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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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III. dem Bauchtheile, welcher besteht aus:
1) einer vollständigen Schleimhautröhre, welche die innere Fläche des
Bauchtheiles bildet,
2) einer sie bekleidenden Röhre einer Gefässschicht, die überdiess sich
bis an den Stamm erhebt, und an seine untere Fläche sich anlegt,
3) einer durch den Stamm zu einer Röhre ergänzten Fleischschicht, die
früher genannte umgebend, aber nicht unmittelbar, sondern getrennt
durch einen Raum, den man die Bauchhöhle nennt,
4) der andern Hälfte einer Hautröhre, welche die Fleischröhre bedeckt
und die Aussenwelt unmittelbar berührt.

Hieraus folgt also, dass bei einem senkrechten Durchschnitte durch das
Wirbelthier die einzelnen Schichten, aus denen es besteht, eine Ansicht gewäh-
ren müssen, wie die vorliegende Figur sie zeigt (Taf. III. Fig. 4). Die beiden
durch den Stamm ergänzten, gegen einander liegenden Röhren der Fleischschicht
(b und c) müssen die Form der Ziffer 8 haben, deren Mitte der Stamm (a) ein-
nimmt. Im obern Kreise dieser 8 ist die Röhre von Nervensubstanz (d), im un-
tern Kreise ist zu innerst ein kreissörmiger Durchschnitt der Schleimhaut (f),
umgeben von einer Gefässschicht, die sich bis unter den Stamm (a) verlängert (e).
Das Ganze wird umgeben von der Haut (h). Alle diese Schichten sind also, wie
hier der Durchschnitt zeigt, röhrig, wenn wir den Stamm sowohl zur obern als
zur untern Fleischschicht rechnen. Die Fleischschicht nämlich bildet eine Dop-
pelröhre, eine Rückenröhre und eine Bauchröhre.

Diese Röhren enthalten alle einzelnen Organe, und da sich die letzteren,
wie wir bald hören werden, aus ihnen allmählig herausbilden, so wollen wir sie
Primitivorgane nennen. Die Primitivorgane sind also die so eben aufgezählten
röhrigen Schichten, mit dem Unterschiede nur, dass die Schleimhautröhre für
sich allein gar keine Umbildungen eingeht, sondern immer nur in Verbindung mit
dem sie umgebenden Theile der Gefässschicht. Wir müssen daher beide Schich-
ten als Ein Primitivorgan zusammenfassen und können für dasselbe das längst ge-
brauchte Wort Darmkanal gebrauchen. Dagegen geht der Theil der Gefäss-
schicht, welcher sich von der Schleimhautröhre entfernt, eigenthümliche Bildun-
gen ein, und es fehlt leider an einem ganz passenden Worte, um dieses Primitiv-
organ damit zu bezeichnen. Der eine Theil derselben, der über dem Darme in
Form zweier Blätter sich befindet, heisst das Gekröse. Es ist jedoch nicht der

ein-
III. dem Bauchtheile, welcher besteht aus:
1) einer vollständigen Schleimhautröhre, welche die innere Fläche des
Bauchtheiles bildet,
2) einer sie bekleidenden Röhre einer Gefäſsschicht, die überdieſs sich
bis an den Stamm erhebt, und an seine untere Fläche sich anlegt,
3) einer durch den Stamm zu einer Röhre ergänzten Fleischschicht, die
früher genannte umgebend, aber nicht unmittelbar, sondern getrennt
durch einen Raum, den man die Bauchhöhle nennt,
4) der andern Hälfte einer Hautröhre, welche die Fleischröhre bedeckt
und die Auſsenwelt unmittelbar berührt.

Hieraus folgt also, daſs bei einem senkrechten Durchschnitte durch das
Wirbelthier die einzelnen Schichten, aus denen es besteht, eine Ansicht gewäh-
ren müssen, wie die vorliegende Figur sie zeigt (Taf. III. Fig. 4). Die beiden
durch den Stamm ergänzten, gegen einander liegenden Röhren der Fleischschicht
(b und c) müssen die Form der Ziffer 8 haben, deren Mitte der Stamm (a) ein-
nimmt. Im obern Kreise dieser 8 ist die Röhre von Nervensubstanz (d), im un-
tern Kreise ist zu innerst ein kreisſörmiger Durchschnitt der Schleimhaut (f),
umgeben von einer Gefäſsschicht, die sich bis unter den Stamm (a) verlängert (e).
Das Ganze wird umgeben von der Haut (h). Alle diese Schichten sind also, wie
hier der Durchschnitt zeigt, röhrig, wenn wir den Stamm sowohl zur obern als
zur untern Fleischschicht rechnen. Die Fleischschicht nämlich bildet eine Dop-
pelröhre, eine Rückenröhre und eine Bauchröhre.

