche Idea-
lismus gehört zu den kolossalsten Irrtümern, die jemals der
menschliche Geist ausgeheckt. Er ist gottloser und verdammlicher
als der plumpste Materialismus." Und Schopenhauer: "Um mich
über den intellektuellen Charakter der Deutschen und die auf
ihn zu gründenden Erwartungen zu orientieren, habe ich mir
einige feste Punkte gemacht, auf die ich vorkommenden Falls
allemal zurücksehe: 1. dass Fichte, dieser überbietende Hanswurst
Kants, selbst 40 Jahre nach seinem Auftreten noch immer neben
Kant genannt wird, als wäre er eben auch so einer. `' Eraklest
kai pidekost
!" -- Was sagen dazu die Herren des Verlags Eugen
Diederichs, die noch 1914 "in Nachfolge von Fichte und Lagarde
auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen deutschen
ohn' uns durch ihn beflecken zu lassen, entgegen arbeiten!
Goethe ist nun auch — ich hätte bald gesagt: Profoss der Sans-
külotten-Rotte geworden“. (S. 597)
51) „Der deutsche Mensch“, S. 97.
52) Ebendort, S. 30.
53) Dasselbe war 1914 der Fall. Siehe Thomas Mann, Ger-
hard Hauptmann, Richard Dehmel, Frank Wedekind. Von den
„Philosophen“ ganz zu schweigen.
54) „Goethe in vertraulichen Briefen“, S. 281.
55) „Der deutsche Mensch“, S. 46/47.
56) Auch der sozialistische Kosmopolitismus der Deutschen,
die marxistische Internationale muss so betrachtet werden. Sie
ist eine Ausgeburt nationaler Desperation. Wenn Ledebour im
deutschen Reichstag (24. Okt. 1918) — mit erhobener Stimme —
bekennt: „Durch meine Zugehörigkeit zur internationalen Sozial-
demokratie höre ich nicht auf, ein Deutscher zu sein,“ bekennt
er sich gerade dann zu seinem Deutschtum, wenn es gelten
würde, sich nicht dazu zu bekennen. Das Bekenntnis erfolgte
gegen die Erfüllung berechtigter polnischer Ansprüche auf West-
preussen.
57) „Deutscher Glaube“, S. 26.
58) „Der deutsche Mensch“, S. 17 und 19.
59) Nicht nur Fichte, sondern auch Kant, Humboldt und
Hegel, ja sogar Schopenhauer setzten die allgemeine Bösartig-
keit voraus, wenn sie von den Aufgaben des Staates sprachen.
60) „Deutsches Volkstum“, S. 30.
61) Heinrich Heine, „Geschichte der Religion und Philosophie
in Deutschland“, S. 110/111.
62) Das hat schon Heine konstatiert: „Der Fichte'sche Idea-
lismus gehört zu den kolossalsten Irrtümern, die jemals der
menschliche Geist ausgeheckt. Er ist gottloser und verdammlicher
als der plumpste Materialismus.“ Und Schopenhauer: „Um mich
über den intellektuellen Charakter der Deutschen und die auf
ihn zu gründenden Erwartungen zu orientieren, habe ich mir
einige feste Punkte gemacht, auf die ich vorkommenden Falls
allemal zurücksehe: 1. dass Fichte, dieser überbietende Hanswurst
Kants, selbst 40 Jahre nach seinem Auftreten noch immer neben
Kant genannt wird, als wäre er eben auch so einer. ῾´ Ηρακλεϛ
καὶ πίδηκοϛ
!“ — Was sagen dazu die Herren des Verlags Eugen
Diederichs, die noch 1914 „in Nachfolge von Fichte und Lagarde
auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen deutschen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note xml:id="id50b50b" prev="id50b" place="end" n="50)"><pb facs="#f0262" n="254"/>
ohn' uns durch ihn beflecken zu lassen, entgegen arbeiten!<lb/>
