Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

Bild:
<< vorherige Seite

die importierte Autorität dieses Staatsgedankens, und seine
orientalischen Elemente, Despotie und Prostration, Isolierung
im Anspruch das auserwählte Volk zu sein, Unterordnung
unter eine göttliche Abstraktion, Ausbeutung durch egoistische
Prinzipien, werden verschwinden vor der eigentlichen, rein
menschlichen Mission sowohl des Deutschtums wie des
Judentums.

Hermann Cohen betrachtet die deutsche Sozialdemo-
kratie mit Recht als ein Hauptbollwerk dieser autoritären
Allianz. Doch sie war mehr. Man vergegenwärtige sich das
Ziel, das er dem jüdisch-deutschen Einvernehmen stellt,
nämlich einen Staatenbund zu errichten, dessen Mittelpunkt
und Vormacht Deutschland ist; einen Staatenbund, der
gleichwohl den "Frieden der Welt begründen und in ihm
die wahrhafte Begründung einer Kulturwelt stiften wird"! 101) Indem es Karl Marx gelang, die jüdische Internationale
mit der sozialistischen zu verbinden und den deutsch-
jüdischen Messianismus an die Spitze beider Internationalen
zu stellen; indem Lassalle das Proletariat gleichzeitig an das
Preussentum fesselte -- war ideell die Diktatur des Deutschju-
dentums, die jüdisch-junkerliche Weltherrschaft gesichert. Es
bedurfte nur noch des Weltkrieges zu ihrer Bestätigung 102).

Wer der Ansicht ist, dass die messianische Vorherr-
schaft irgend eines Staates den Frieden und die Wohl-
fahrt der Welt bedeutet, der wird Paulus und Luther, den
preussisch-protestantischen Staatsgedanken und Hegel, der
wird den Macchiavellismus Fichtes und Treitschkes, die
"deutsche" Sozialdemokratie der Herren Marx und Lassalle,
der wird Walter Rathenaus Staatskommunismus und Cohens
Staatsmetaphysik befürworten müssen. Wer aber der andern
Ansicht ist, dass nicht die Ausbeutung der Welt, sondern
die Wohlfahrt, Freiheit und Selbständigkeit der Individuen
Sinn dieses Daseins ist, der wird einem prussifizierten Europa
unter jüdischer Direktive nicht allzuviel Erwartung entgegen-
bringen, sondern die Alternative stellen: Christus oder Jehova.

die importierte Autorität dieses Staatsgedankens, und seine
orientalischen Elemente, Despotie und Prostration, Isolierung
im Anspruch das auserwählte Volk zu sein, Unterordnung
unter eine göttliche Abstraktion, Ausbeutung durch egoistische
Prinzipien, werden verschwinden vor der eigentlichen, rein
menschlichen Mission sowohl des Deutschtums wie des
Judentums.

Hermann Cohen betrachtet die deutsche Sozialdemo-
kratie mit Recht als ein Hauptbollwerk dieser autoritären
Allianz. Doch sie war mehr. Man vergegenwärtige sich das
Ziel, das er dem jüdisch-deutschen Einvernehmen stellt,
nämlich einen Staatenbund zu errichten, dessen Mittelpunkt
und Vormacht Deutschland ist; einen Staatenbund, der
gleichwohl den „Frieden der Welt begründen und in ihm
die wahrhafte Begründung einer Kulturwelt stiften wird“! 101) Indem es Karl Marx gelang, die jüdische Internationale
mit der sozialistischen zu verbinden und den deutsch-
jüdischen Messianismus an die Spitze beider Internationalen
zu stellen; indem Lassalle das Proletariat gleichzeitig an das
Preussentum fesselte — war ideell die Diktatur des Deutschju-
dentums, die jüdisch-junkerliche Weltherrschaft gesichert. Es
bedurfte nur noch des Weltkrieges zu ihrer Bestätigung 102).

