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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837.

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gewöhnlich noch ein Theil der Alkalien ungebunden, weshalb das Eiweiss alka-
lisch reagirt.

d. Dotter-
kugel, Glo-
bus vitella-
rius.
Fig. 2 c.
Fig. 3. f.

In dem Eiweisse schwebt die gelbe Dotterkugel. Sie besteht aus dicklicher
Dottersubstanz, welche von einer dünnen Haut, der Dotterhaut, umgeben wird.
Ihre Form ist nicht völlig kugelig, sondern ellipsoidisch, indem ihre längste Axe
wie die längste Axe des Eies gerichtet ist. Auch ist sie nicht ganz in der Mitte
des Eies, sondern, da sie leichter als das Eiweiss ist, so erhebt sie sich etwas in
ihm gegen den Theil der Schaale, welcher bei irgend einer Lage des Eies oben
liegt. In der Mitte der obern Fläche des Dotters erblickt man durch die Dotter-
haut durchschimmernd einen weissen kreisförmigen Flecken, den Hahnentritt oder
die Narbe. Von der Dotterkugel aus sieht man nach beiden Enden des Eies in das
Eiweiss zwei weisse gedrelite Stränge hineinragen, welche die Hagelschnüre hei-
ssen. Wir wollen jetzt diese Theile einzeln ins Auge fassen und mit den letzteren
anfangen.

e. Hagel-
schnüre,
Chalazae.
Fig. 3. e.

Die Hagelschnüre (Chalazae) *) haben ihren Namen davon erhalten,
dass man beim ersten Anblick in jedem Ende des Eies zwei Reihen zusammen-
hängender rundlicher Körperchen, die durch ihre weisse Farbe sich bemerklich
machen, zu erblicken glaubt. Eine nähere Betrachtung zeigt aber bald, dass
man hier gedrehte Schnüre vor sich hat und dass die weissen Klümpchen nichts
sind, als Windungen dieser Schnüre. Gewunden sind nämlich die Schnüre im-
mer, wenn auch nicht immer auf dieselbe Weise. Entweder ist jede Schnur nur
in sich gewunden, so dass sie selbst grade ist wie ein Seil, und man spiralförmige
Streifen, die Andeutungen der Windungen, nur an ihrer Oberfläche sieht. Sie
ist aber auch dann nicht so gleichförmig dick wie ein Seil, sondern einzelne
Stellen sind dicker. Oder jede Schnur ist auch selbst wie ein Pfropfenzieher um
einen mittlern nicht ausgefüllten Cylinder gedreht. In diesem häufigern Falle
besonders erscheinen die dem Auge am meisten zugekehrten Abschnitte als klum-
pige Massen, wenn man ihren Zusammenhang in der Tiefe nicht gleich be-
merkt **). Diese Schnüre werden aber nicht wie Seile aus zusammengedrehten

Vor dem Verbrennen ist aber ein Theil des Schwefels und Phosphors im ungesäuerten Zu-
stande da.
*) Grandines; Tractus albuminosi; Appendices albuminis. Bei den letzteren Benennungen ist
ausser dem weissen Strange auch das dritte Eiweiss mit eingeschlossen. Ligamenta suspenso-
ria vitelli.
**) Nicht selten sieht man auch auf jeder Seite zwei gesonderte weisse Stränge, einen graden,
nur in sich gewundenen, und einen meistens dünnern, der wie ein Pfropfenzieher in einiger
Entfernung sich um den andern windet. Seltener sind auf einer Seite der Eier zwei Hagel-
schnüre, die sich nicht um einander winden und mehr oder weniger von einander abstehen.

gewöhnlich noch ein Theil der Alkalien ungebunden, weshalb das Eiweiſs alka-
lisch reagirt.

d. Dotter-
kugel, Glo-
bus vitella-
rius.
Fig. 2 c.
Fig. 3. f.

In dem Eiweiſse schwebt die gelbe Dotterkugel. Sie besteht aus dicklicher
Dottersubstanz, welche von einer dünnen Haut, der Dotterhaut, umgeben wird.
Ihre Form ist nicht völlig kugelig, sondern ellipsoidisch, indem ihre längste Axe
wie die längste Axe des Eies gerichtet ist. Auch ist sie nicht ganz in der Mitte
des Eies, sondern, da sie leichter als das Eiweiſs ist, so erhebt sie sich etwas in
ihm gegen den Theil der Schaale, welcher bei irgend einer Lage des Eies oben
liegt. In der Mitte der obern Fläche des Dotters erblickt man durch die Dotter-
haut durchschimmernd einen weiſsen kreisförmigen Flecken, den Hahnentritt oder
die Narbe. Von der Dotterkugel aus sieht man nach beiden Enden des Eies in das
Eiweiſs zwei weiſse gedrelite Stränge hineinragen, welche die Hagelschnüre hei-
ſsen. Wir wollen jetzt diese Theile einzeln ins Auge fassen und mit den letzteren
anfangen.

e. Hagel-
schnüre,
Chalazae.
Fig. 3. e.