Goethe ist nun auch &#x2014; ich hätte bald gesagt: Profoss der Sans-<lb/>
külotten-Rotte geworden&#x201C;. (S. 597)</note><lb/>
            <note xml:id="id51b51b" prev="id51b" place="end" n="51)"> &#x201E;Der deutsche Mensch&#x201C;, S. 97.</note><lb/>
            <note xml:id="id52b52b" prev="id52b" place="end" n="52)"> Ebendort, S. 30.</note><lb/>
            <note xml:id="id53b53b" prev="id53b" place="end" n="53)"> Dasselbe war 1914 der Fall. Siehe Thomas Mann, Ger-<lb/>
hard Hauptmann, Richard Dehmel, Frank Wedekind. Von den<lb/>
&#x201E;Philosophen&#x201C; ganz zu schweigen.</note><lb/>
            <note xml:id="id54b54b" prev="id54b" place="end" n="54)"> &#x201E;Goethe in vertraulichen Briefen&#x201C;, S. 281.</note><lb/>
            <note xml:id="id55b55b" prev="id55b" place="end" n="55)"> &#x201E;Der deutsche Mensch&#x201C;, S. 46/47.</note><lb/>
            <note xml:id="id56b56b" prev="id56b" place="end" n="56)"> Auch der sozialistische Kosmopolitismus der Deutschen,<lb/>
die marxistische Internationale muss so betrachtet werden. Sie<lb/>
ist eine Ausgeburt nationaler Desperation. Wenn Ledebour im<lb/>
deutschen Reichstag (24. Okt. 1918) &#x2014; mit erhobener Stimme &#x2014;<lb/>
bekennt: &#x201E;Durch meine Zugehörigkeit zur internationalen Sozial-<lb/>
demokratie höre ich nicht auf, ein Deutscher zu sein,&#x201C; bekennt<lb/>
er sich gerade dann zu seinem Deutschtum, wenn es gelten<lb/>
würde, sich nicht dazu zu bekennen. Das Bekenntnis erfolgte<lb/>
gegen die Erfüllung berechtigter polnischer Ansprüche auf West-<lb/>
preussen.</note><lb/>
            <note xml:id="id57b57b" prev="id57b" place="end" n="57)"> &#x201E;Deutscher Glaube&#x201C;, S. 26.</note><lb/>
            <note xml:id="id58b58b" prev="id58b" place="end" n="58)"> &#x201E;Der deutsche Mensch&#x201C;, S. 17 und 19.</note><lb/>
            <note xml:id="id59b59b" prev="id59b" place="end" n="59)"> Nicht nur Fichte, sondern auch Kant, Humboldt und<lb/>
Hegel, ja sogar Schopenhauer setzten die allgemeine Bösartig-<lb/>
keit voraus, wenn sie von den Aufgaben des Staates sprachen.</note><lb/>
            <note xml:id="id60b60b" prev="id60b" place="end" n="60)"> &#x201E;Deutsches Volkstum&#x201C;, S. 30.</note><lb/>
            <note xml:id="id61b61b" prev="id61b" place="end" n="61)"> Heinrich Heine, &#x201E;Geschichte der Religion und Philosophie<lb/>
in Deutschland&#x201C;, S. 110/111.</note><lb/>
            <note xml:id="id62b62b" prev="id62b" place="end" n="62)"> Das hat schon Heine konstatiert: &#x201E;Der Fichte'sche Idea-<lb/>
lismus gehört zu den kolossalsten Irrtümern, die jemals der<lb/>
menschliche Geist ausgeheckt. Er ist gottloser und verdammlicher<lb/>
als der plumpste Materialismus.&#x201C; Und Schopenhauer: &#x201E;Um mich<lb/>
über den intellektuellen Charakter der Deutschen und die auf<lb/>
ihn zu gründenden Erwartungen zu orientieren, habe ich mir<lb/>
einige feste Punkte gemacht, auf die ich vorkommenden Falls<lb/>
allemal zurücksehe: 1. dass Fichte, dieser überbietende Hanswurst<lb/>
Kants, selbst 40 Jahre nach seinem Auftreten noch immer neben<lb/>
Kant genannt wird, als wäre er eben auch so einer. <hi rendition="#i">&#x1FFE;&#x1FFD; &#x0397;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BA;&#x03BB;&#x03B5;&#x03DB;<lb/>
