treten eines Höckers im Nacken, der die Umbeugung des Rückenmarkes in das Hirn bezeichnet. Der Rumpf ist sehr aufgetrieben durch Vergrösserung der Leber und Eintritt des Herzens in den Rumpf. Dennoch hat der Kopf wenigstens so viel Masse, als der Rumpf.
Der Nabel ist nicht mehr eine blosse Oeffnung oder ein Ring, sondern ein Kanal, der am Ende des siebenten Tages 1 Linie lang ist. Man kann in der That den Vögeln eine Nabelschnur zusprechen, die nur kurz ist und hohl bleibt. In der Höhlung derselben liegt der Stiel des Harnsackes mit seinen Gefässen und eine Darmschlinge mit dem Dottergange, nebst den dazu gehörigen Gefässen.
Die Dottergefässe sind zum Theil aus dem Frühern bekannt. Die Arteriee. Bestim- mung der Gefässe, die aus dem Na- bel hervor- treten. ist ein Zweig der absteigenden Aorta. Eine Vene bildet den Stamm der Pfortader, mit welcher sich die andern Darmvenen verbinden. Sie muss fortan die vordere Dottervene heissen, denn von nun an tritt noch eine hintere Dottervene auf, welche längs des hintern Theils des Speisekanals nach hinten bis dahin läuft, wo die Venen aus dem Schwanze, der Kloake und so weiter zusammentreffen, und verbindet sich mit diesen. Am zehnten Tage hat sie schon eine sehr ansehnliche Weite und lässt nicht zweifeln, dass sie der communicirende Ast zwischen Pfort- ader und Rumpfvenen ist, den man erst in neuerer Zeit beschrieben hat, obgleich er im erwachsenen Vogel sehr ansehnlich ist, und von hinten nach vorn dicker werdend ununterbrochen in den Stamm der Pfortader übergeht. Die Gefässe des Harnsackes sind die insbesondere so genannten Nabelgefässe. Aus dem Früheren wissen wir, dass, indem der Harnsack hervortritt, er zwei Aeste der absteigen- den Aorta mit sich nimmt. Wir werden später hören, dass im Vogel allmählig die rechte dieser Nabelschlagadern schwindet. Eine sehr starke Nabelvene kommt vom Harnsacke, steigt an der untern Bauchwand nach vorn und läuft in dem Einschnitt der Leber an der untern Fläche fort. In frühester Zeit habe ich ihre Endigung nicht deutlich unterscheiden können. In späterer Zeit giebt sie einen sehr starken Ast an jede Hälfte der Leber, verbindet sich dann am vordern Ende dieses Organs mit einer Lebervene, die sich sogleich in die Hohlvene, deren Stamm von oben sich in die Leber eindrückt, einmündet. Man kann also fast mit demselben Rechte sagen, dass die Nabelvene in den Stamm der Hohlvene geht, oder dass sie in eine Lebervene sich mündet. Der Theil der Nabelvene, welcher nach der Vertheilung in die Leber bis zum Hohlvenensystem reicht, wäre also dem Ductus venosus Arantii der Säugethiere zu vergleichen. Einen unmittel- baren Uebergang in die Pfortader ausserhalb der Leber habe ich nicht gefunden. Die Pfortader geht an der hintern Fläche in die Leber. Im Innern derselben mögen wohl Communicationen seyn. Ja, in der frühern Zeit sind sie wohl nicht
treten eines Höckers im Nacken, der die Umbeugung des Rückenmarkes in das Hirn bezeichnet. Der Rumpf ist sehr aufgetrieben durch Vergröſserung der Leber und Eintritt des Herzens in den Rumpf. Dennoch hat der Kopf wenigstens so viel Masse, als der Rumpf.
Der Nabel ist nicht mehr eine bloſse Oeffnung oder ein Ring, sondern ein Kanal, der am Ende des siebenten Tages 1 Linie lang ist. Man kann in der That den Vögeln eine Nabelschnur zusprechen, die nur kurz ist und hohl bleibt. In der Höhlung derselben liegt der Stiel des Harnsackes mit seinen Gefäſsen und eine Darmschlinge mit dem Dottergange, nebst den dazu gehörigen Gefäſsen.
