sen, während sich eine hinterste vierte bildet. Am fünften Tage oder spätestens am sechsten Tage pflegen sich auch die übrigen zu schliessen, die zweite Spalte zuletzt. Die schmalen Theile der Seitenwand, die zwischen diesen Spalten lie- gen, nennen wir Kiemenbogen, so lange die Spalten bestehen.
w. Speise- röhre.
Etwas später als die Rachenhöhle gewinnt der hinter ihr liegende Abschnitt einige Eigenthümlichkeit durch sehr rasche Verlängerung und Verengerung. Es ist die Speiseröhre. Der Kropf ist eine viel spätere, nach rechts gerichtete Aus- sackung der Speiseröhre. Im Primitivorgane scheint der Abschnitt, der später zur Speiseröhre werden soll, überaus kurz zu seyn, ein Verhältniss, das freilich im Säugethier sich vollständiger nachweisen lässt.
x. Magen.
Der Magen ist auch anfänglich von dem übrigen Darmkanale nicht verschie- den. Allmählig tritt eine Erweiterung auf, aber nicht gleichmässig im ganzen Umfange. Sie ist stärker nach dem Rücken zu und bald ein wenig nach links. Indem aber diese stärkere Wölbung zunimmt, dreht sie sich immer mehr nach links und endlich etwas nach unten. Der Magen ist anfänglich ein einfacher Sack, und es schien mir, dass er erst später sich in den Vormagen und einen Muskelma- gen sondert, die den körnerfressenden Vögeln eigenthümlich sind.
y. Darm.
Der Darm ist im Augenblicke, wo er sich bis auf den Darmnabel schliesst, sehr kurz. Dann verlängert er sich rasch und bildet zwei Windungen, eine ent- hält den Zwölffingerdarm, eine andere gegen den Nabel gerichtete den übrigen Darm. Der weite und enge Darm sind in der ersten Zeit gar nicht verschieden und ihre Grenze wird nur durch das Heraussacken der Blinddärme bezeichnet, und erst in der zweiten Hälfte des Embryonenlebens ist der erstere durch grössere Weite merklich unterschieden. Jene Grenze ist nicht die Stelle, wo Munddarm und Af- terdarm zusammentreten, vielmehr mündet sich der Dottergang mitten in den en- gen Darm ein, wo bei manchen Vögeln ein Rest von ihm zurückbleibt, der mit dem Namen eines Diverticulum bezeichnet wird. Der dünne Darm nimmt be- sonders an Länge und Windungen zu, findet daher keinen Raum mehr in der Bauchhöhle, es treten einige Windungen aus derselben heraus in den Hautnabel und liegen sogar zum Theil weit ausserhalb des röhrig ausgezogenen Hautnabels. In der letzten Zeit wächst der Darm weniger in die Länge, dagegen vergrössert sich die Bauchhöhle rasch. Der Darm tritt nun wieder ein und nimmt den unter- dessen verkleinerten Dottersack mit, der innerhalb der Bauchhöhle nach der Ge- burt noch rascher sich verkleinert, bei einigen Vögeln aber, z. B. der Nachtigall, nie ganz verschwinden soll.
sen, während sich eine hinterste vierte bildet. Am fünften Tage oder spätestens am sechsten Tage pflegen sich auch die übrigen zu schlieſsen, die zweite Spalte zuletzt. Die schmalen Theile der Seitenwand, die zwischen diesen Spalten lie- gen, nennen wir Kiemenbogen, so lange die Spalten bestehen.
w. Speise- röhre.
Etwas später als die Rachenhöhle gewinnt der hinter ihr liegende Abschnitt einige Eigenthümlichkeit durch sehr rasche Verlängerung und Verengerung. Es ist die Speiseröhre. Der Kropf ist eine viel spätere, nach rechts gerichtete Aus- sackung der Speiseröhre. Im Primitivorgane scheint der Abschnitt, der später zur Speiseröhre werden soll, überaus kurz zu seyn, ein Verhältniſs, das freilich im Säugethier sich vollständiger nachweisen läſst.
x. Magen.
Der Magen ist auch anfänglich von dem übrigen Darmkanale nicht verschie- den. Allmählig tritt eine Erweiterung auf, aber nicht gleichmäſsig im ganzen Umfange. Sie ist stärker nach dem Rücken zu und bald ein wenig nach links. Indem aber diese stärkere Wölbung zunimmt, dreht sie sich immer mehr nach links und endlich etwas nach unten. Der Magen ist anfänglich ein einfacher Sack, und es schien mir, daſs er erst später sich in den Vormagen und einen Muskelma- gen sondert, die den körnerfressenden Vögeln eigenthümlich sind.
y. Darm.