Diese Röhren enthalten alle einzelnen Organe, und da sich die letzteren,
wie wir bald hören werden, aus ihnen allmählig herausbilden, so wollen wir sie
Primitivorgane nennen. Die Primitivorgane sind also die so eben aufgezählten
röhrigen Schichten, mit dem Unterschiede nur, daſs die Schleimhautröhre für
sich allein gar keine Umbildungen eingeht, sondern immer nur in Verbindung mit
dem sie umgebenden Theile der Gefäſsschicht. Wir müssen daher beide Schich-
ten als Ein Primitivorgan zusammenfassen und können für dasselbe das längst ge-
brauchte Wort Darmkanal gebrauchen. Dagegen geht der Theil der Gefäſs-
schicht, welcher sich von der Schleimhautröhre entfernt, eigenthümliche Bildun-
gen ein, und es fehlt leider an einem ganz passenden Worte, um dieses Primitiv-
organ damit zu bezeichnen. Der eine Theil derselben, der über dem Darme in
Form zweier Blätter sich befindet, heiſst das Gekröse. Es ist jedoch nicht der

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[64/0074] III. dem Bauchtheile, welcher besteht aus: 1) einer vollständigen Schleimhautröhre, welche die innere Fläche des Bauchtheiles bildet, 2) einer sie bekleidenden Röhre einer Gefäſsschicht, die überdieſs sich bis an den Stamm erhebt, und an seine untere Fläche sich anlegt, 3) einer durch den Stamm zu einer Röhre ergänzten Fleischschicht, die früher genannte umgebend, aber nicht unmittelbar, sondern getrennt durch einen Raum, den man die Bauchhöhle nennt, 4) der andern Hälfte einer Hautröhre, welche die Fleischröhre bedeckt und die Auſsenwelt unmittelbar berührt. Hieraus folgt also, daſs bei einem senkrechten Durchschnitte durch das Wirbelthier die einzelnen Schichten, aus denen es besteht, eine Ansicht gewäh- ren müssen, wie die vorliegende Figur sie zeigt (Taf. III. Fig. 4). Die beiden durch den Stamm ergänzten, gegen einander liegenden Röhren der Fleischschicht (b und c) müssen die Form der Ziffer 8 haben, deren Mitte der Stamm (a) ein- nimmt. Im obern Kreise dieser 8 ist die Röhre von Nervensubstanz (d), im un- tern Kreise ist zu innerst ein kreisſörmiger Durchschnitt der Schleimhaut (f), umgeben von einer Gefäſsschicht, die sich bis unter den Stamm (a) verlängert (e). Das Ganze wird umgeben von der Haut (h). Alle diese Schichten sind also, wie hier der Durchschnitt zeigt, röhrig, wenn wir den Stamm sowohl zur obern als zur untern Fleischschicht rechnen. Die Fleischschicht nämlich bildet eine Dop- pelröhre, eine Rückenröhre und eine Bauchröhre. Diese Röhren enthalten alle einzelnen Organe, und da sich die letzteren, wie wir bald hören werden, aus ihnen allmählig herausbilden, so wollen wir sie Primitivorgane nennen. Die Primitivorgane sind also die so eben aufgezählten röhrigen Schichten, mit dem Unterschiede nur, daſs die Schleimhautröhre für sich allein gar keine Umbildungen eingeht, sondern immer nur in Verbindung mit dem sie umgebenden Theile der Gefäſsschicht. Wir müssen daher beide Schich- ten als Ein Primitivorgan zusammenfassen und können für dasselbe das längst ge- brauchte Wort Darmkanal gebrauchen. Dagegen geht der Theil der Gefäſs- schicht, welcher sich von der Schleimhautröhre entfernt, eigenthümliche Bildun- gen ein, und es fehlt leider an einem ganz passenden Worte, um dieses Primitiv- organ damit zu bezeichnen. Der eine Theil derselben, der über dem Darme in Form zweier Blätter sich befindet, heiſst das Gekröse. Es ist jedoch nicht der ein-

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/74>, abgerufen am 25.11.2024.