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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Linse liegen. Die Trennung zwischen Gefässhaut und der noch sehr dünnen har-
ten Augenhaut ist ganz vollständig, und die Hornhaut steht nur mit der letztern in
Verbindung. Die Gefässhaut ist unter der Netzhautfalte, die zwei starke Wülste
enthält, noch ungefärbt, aber der weisse Streifen ist nur an der Eintrittstelle des
Sehnerven ansehnlich. Nach aussen nimmt er ab.

x. Ohr.

Das Ohr ist nach aussen geöffnet. Diese Oeffnung liegt über der Mund-
spalte. Man kann sie nicht mit der ersten Kiemenspalte verwechseln, weil sie
in den Rückenplatten und nicht in der Bauchplatte liegt. Die Ausmündungen bei-
der Eustach'schen Röhren rücken einander näher, und die Röhren selbst liegen
nur an der Anlage des Keilbeins an, nicht in derselben.

y. Nase.

Die Nasengrube nimmt am sechsten Tage an Tiefe zu. Indem der Ober-
kiefer mit dünner Spitze den Stirnfortsatz erreicht, bleibt zwischen beiden eine
Lücke, der Nasengang, der nach aussen als äussere Nasenöffnung ausgeht, mit
dem andern Ende aber in die Mundhöhle geht. Dieser Gang ist kurz, indem er
fast senkrecht hinabsteigt, denn die Einmündung des Nasenganges in die Mund-
höhle ist ganz dicht hinter der Schnabelspitze, wie in Amphibien. Der ganze
Nasengang geht unter der Nasengrube weg, welche nur von oben in den Nasen-
gang einmündet. Das Riechorgan hat sich also früher gebildet, als der für die
Athmung bestimmte Luftkanal; denn jene schon am 4ten Tage bemerkte Nasen-
grube ist das eigentliche Riechorgan.

§. 10.
Achter, neunter und zehnter Tag.
a. Allge-
meine Ei-
theile.

Der Dotter scheint noch an Umfang zuzunehmen. Der Gefässhof der Keim-
haut dehnt sich bis auf 3/4 des Dottersackes aus. Die Grenzvene schwindet aber
ganz. Auch die andern Gefässe nehmen ab, jedoch die Arterien mehr, als die Ve-
nen. Ja, in letzteren ist die Abnahme vielleicht nur scheinbar, denn während sie
an der Oberfläche weniger deutlich erscheinen, ragen sie auf der untern Fläche
wie erhabene Wülste sehr stark vor. Sie sind hier mit einem gelben, Dotterkügel-
chen enthaltenden und daher von ihnen gefärbten Zellgewebe stark bedeckt. Die
zarten Aeste, welche wenig Blut enthalten, sehen deshalb gelb aus. (Haller's
vasa lutea.) Dass diese feinen Reiser unmittelbar unveränderte Dottermasse auf-
nähmen, wie man sich gedacht hat, scheint mir sehr zweifelhaft. Das gelbe
Ansehn leite ich nur vom Ueberzuge her. Rührte das gelbe Ansehn von enthalte-
nem Dotter her, so müssten in den gelben Gefässchen die grössern Dotterkügelchen
seyn, da diese vorzüglich die färbenden sind, ja es müssten viele solcher grossen

Linse liegen. Die Trennung zwischen Gefäſshaut und der noch sehr dünnen har-
ten Augenhaut ist ganz vollständig, und die Hornhaut steht nur mit der letztern in
Verbindung. Die Gefäſshaut ist unter der Netzhautfalte, die zwei starke Wülste
enthält, noch ungefärbt, aber der weiſse Streifen ist nur an der Eintrittstelle des
Sehnerven ansehnlich. Nach auſsen nimmt er ab.

x. Ohr.

Das Ohr ist nach auſsen geöffnet. Diese Oeffnung liegt über der Mund-
spalte. Man kann sie nicht mit der ersten Kiemenspalte verwechseln, weil sie
in den Rückenplatten und nicht in der Bauchplatte liegt. Die Ausmündungen bei-
der Eustach’schen Röhren rücken einander näher, und die Röhren selbst liegen
nur an der Anlage des Keilbeins an, nicht in derselben.

y. Nase.

Die Nasengrube nimmt am sechsten Tage an Tiefe zu. Indem der Ober-
kiefer mit dünner Spitze den Stirnfortsatz erreicht, bleibt zwischen beiden eine
Lücke, der Nasengang, der nach auſsen als äuſsere Nasenöffnung ausgeht, mit
dem andern Ende aber in die Mundhöhle geht. Dieser Gang ist kurz, indem er
fast senkrecht hinabsteigt, denn die Einmündung des Nasenganges in die Mund-
höhle ist ganz dicht hinter der Schnabelspitze, wie in Amphibien. Der ganze
Nasengang geht unter der Nasengrube weg, welche nur von oben in den Nasen-
gang einmündet. Das Riechorgan hat sich also früher gebildet, als der für die
Athmung bestimmte Luftkanal; denn jene schon am 4ten Tage bemerkte Nasen-
grube ist das eigentliche Riechorgan.