Der Darm ist im Augenblicke, wo er sich bis auf den Darmnabel schlieſst, sehr kurz. Dann verlängert er sich rasch und bildet zwei Windungen, eine ent- hält den Zwölffingerdarm, eine andere gegen den Nabel gerichtete den übrigen Darm. Der weite und enge Darm sind in der ersten Zeit gar nicht verschieden und ihre Grenze wird nur durch das Heraussacken der Blinddärme bezeichnet, und erst in der zweiten Hälfte des Embryonenlebens ist der erstere durch gröſsere Weite merklich unterschieden. Jene Grenze ist nicht die Stelle, wo Munddarm und Af- terdarm zusammentreten, vielmehr mündet sich der Dottergang mitten in den en- gen Darm ein, wo bei manchen Vögeln ein Rest von ihm zurückbleibt, der mit dem Namen eines Diverticulum bezeichnet wird. Der dünne Darm nimmt be- sonders an Länge und Windungen zu, findet daher keinen Raum mehr in der Bauchhöhle, es treten einige Windungen aus derselben heraus in den Hautnabel und liegen sogar zum Theil weit auſserhalb des röhrig ausgezogenen Hautnabels. In der letzten Zeit wächst der Darm weniger in die Länge, dagegen vergröſsert sich die Bauchhöhle rasch. Der Darm tritt nun wieder ein und nimmt den unter- dessen verkleinerten Dottersack mit, der innerhalb der Bauchhöhle nach der Ge- burt noch rascher sich verkleinert, bei einigen Vögeln aber, z. B. der Nachtigall, nie ganz verschwinden soll.
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sen, während sich eine hinterste vierte bildet. Am fünften Tage oder spätestens
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zuletzt. Die schmalen Theile der Seitenwand, die zwischen diesen Spalten lie-
gen, nennen wir Kiemenbogen, so lange die Spalten bestehen.
Etwas später als die Rachenhöhle gewinnt der hinter ihr liegende Abschnitt
einige Eigenthümlichkeit durch sehr rasche Verlängerung und Verengerung. Es
ist die Speiseröhre. Der Kropf ist eine viel spätere, nach rechts gerichtete Aus-
sackung der Speiseröhre. Im Primitivorgane scheint der Abschnitt, der später
zur Speiseröhre werden soll, überaus kurz zu seyn, ein Verhältniſs, das freilich
im Säugethier sich vollständiger nachweisen läſst.
Der Magen ist auch anfänglich von dem übrigen Darmkanale nicht verschie-
den. Allmählig tritt eine Erweiterung auf, aber nicht gleichmäſsig im ganzen
Umfange. Sie ist stärker nach dem Rücken zu und bald ein wenig nach links.
Indem aber diese stärkere Wölbung zunimmt, dreht sie sich immer mehr nach
links und endlich etwas nach unten. Der Magen ist anfänglich ein einfacher Sack,
und es schien mir, daſs er erst später sich in den Vormagen und einen Muskelma-
gen sondert, die den körnerfressenden Vögeln eigenthümlich sind.
Der Darm ist im Augenblicke, wo er sich bis auf den Darmnabel schlieſst,
sehr kurz. Dann verlängert er sich rasch und bildet zwei Windungen, eine ent-
hält den Zwölffingerdarm, eine andere gegen den Nabel gerichtete den übrigen
Darm. Der weite und enge Darm sind in der ersten Zeit gar nicht verschieden und
ihre Grenze wird nur durch das Heraussacken der Blinddärme bezeichnet, und erst
in der zweiten Hälfte des Embryonenlebens ist der erstere durch gröſsere Weite
merklich unterschieden. Jene Grenze ist nicht die Stelle, wo Munddarm und Af-
terdarm zusammentreten, vielmehr mündet sich der Dottergang mitten in den en-
gen Darm ein, wo bei manchen Vögeln ein Rest von ihm zurückbleibt, der mit
dem Namen eines Diverticulum bezeichnet wird. Der dünne Darm nimmt be-
sonders an Länge und Windungen zu, findet daher keinen Raum mehr in der
Bauchhöhle, es treten einige Windungen aus derselben heraus in den Hautnabel
und liegen sogar zum Theil weit auſserhalb des röhrig ausgezogenen Hautnabels.
In der letzten Zeit wächst der Darm weniger in die Länge, dagegen vergröſsert
sich die Bauchhöhle rasch. Der Darm tritt nun wieder ein und nimmt den unter-
dessen verkleinerten Dottersack mit, der innerhalb der Bauchhöhle nach der Ge-
burt noch rascher sich verkleinert, bei einigen Vögeln aber, z. B. der Nachtigall,
nie ganz verschwinden soll.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 2. Königsberg, 1837, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1837/134>, abgerufen am 22.07.2024.
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