&#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C0;&#x03AF;&#x03B4;&#x03B7;&#x03BA;&#x03BF;&#x03DB;</hi>!&#x201C; &#x2014; Was sagen dazu die Herren des Verlags Eugen<lb/>
Diederichs, die noch 1914 &#x201E;in Nachfolge von Fichte und Lagarde<lb/>
auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen deutschen<lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0262] ⁵⁰⁾ ohn' uns durch ihn beflecken zu lassen, entgegen arbeiten! Goethe ist nun auch — ich hätte bald gesagt: Profoss der Sans- külotten-Rotte geworden“. (S. 597) ⁵¹⁾ „Der deutsche Mensch“, S. 97. ⁵²⁾ Ebendort, S. 30. ⁵³⁾ Dasselbe war 1914 der Fall. Siehe Thomas Mann, Ger- hard Hauptmann, Richard Dehmel, Frank Wedekind. Von den „Philosophen“ ganz zu schweigen. ⁵⁴⁾ „Goethe in vertraulichen Briefen“, S. 281. ⁵⁵⁾ „Der deutsche Mensch“, S. 46/47. ⁵⁶⁾ Auch der sozialistische Kosmopolitismus der Deutschen, die marxistische Internationale muss so betrachtet werden. Sie ist eine Ausgeburt nationaler Desperation. Wenn Ledebour im deutschen Reichstag (24. Okt. 1918) — mit erhobener Stimme — bekennt: „Durch meine Zugehörigkeit zur internationalen Sozial- demokratie höre ich nicht auf, ein Deutscher zu sein,“ bekennt er sich gerade dann zu seinem Deutschtum, wenn es gelten würde, sich nicht dazu zu bekennen. Das Bekenntnis erfolgte gegen die Erfüllung berechtigter polnischer Ansprüche auf West- preussen. ⁵⁷⁾ „Deutscher Glaube“, S. 26. ⁵⁸⁾ „Der deutsche Mensch“, S. 17 und 19. ⁵⁹⁾ Nicht nur Fichte, sondern auch Kant, Humboldt und Hegel, ja sogar Schopenhauer setzten die allgemeine Bösartig- keit voraus, wenn sie von den Aufgaben des Staates sprachen. ⁶⁰⁾ „Deutsches Volkstum“, S. 30. ⁶¹⁾ Heinrich Heine, „Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, S. 110/111. ⁶²⁾ Das hat schon Heine konstatiert: „Der Fichte'sche Idea- lismus gehört zu den kolossalsten Irrtümern, die jemals der menschliche Geist ausgeheckt. Er ist gottloser und verdammlicher als der plumpste Materialismus.“ Und Schopenhauer: „Um mich über den intellektuellen Charakter der Deutschen und die auf ihn zu gründenden Erwartungen zu orientieren, habe ich mir einige feste Punkte gemacht, auf die ich vorkommenden Falls allemal zurücksehe: 1. dass Fichte, dieser überbietende Hanswurst Kants, selbst 40 Jahre nach seinem Auftreten noch immer neben Kant genannt wird, als wäre er eben auch so einer. ῾´ Ηρακλεϛ καὶ πίδηκοϛ!“ — Was sagen dazu die Herren des Verlags Eugen Diederichs, die noch 1914 „in Nachfolge von Fichte und Lagarde auf volkstümlicher und religiöser Grundlage einen neuen deutschen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Schulz, Dienstleister (Muttersprachler): Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-02-17T09:20:45Z)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiebibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-02-17T09:20:45Z)

Weitere Informationen:

  • Nach den Richtlinien des Deutschen Textarchivs (DTA) transkribiert und ausgezeichnet.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/262
Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/262>, abgerufen am 26.06.2024.