§. 10.
Achter, neunter und zehnter Tag.
a. Allge-
meine Ei-
theile.

Der Dotter scheint noch an Umfang zuzunehmen. Der Gefäſshof der Keim-
haut dehnt sich bis auf ¾ des Dottersackes aus. Die Grenzvene schwindet aber
ganz. Auch die andern Gefäſse nehmen ab, jedoch die Arterien mehr, als die Ve-
nen. Ja, in letzteren ist die Abnahme vielleicht nur scheinbar, denn während sie
an der Oberfläche weniger deutlich erscheinen, ragen sie auf der untern Fläche
wie erhabene Wülste sehr stark vor. Sie sind hier mit einem gelben, Dotterkügel-
chen enthaltenden und daher von ihnen gefärbten Zellgewebe stark bedeckt. Die
zarten Aeste, welche wenig Blut enthalten, sehen deshalb gelb aus. (Haller’s
vasa lutea.) Daſs diese feinen Reiser unmittelbar unveränderte Dottermasse auf-
nähmen, wie man sich gedacht hat, scheint mir sehr zweifelhaft. Das gelbe
Ansehn leite ich nur vom Ueberzuge her. Rührte das gelbe Ansehn von enthalte-
nem Dotter her, so müſsten in den gelben Gefäſschen die gröſsern Dotterkügelchen
seyn, da diese vorzüglich die färbenden sind, ja es müſsten viele solcher groſsen

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[106/0136] Linse liegen. Die Trennung zwischen Gefäſshaut und der noch sehr dünnen har- ten Augenhaut ist ganz vollständig, und die Hornhaut steht nur mit der letztern in Verbindung. Die Gefäſshaut ist unter der Netzhautfalte, die zwei starke Wülste enthält, noch ungefärbt, aber der weiſse Streifen ist nur an der Eintrittstelle des Sehnerven ansehnlich. Nach auſsen nimmt er ab. Das Ohr ist nach auſsen geöffnet. Diese Oeffnung liegt über der Mund- spalte. Man kann sie nicht mit der ersten Kiemenspalte verwechseln, weil sie in den Rückenplatten und nicht in der Bauchplatte liegt. Die Ausmündungen bei- der Eustach’schen Röhren rücken einander näher, und die Röhren selbst liegen nur an der Anlage des Keilbeins an, nicht in derselben. Die Nasengrube nimmt am sechsten Tage an Tiefe zu. Indem der Ober- kiefer mit dünner Spitze den Stirnfortsatz erreicht, bleibt zwischen beiden eine Lücke, der Nasengang, der nach auſsen als äuſsere Nasenöffnung ausgeht, mit dem andern Ende aber in die Mundhöhle geht. Dieser Gang ist kurz, indem er fast senkrecht hinabsteigt, denn die Einmündung des Nasenganges in die Mund- höhle ist ganz dicht hinter der Schnabelspitze, wie in Amphibien. Der ganze Nasengang geht unter der Nasengrube weg, welche nur von oben in den Nasen- gang einmündet. Das Riechorgan hat sich also früher gebildet, als der für die Athmung bestimmte Luftkanal; denn jene schon am 4ten Tage bemerkte Nasen- grube ist das eigentliche Riechorgan. §. 10. Achter, neunter und zehnter Tag. Der Dotter scheint noch an Umfang zuzunehmen. Der Gefäſshof der Keim- haut dehnt sich bis auf ¾ des Dottersackes aus. Die Grenzvene schwindet aber ganz. Auch die andern Gefäſse nehmen ab, jedoch die Arterien mehr, als die Ve- nen. Ja, in letzteren ist die Abnahme vielleicht nur scheinbar, denn während sie an der Oberfläche weniger deutlich erscheinen, ragen sie auf der untern Fläche wie erhabene Wülste sehr stark vor. Sie sind hier mit einem gelben, Dotterkügel- chen enthaltenden und daher von ihnen gefärbten Zellgewebe stark bedeckt. Die zarten Aeste, welche wenig Blut enthalten, sehen deshalb gelb aus. (Haller’s vasa lutea.) Daſs diese feinen Reiser unmittelbar unveränderte Dottermasse auf- nähmen, wie man sich gedacht hat, scheint mir sehr zweifelhaft. Das gelbe Ansehn leite ich nur vom Ueberzuge her. Rührte das gelbe Ansehn von enthalte- nem Dotter her, so müſsten in den gelben Gefäſschen die gröſsern Dotterkügelchen seyn, da diese vorzüglich die färbenden sind, ja es müſsten viele solcher groſsen

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/136>, abgerufen am 22.11.2024.