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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Martl (nachdenklich wiederholend). Am Tag, wo ma hei-
raten.
Fidelis. Brauchst es früher?
Martl. Na, na. Dös net.
Fidelis. Also was? Fehlt dir noch was?
Martl (in demselben Ton wie früher). Am Tag, wo ma
heiraten. Ja, aber -- (Blickt Fidelis fragend an.)
Fidelis. Aber?
Martl. Wia is's nacher --? An welchem Tag kriaget
i denn aber nacher das Geld, wann mir . . . jed's an on
andern Tag heiraten?
Fidelis (überrascht aufstehend). Martl?! Du bist doch
ein -- (Hält lachend ein und schüttelt den Kopf.)
Martl (langsam). Ma fragt jo nur, ma möcht do wissen.
Fidelis (scharf fragend). Du willst eine andere heiraten?
Kerl!
Martl. Dös steht no nöt fest.
Fidelis (ungeduldig). Also heraus! Was ist geschehen?
Magst die Zenz nicht mehr?
Martl. Mögen scho.
Fidelis. Mag sie dich nicht mehr?
Martl (zornig drohend). Dös möcht i segn!
Fidelis. Red?! Sonst kriegts alle zwei nichts.
Martl. In Ilsank war halt jetzt der Schuaster g'stor-
ben, die Schuasterin will vakafn, s'Nagllehen heißt's. Es
trifft si grad. Der Weg zum Watzmann geht vorüber.
Für an Bergführer a guater Platz. Aufbauen kunnt ma
noch an Stock, für Sommerparteien. -- Wann mir da,
i und die Zenz, wann mir uns da hinsitzn und unsere zehn
Jahr wirtschaften mitanand -- denn die Zenz vasteht's,
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Martl (nachdenklich wiederholend). Am Tag, wo ma hei-
raten.
Fidelis. Brauchſt es früher?
Martl. Na, na. Dös net.
Fidelis. Alſo was? Fehlt dir noch was?
Martl (in demſelben Ton wie fruͤher). Am Tag, wo ma
heiraten. Ja, aber — (Blickt Fidelis fragend an.)
Fidelis. Aber?
Martl. Wia is's nacher —? An welchem Tag kriaget
i denn aber nacher das Geld, wann mir . . . jed's an on
andern Tag heiraten?
Fidelis (uͤberraſcht aufſtehend). Martl?! Du biſt doch
ein — (Haͤlt lachend ein und ſchuͤttelt den Kopf.)
Martl (langſam). Ma fragt jo nur, ma möcht do wiſſen.
Fidelis (ſcharf fragend). Du willſt eine andere heiraten?
Kerl!
Martl. Dös ſteht no nöt feſt.
Fidelis (ungeduldig). Alſo heraus! Was iſt geſchehen?
Magſt die Zenz nicht mehr?
Martl. Mögen ſcho.
Fidelis. Mag ſie dich nicht mehr?
Martl (zornig drohend). Dös möcht i ſegn!
Fidelis. Red?! Sonſt kriegts alle zwei nichts.
Martl. In Ilſank war halt jetzt der Schuaſter g'ſtor-
ben, die Schuaſterin will vakafn, s'Nagllehen heißt's. Es
trifft ſi grad. Der Weg zum Watzmann geht vorüber.
Für an Bergführer a guater Platz. Aufbauen kunnt ma
noch an Stock, für Sommerparteien. — Wann mir da,
i und die Zenz, wann mir uns da hinſitzn und unſere zehn
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[147/0156] Martl (nachdenklich wiederholend). Am Tag, wo ma hei- raten. Fidelis. Brauchſt es früher? Martl. Na, na. Dös net. Fidelis. Alſo was? Fehlt dir noch was? Martl (in demſelben Ton wie fruͤher). Am Tag, wo ma heiraten. Ja, aber — (Blickt Fidelis fragend an.) Fidelis. Aber? Martl. Wia is's nacher —? An welchem Tag kriaget i denn aber nacher das Geld, wann mir . . . jed's an on andern Tag heiraten? Fidelis (uͤberraſcht aufſtehend). Martl?! Du biſt doch ein — (Haͤlt lachend ein und ſchuͤttelt den Kopf.) Martl (langſam). Ma fragt jo nur, ma möcht do wiſſen. Fidelis (ſcharf fragend). Du willſt eine andere heiraten? Kerl! Martl. Dös ſteht no nöt feſt. Fidelis (ungeduldig). Alſo heraus! Was iſt geſchehen? Magſt die Zenz nicht mehr? Martl. Mögen ſcho. Fidelis. Mag ſie dich nicht mehr? Martl (zornig drohend). Dös möcht i ſegn! Fidelis. Red?! Sonſt kriegts alle zwei nichts. Martl. In Ilſank war halt jetzt der Schuaſter g'ſtor- ben, die Schuaſterin will vakafn, s'Nagllehen heißt's. Es trifft ſi grad. Der Weg zum Watzmann geht vorüber. Für an Bergführer a guater Platz. Aufbauen kunnt ma noch an Stock, für Sommerparteien. — Wann mir da, i und die Zenz, wann mir uns da hinſitzn und unſere zehn Jahr wirtſchaften mitanand — denn die Zenz vaſteht's, 10*

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/156>, abgerufen am 12.05.2024.