Wer der Ansicht ist, dass die messianische Vorherr-
schaft irgend eines Staates den Frieden und die Wohl-
fahrt der Welt bedeutet, der wird Paulus und Luther, den
preussisch-protestantischen Staatsgedanken und Hegel, der
wird den Macchiavellismus Fichtes und Treitschkes, die
„deutsche“ Sozialdemokratie der Herren Marx und Lassalle,
der wird Walter Rathenaus Staatskommunismus und Cohens
Staatsmetaphysik befürworten müssen. Wer aber der andern
Ansicht ist, dass nicht die Ausbeutung der Welt, sondern
die Wohlfahrt, Freiheit und Selbständigkeit der Individuen
Sinn dieses Daseins ist, der wird einem prussifizierten Europa
unter jüdischer Direktive nicht allzuviel Erwartung entgegen-
bringen, sondern die Alternative stellen: Christus oder Jehova.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0175" n="167"/>
die importierte Autorität dieses Staatsgedankens, und seine<lb/>
orientalischen Elemente, Despotie und Prostration, Isolierung<lb/>
im Anspruch das auserwählte Volk zu sein, Unterordnung<lb/>
unter eine göttliche Abstraktion, Ausbeutung durch egoistische<lb/>
Prinzipien, werden verschwinden vor der eigentlichen, rein<lb/>
menschlichen Mission sowohl des Deutschtums wie des<lb/>
Judentums.</p><lb/>
          <p>Hermann Cohen betrachtet die deutsche Sozialdemo-<lb/>
kratie mit Recht als ein Hauptbollwerk dieser autoritären<lb/>
Allianz. Doch sie war mehr. Man vergegenwärtige sich das<lb/>
Ziel, das er dem jüdisch-deutschen Einvernehmen stellt,<lb/>
nämlich einen Staatenbund zu errichten, dessen Mittelpunkt<lb/>
und <hi rendition="#i">Vormacht</hi> Deutschland ist; einen Staatenbund, der<lb/>
gleichwohl den &#x201E;Frieden der Welt begründen und in ihm<lb/>
die wahrhafte Begründung einer Kulturwelt stiften wird&#x201C;! <note xml:id="id101c" next="id101c101c" place="end" n="101)"/><lb/>
Indem es Karl Marx gelang, die jüdische Internationale<lb/>
mit der sozialistischen zu verbinden und den deutsch-<lb/>
jüdischen Messianismus an die Spitze beider Internationalen<lb/>
zu stellen; indem Lassalle das Proletariat gleichzeitig an das<lb/>
Preussentum fesselte &#x2014; war ideell die Diktatur des Deutschju-<lb/>
dentums, die jüdisch-junkerliche Weltherrschaft gesichert. Es<lb/>
bedurfte nur noch des Weltkrieges zu ihrer Bestätigung <note xml:id="id102c" next="id102c102c" place="end" n="102)"/>.</p><lb/>
          <p>Wer der Ansicht ist, dass die messianische Vorherr-<lb/>
schaft irgend eines Staates den Frieden und die Wohl-<lb/>
fahrt der Welt bedeutet, der wird Paulus und Luther, den<lb/>
preussisch-protestantischen Staatsgedanken und Hegel, der<lb/>
wird den Macchiavellismus Fichtes und Treitschkes, die<lb/>
&#x201E;deutsche&#x201C; Sozialdemokratie der Herren Marx und Lassalle,<lb/>
der wird Walter Rathenaus Staatskommunismus und Cohens<lb/>
Staatsmetaphysik befürworten müssen. Wer aber der andern<lb/>
Ansicht ist, dass nicht die <hi rendition="#i">Ausbeutung</hi> der Welt, sondern<lb/>
die Wohlfahrt, Freiheit und Selbständigkeit der Individuen<lb/>
Sinn dieses Daseins ist, der wird einem prussifizierten Europa<lb/>
unter jüdischer Direktive nicht allzuviel Erwartung entgegen-<lb/>
bringen, sondern die Alternative stellen: Christus oder Jehova.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0175] die importierte Autorität dieses Staatsgedankens, und seine orientalischen Elemente, Despotie und Prostration, Isolierung im Anspruch das auserwählte Volk zu sein, Unterordnung unter eine göttliche Abstraktion, Ausbeutung durch egoistische Prinzipien, werden verschwinden vor der eigentlichen, rein menschlichen Mission sowohl des Deutschtums wie des Judentums. Hermann Cohen betrachtet die deutsche Sozialdemo- kratie mit Recht als ein Hauptbollwerk dieser autoritären Allianz. Doch sie war mehr. Man vergegenwärtige sich das Ziel, das er dem jüdisch-deutschen Einvernehmen stellt, nämlich einen Staatenbund zu errichten, dessen Mittelpunkt und Vormacht Deutschland ist; einen Staatenbund, der gleichwohl den „Frieden der Welt begründen und in ihm die wahrhafte Begründung einer Kulturwelt stiften wird“! ¹⁰¹⁾ Indem es Karl Marx gelang, die jüdische Internationale mit der sozialistischen zu verbinden und den deutsch- jüdischen Messianismus an die Spitze beider Internationalen zu stellen; indem Lassalle das Proletariat gleichzeitig an das Preussentum fesselte — war ideell die Diktatur des Deutschju- dentums, die jüdisch-junkerliche Weltherrschaft gesichert. Es bedurfte nur noch des Weltkrieges zu ihrer Bestätigung ¹⁰²⁾ . Wer der Ansicht ist, dass die messianische Vorherr- schaft irgend eines Staates den Frieden und die Wohl- fahrt der Welt bedeutet, der wird Paulus und Luther, den preussisch-protestantischen Staatsgedanken und Hegel, der wird den Macchiavellismus Fichtes und Treitschkes, die „deutsche“ Sozialdemokratie der Herren Marx und Lassalle, der wird Walter Rathenaus Staatskommunismus und Cohens Staatsmetaphysik befürworten müssen. Wer aber der andern Ansicht ist, dass nicht die Ausbeutung der Welt, sondern die Wohlfahrt, Freiheit und Selbständigkeit der Individuen Sinn dieses Daseins ist, der wird einem prussifizierten Europa unter jüdischer Direktive nicht allzuviel Erwartung entgegen- bringen, sondern die Alternative stellen: Christus oder Jehova.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Schulz, Dienstleister (Muttersprachler): Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-02-17T09:20:45Z)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiebibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-02-17T09:20:45Z)

Weitere Informationen:

  • Nach den Richtlinien des Deutschen Textarchivs (DTA) transkribiert und ausgezeichnet.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/175
Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/175>, abgerufen am 03.12.2024.