sind *) oder mit dessen Ueberzuge in Berührung kommt. Es sind sogar dünne Zipfel an den Enden des Eies von Hufthieren, die später als überflüssig abgesto- ssen werden, mit Zotten besetzt. Die Zotten sind Verlängerungen ihrer Sub- stanz und zeigen bei starker Vergrösserung einen undeutlich zelligen Bau, wobei man nicht an hohle Räume denken muss, sondern mehr an einen Wechsel in der Dichtigkeit der Substanz. Wenn die äussere Eihaut von Blutgefässen erreicht wird, so bilden sich Gefässnetze in diesen Zotten, und ohne Blutgefässnetze ent- wickeln sich die Zotten nicht sehr. Doch davon später bei Gelegenheit des Cho- rions. Es scheint ferner allgemein, dass die äussere Eihaut aus zwei Blättern be- steht, wenigstens von dem Momente an, wo sie Zotten entwickelt, denn ein Blatt geht continuirlich unter den Zotten weg. Das äuserste Blatt bildet aber auch nicht allein die Zotten, sondern nur deren Oberfläche, der Körper oder das Innere der Zotten besteht vielmehr aus einer Masse, die sich erst allmählig zwi- schen beiden Blättern sammelt, was man besonders deutlich an den Zotten des Eies von Wiederkäuern sieht. So kann man eigentlich drei Lagen in der äussern Eihaut erkennen, wo sie in starker Entwickelung begriffen ist, und nur wenn die mittlere Lage ganz unentwickelt bleibt, wie in den äussersten Zipfeln des Eies der Hufthiere, kann man mit Bestimmtheit nur die beiden andern erkennen.
Es gehört ferner zu den allgemeinen Eigenschaften der äussern Eihaut, dass sie immerfort die Flüssigkeit durchlässt, welche der Fruchthälter zur Vergrösse- rung des Eies hergiebt, und dass unter ihr aus der durchgelassenen Flüssigkeit sich eine Lage festeren Eiweisses sammelt. Hierdurch wird sie der Schaalenhaut der Vögel noch ähnlicher. Ich habe diese Schicht Eiweiss sogar in solchen Eiern deutlich gesehen, in denen später an die ganze innere Fläche der äussern Eihaut der Harnsack sich anlegt, wodurch diese Lage Eiweiss verdeckt wird. Wenn in Hunden der Harnsack die äussere Eihaut so eben erreicht hat, so sieht man eine dünne, aber deutliche, glänzende Schicht Eiweiss unter der äussern Eihaut. In den Eiern der Hufthiere ist sie viel stärker.
Wo die äussere Eihaut als Oberhaut einer äussern Masse Eiweiss sich bil-o. Dotter- haut und Schwinden derselben. det, liegt nothwendig die ehemalige Oberhaut des Eies tiefer im Innern auf der Dotterkugel und verdient den Namen Dotterhaut. Sie löst sich, so wie der Em- bryo und Dottersack sich scheiden, und verschwindet.
Kaum ist der Dotter so weit verflüssigt, dass er einige Durchsichtigkeitp. Erste Form des Embryo. hat; so erkennt man auch schon, dass der sackförmige Keim sich in zwei sehr
*) Ich konnte nämlich keine Zotten zwischen den werdenden Fruchtkuchen auf dem Eie der Wie- derkäuer finden -- und diesen Stellen gegenüber ist der Fruchthälter ganz glatt.
sind *) oder mit dessen Ueberzuge in Berührung kommt. Es sind sogar dünne Zipfel an den Enden des Eies von Hufthieren, die später als überflüssig abgesto- ſsen werden, mit Zotten besetzt. Die Zotten sind Verlängerungen ihrer Sub- stanz und zeigen bei starker Vergröſserung einen undeutlich zelligen Bau, wobei man nicht an hohle Räume denken muſs, sondern mehr an einen Wechsel in der Dichtigkeit der Substanz. Wenn die äuſsere Eihaut von Blutgefäſsen erreicht wird, so bilden sich Gefäſsnetze in diesen Zotten, und ohne Blutgefäſsnetze ent- wickeln sich die Zotten nicht sehr. Doch davon später bei Gelegenheit des Cho- rions. Es scheint ferner allgemein, daſs die äuſsere Eihaut aus zwei Blättern be- steht, wenigstens von dem Momente an, wo sie Zotten entwickelt, denn ein Blatt geht continuirlich unter den Zotten weg. Das äuſerste Blatt bildet aber auch nicht allein die Zotten, sondern nur deren Oberfläche, der Körper oder das Innere der Zotten besteht vielmehr aus einer Masse, die sich erst allmählig zwi- schen beiden Blättern sammelt, was man besonders deutlich an den Zotten des Eies von Wiederkäuern sieht. So kann man eigentlich drei Lagen in der äuſsern Eihaut erkennen, wo sie in starker Entwickelung begriffen ist, und nur wenn die mittlere Lage ganz unentwickelt bleibt, wie in den äuſsersten Zipfeln des Eies der Hufthiere, kann man mit Bestimmtheit nur die beiden andern erkennen.
