Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.ich hab mir das ja so gewünscht! (Immer heftiger weinend.) Nie hätt ich gedacht, daß ich dir -- Fidl, daß ich -- (sich an ihn klammernd, ihr Gesicht an seiner Brust ver- bergend, heftig weinend) untreu -- (ihre Stimme erstickt im Weinen). Fidelis (macht sich langsam von ihr los, tritt nach rechts an den ovalen Tisch und bleibt stehen, ein wenig vorgebeugt, mit dem Rücken zu Luz). Luz (weint noch immer still, wischt sich das Gesicht ab, blickt Fidelis mit gierig erwartenden Augen nach und faltet dann bittend die Hände; mit tonloser Stimme). Fidl! Fidelis (blickt nun erst wieder auf; nach einer kleinen Pause, ruhig, leichthin). Laß mich nur erst -- (Er nimmt die kleine englische Holzpfeife und zündet sie wieder an, steht dann noch rauchend eine Weile, endlich wendet er sich wieder halb nach ihr um, ganz ruhig fragend.) Wer denn? Luz (zuckt zusammen, dann in einem leise klagenden Ton). Hättst du mich doch damals gleich genommen und wärst mit mir fort! Fidelis. Wann? Luz (mühsam). Erinnerst du dich, wie wir zu Weih- nachten bei Tante Hedwig waren? (Leise.) Seine Frau saß neben dir. Fidelis (ganz ruhig). Der Zauberer? Luz (in einem bittenden Ton, leise). Nicht! nicht über ihn spotten! Fidelis (leichthin). Ich denke, das ist sein Beruf? Luz (erschauernd, leise). Er steht mit furchtbaren Mäch- ten im Bunde. -- (Sie schüttelt sich und tritt dann an den runden Tisch links; nach einer Pause, fast in einem ent- ich hab mir das ja ſo gewünſcht! (Immer heftiger weinend.) Nie hätt ich gedacht, daß ich dir — Fidl, daß ich — (ſich an ihn klammernd, ihr Geſicht an ſeiner Bruſt ver- bergend, heftig weinend) untreu — (ihre Stimme erſtickt im Weinen). Fidelis (macht ſich langſam von ihr los, tritt nach rechts an den ovalen Tiſch und bleibt ſtehen, ein wenig vorgebeugt, mit dem Ruͤcken zu Luz). Luz (weint noch immer ſtill, wiſcht ſich das Geſicht ab, blickt Fidelis mit gierig erwartenden Augen nach und faltet dann bittend die Haͤnde; mit tonloſer Stimme). Fidl! Fidelis (blickt nun erſt wieder auf; nach einer kleinen Pauſe, ruhig, leichthin). Laß mich nur erſt — (Er nimmt die kleine engliſche Holzpfeife und zuͤndet ſie wieder an, ſteht dann noch rauchend eine Weile, endlich wendet er ſich wieder halb nach ihr um, ganz ruhig fragend.) Wer denn? Luz (zuckt zuſammen, dann in einem leiſe klagenden Ton). Hättſt du mich doch damals gleich genommen und wärſt mit mir fort! Fidelis. Wann? Luz (muͤhſam). Erinnerſt du dich, wie wir zu Weih- nachten bei Tante Hedwig waren? (Leiſe.) Seine Frau ſaß neben dir. Fidelis (ganz ruhig). Der Zauberer? Luz (in einem bittenden Ton, leiſe). Nicht! nicht über ihn ſpotten! Fidelis (leichthin). Ich denke, das iſt ſein Beruf? Luz (erſchauernd, leiſe). 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bergend, heftig weinend) untreu — (ihre Stimme erſtickt
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an den ovalen Tiſch und bleibt ſtehen, ein wenig vorgebeugt,
mit dem Ruͤcken zu Luz).
Luz (weint noch immer ſtill, wiſcht ſich das Geſicht ab,
blickt Fidelis mit gierig erwartenden Augen nach und faltet
dann bittend die Haͤnde; mit tonloſer Stimme). Fidl!
Fidelis (blickt nun erſt wieder auf; nach einer kleinen
Pauſe, ruhig, leichthin). Laß mich nur erſt — (Er nimmt
die kleine engliſche Holzpfeife und zuͤndet ſie wieder an, ſteht
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halb nach ihr um, ganz ruhig fragend.) Wer denn?
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Fidelis. Wann?
Luz (muͤhſam). Erinnerſt du dich, wie wir zu Weih-
nachten bei Tante Hedwig waren? (Leiſe.) Seine Frau
ſaß neben dir.
Fidelis (ganz ruhig). Der Zauberer?
Luz (in einem bittenden Ton, leiſe). Nicht! nicht über
ihn ſpotten!
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Luz (erſchauernd, leiſe). Er ſteht mit furchtbaren Mäch-
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Zitationshilfe: | Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/51>, abgerufen am 16.07.2024. |