Die Hagelschnüre (Chalazae) *) haben ihren Namen davon erhalten,
daſs man beim ersten Anblick in jedem Ende des Eies zwei Reihen zusammen-
hängender rundlicher Körperchen, die durch ihre weiſse Farbe sich bemerklich
machen, zu erblicken glaubt. Eine nähere Betrachtung zeigt aber bald, daſs
man hier gedrehte Schnüre vor sich hat und daſs die weiſsen Klümpchen nichts
sind, als Windungen dieser Schnüre. Gewunden sind nämlich die Schnüre im-
mer, wenn auch nicht immer auf dieselbe Weise. Entweder ist jede Schnur nur
in sich gewunden, so daſs sie selbst grade ist wie ein Seil, und man spiralförmige
Streifen, die Andeutungen der Windungen, nur an ihrer Oberfläche sieht. Sie
ist aber auch dann nicht so gleichförmig dick wie ein Seil, sondern einzelne
Stellen sind dicker. Oder jede Schnur ist auch selbst wie ein Pfropfenzieher um
einen mittlern nicht ausgefüllten Cylinder gedreht. In diesem häufigern Falle
besonders erscheinen die dem Auge am meisten zugekehrten Abschnitte als klum-
pige Massen, wenn man ihren Zusammenhang in der Tiefe nicht gleich be-
merkt **). Diese Schnüre werden aber nicht wie Seile aus zusammengedrehten

Vor dem Verbrennen ist aber ein Theil des Schwefels und Phosphors im ungesäuerten Zu-
stande da.
*) Grandines; Tractus albuminosi; Appendices albuminis. Bei den letzteren Benennungen ist
auſser dem weiſsen Strange auch das dritte Eiweiſs mit eingeschlossen. Ligamenta suspenso-
ria vitelli.
**) Nicht selten sieht man auch auf jeder Seite zwei gesonderte weiſse Stränge, einen graden,
nur in sich gewundenen, und einen meistens dünnern, der wie ein Pfropfenzieher in einiger
Entfernung sich um den andern windet. Seltener sind auf einer Seite der Eier zwei Hagel-
schnüre, die sich nicht um einander winden und mehr oder weniger von einander abstehen.
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[14/0024] gewöhnlich noch ein Theil der Alkalien ungebunden, weshalb das Eiweiſs alka- lisch reagirt. In dem Eiweiſse schwebt die gelbe Dotterkugel. Sie besteht aus dicklicher Dottersubstanz, welche von einer dünnen Haut, der Dotterhaut, umgeben wird. Ihre Form ist nicht völlig kugelig, sondern ellipsoidisch, indem ihre längste Axe wie die längste Axe des Eies gerichtet ist. Auch ist sie nicht ganz in der Mitte des Eies, sondern, da sie leichter als das Eiweiſs ist, so erhebt sie sich etwas in ihm gegen den Theil der Schaale, welcher bei irgend einer Lage des Eies oben liegt. In der Mitte der obern Fläche des Dotters erblickt man durch die Dotter- haut durchschimmernd einen weiſsen kreisförmigen Flecken, den Hahnentritt oder die Narbe. Von der Dotterkugel aus sieht man nach beiden Enden des Eies in das Eiweiſs zwei weiſse gedrelite Stränge hineinragen, welche die Hagelschnüre hei- ſsen. Wir wollen jetzt diese Theile einzeln ins Auge fassen und mit den letzteren anfangen. Die Hagelschnüre (Chalazae) *) haben ihren Namen davon erhalten, daſs man beim ersten Anblick in jedem Ende des Eies zwei Reihen zusammen- hängender rundlicher Körperchen, die durch ihre weiſse Farbe sich bemerklich machen, zu erblicken glaubt. Eine nähere Betrachtung zeigt aber bald, daſs man hier gedrehte Schnüre vor sich hat und daſs die weiſsen Klümpchen nichts sind, als Windungen dieser Schnüre. Gewunden sind nämlich die Schnüre im- mer, wenn auch nicht immer auf dieselbe Weise. Entweder ist jede Schnur nur in sich gewunden, so daſs sie selbst grade ist wie ein Seil, und man spiralförmige Streifen, die Andeutungen der Windungen, nur an ihrer Oberfläche sieht. Sie ist aber auch dann nicht so gleichförmig dick wie ein Seil, sondern einzelne Stellen sind dicker. Oder jede Schnur ist auch selbst wie ein Pfropfenzieher um einen mittlern nicht ausgefüllten Cylinder gedreht. In diesem häufigern Falle besonders erscheinen die dem Auge am meisten zugekehrten Abschnitte als klum- pige Massen, wenn man ihren Zusammenhang in der Tiefe nicht gleich be- merkt **). Diese Schnüre werden aber nicht wie Seile aus zusammengedrehten ***) *) Grandines; Tractus albuminosi; Appendices albuminis. Bei den letzteren Benennungen ist auſser dem weiſsen Strange auch das dritte Eiweiſs mit eingeschlossen. Ligamenta suspenso- ria vitelli. **) Nicht selten sieht man auch auf jeder Seite zwei gesonderte weiſse Stränge, einen graden, nur in sich gewundenen, und einen meistens dünnern, der wie ein Pfropfenzieher in einiger Entfernung sich um den andern windet. Seltener sind auf einer Seite der Eier zwei Hagel- schnüre, die sich nicht um einander winden und mehr oder weniger von einander abstehen. ***) Vor dem Verbrennen ist aber ein Theil des Schwefels und Phosphors im ungesäuerten Zu- stande da.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/24>, abgerufen am 22.11.2024.