Es gehört ferner zu den allgemeinen Eigenschaften der äuſsern Eihaut, daſs sie immerfort die Flüssigkeit durchläſst, welche der Fruchthälter zur Vergröſse- rung des Eies hergiebt, und daſs unter ihr aus der durchgelassenen Flüssigkeit sich eine Lage festeren Eiweiſses sammelt. Hierdurch wird sie der Schaalenhaut der Vögel noch ähnlicher. Ich habe diese Schicht Eiweiſs sogar in solchen Eiern deutlich gesehen, in denen später an die ganze innere Fläche der äuſsern Eihaut der Harnsack sich anlegt, wodurch diese Lage Eiweiſs verdeckt wird. Wenn in Hunden der Harnsack die äuſsere Eihaut so eben erreicht hat, so sieht man eine dünne, aber deutliche, glänzende Schicht Eiweiſs unter der äuſsern Eihaut. In den Eiern der Hufthiere ist sie viel stärker.
Wo die äuſsere Eihaut als Oberhaut einer äuſsern Masse Eiweiſs sich bil-o. Dotter- haut und Schwinden derselben. det, liegt nothwendig die ehemalige Oberhaut des Eies tiefer im Innern auf der Dotterkugel und verdient den Namen Dotterhaut. Sie löst sich, so wie der Em- bryo und Dottersack sich scheiden, und verschwindet.
Kaum ist der Dotter so weit verflüssigt, daſs er einige Durchsichtigkeitp. Erste Form des Embryo. hat; so erkennt man auch schon, daſs der sackförmige Keim sich in zwei sehr
*) Ich konnte nämlich keine Zotten zwischen den werdenden Fruchtkuchen auf dem Eie der Wie- derkäuer finden — und diesen Stellen gegenüber ist der Fruchthälter ganz glatt.
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sind *) oder mit dessen Ueberzuge in Berührung kommt. Es sind sogar dünne
Zipfel an den Enden des Eies von Hufthieren, die später als überflüssig abgesto-
ſsen werden, mit Zotten besetzt. Die Zotten sind Verlängerungen ihrer Sub-
stanz und zeigen bei starker Vergröſserung einen undeutlich zelligen Bau, wobei
man nicht an hohle Räume denken muſs, sondern mehr an einen Wechsel in der
Dichtigkeit der Substanz. Wenn die äuſsere Eihaut von Blutgefäſsen erreicht
wird, so bilden sich Gefäſsnetze in diesen Zotten, und ohne Blutgefäſsnetze ent-
wickeln sich die Zotten nicht sehr. Doch davon später bei Gelegenheit des Cho-
rions. Es scheint ferner allgemein, daſs die äuſsere Eihaut aus zwei Blättern be-
steht, wenigstens von dem Momente an, wo sie Zotten entwickelt, denn ein
Blatt geht continuirlich unter den Zotten weg. Das äuſerste Blatt bildet aber
auch nicht allein die Zotten, sondern nur deren Oberfläche, der Körper oder das
Innere der Zotten besteht vielmehr aus einer Masse, die sich erst allmählig zwi-
schen beiden Blättern sammelt, was man besonders deutlich an den Zotten des
Eies von Wiederkäuern sieht. So kann man eigentlich drei Lagen in der äuſsern
Eihaut erkennen, wo sie in starker Entwickelung begriffen ist, und nur wenn die
mittlere Lage ganz unentwickelt bleibt, wie in den äuſsersten Zipfeln des Eies
der Hufthiere, kann man mit Bestimmtheit nur die beiden andern erkennen.
Es gehört ferner zu den allgemeinen Eigenschaften der äuſsern Eihaut, daſs
sie immerfort die Flüssigkeit durchläſst, welche der Fruchthälter zur Vergröſse-
rung des Eies hergiebt, und daſs unter ihr aus der durchgelassenen Flüssigkeit
sich eine Lage festeren Eiweiſses sammelt. Hierdurch wird sie der Schaalenhaut
der Vögel noch ähnlicher. Ich habe diese Schicht Eiweiſs sogar in solchen Eiern
deutlich gesehen, in denen später an die ganze innere Fläche der äuſsern Eihaut
der Harnsack sich anlegt, wodurch diese Lage Eiweiſs verdeckt wird. Wenn
in Hunden der Harnsack die äuſsere Eihaut so eben erreicht hat, so sieht man eine
dünne, aber deutliche, glänzende Schicht Eiweiſs unter der äuſsern Eihaut. In
den Eiern der Hufthiere ist sie viel stärker.
Wo die äuſsere Eihaut als Oberhaut einer äuſsern Masse Eiweiſs sich bil-
det, liegt nothwendig die ehemalige Oberhaut des Eies tiefer im Innern auf der
Dotterkugel und verdient den Namen Dotterhaut. Sie löst sich, so wie der Em-
bryo und Dottersack sich scheiden, und verschwindet.
o. Dotter-
haut und
Schwinden
derselben.
Kaum ist der Dotter so weit verflüssigt, daſs er einige Durchsichtigkeit
hat; so erkennt man auch schon, daſs der sackförmige Keim sich in zwei sehr
p. Erste
Form des
Embryo.
*) Ich konnte nämlich keine Zotten zwischen den werdenden Fruchtkuchen auf dem Eie der Wie-
derkäuer finden — und diesen Stellen gegenüber ist der Fruchthälter ganz glatt.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/199>, abgerufen am 22.07.2024.
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