Die Dottergefäſse sind zum Theil aus dem Frühern bekannt. Die Arteriee. Bestim- mung der Gefäſse, die aus dem Na- bel hervor- treten. ist ein Zweig der absteigenden Aorta. Eine Vene bildet den Stamm der Pfortader, mit welcher sich die andern Darmvenen verbinden. Sie muſs fortan die vordere Dottervene heiſsen, denn von nun an tritt noch eine hintere Dottervene auf, welche längs des hintern Theils des Speisekanals nach hinten bis dahin läuft, wo die Venen aus dem Schwanze, der Kloake und so weiter zusammentreffen, und verbindet sich mit diesen. Am zehnten Tage hat sie schon eine sehr ansehnliche Weite und läſst nicht zweifeln, daſs sie der communicirende Ast zwischen Pfort- ader und Rumpfvenen ist, den man erst in neuerer Zeit beschrieben hat, obgleich er im erwachsenen Vogel sehr ansehnlich ist, und von hinten nach vorn dicker werdend ununterbrochen in den Stamm der Pfortader übergeht. Die Gefäſse des Harnsackes sind die insbesondere so genannten Nabelgefäſse. Aus dem Früheren wissen wir, daſs, indem der Harnsack hervortritt, er zwei Aeste der absteigen- den Aorta mit sich nimmt. Wir werden später hören, daſs im Vogel allmählig die rechte dieser Nabelschlagadern schwindet. Eine sehr starke Nabelvene kommt vom Harnsacke, steigt an der untern Bauchwand nach vorn und läuft in dem Einschnitt der Leber an der untern Fläche fort. In frühester Zeit habe ich ihre Endigung nicht deutlich unterscheiden können. In späterer Zeit giebt sie einen sehr starken Ast an jede Hälfte der Leber, verbindet sich dann am vordern Ende dieses Organs mit einer Lebervene, die sich sogleich in die Hohlvene, deren Stamm von oben sich in die Leber eindrückt, einmündet. Man kann also fast mit demselben Rechte sagen, daſs die Nabelvene in den Stamm der Hohlvene geht, oder daſs sie in eine Lebervene sich mündet. Der Theil der Nabelvene, welcher nach der Vertheilung in die Leber bis zum Hohlvenensystem reicht, wäre also dem Ductus venosus Arantii der Säugethiere zu vergleichen. Einen unmittel- baren Uebergang in die Pfortader auſserhalb der Leber habe ich nicht gefunden. Die Pfortader geht an der hintern Fläche in die Leber. Im Innern derselben mögen wohl Communicationen seyn. Ja, in der frühern Zeit sind sie wohl nicht
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treten eines Höckers im Nacken, der die Umbeugung des Rückenmarkes in das
Hirn bezeichnet. Der Rumpf ist sehr aufgetrieben durch Vergröſserung der Leber
und Eintritt des Herzens in den Rumpf. Dennoch hat der Kopf wenigstens so viel
Masse, als der Rumpf.
Der Nabel ist nicht mehr eine bloſse Oeffnung oder ein Ring, sondern ein
Kanal, der am Ende des siebenten Tages 1 Linie lang ist. Man kann in der That
den Vögeln eine Nabelschnur zusprechen, die nur kurz ist und hohl bleibt. In
der Höhlung derselben liegt der Stiel des Harnsackes mit seinen Gefäſsen und eine
Darmschlinge mit dem Dottergange, nebst den dazu gehörigen Gefäſsen.
Die Dottergefäſse sind zum Theil aus dem Frühern bekannt. Die Arterie
ist ein Zweig der absteigenden Aorta. Eine Vene bildet den Stamm der Pfortader,
mit welcher sich die andern Darmvenen verbinden. Sie muſs fortan die vordere
Dottervene heiſsen, denn von nun an tritt noch eine hintere Dottervene auf,
welche längs des hintern Theils des Speisekanals nach hinten bis dahin läuft, wo
die Venen aus dem Schwanze, der Kloake und so weiter zusammentreffen, und
verbindet sich mit diesen. Am zehnten Tage hat sie schon eine sehr ansehnliche
Weite und läſst nicht zweifeln, daſs sie der communicirende Ast zwischen Pfort-
ader und Rumpfvenen ist, den man erst in neuerer Zeit beschrieben hat, obgleich
er im erwachsenen Vogel sehr ansehnlich ist, und von hinten nach vorn dicker
werdend ununterbrochen in den Stamm der Pfortader übergeht. Die Gefäſse des
Harnsackes sind die insbesondere so genannten Nabelgefäſse. Aus dem Früheren
wissen wir, daſs, indem der Harnsack hervortritt, er zwei Aeste der absteigen-
den Aorta mit sich nimmt. Wir werden später hören, daſs im Vogel allmählig
die rechte dieser Nabelschlagadern schwindet. Eine sehr starke Nabelvene kommt
vom Harnsacke, steigt an der untern Bauchwand nach vorn und läuft in dem
Einschnitt der Leber an der untern Fläche fort. In frühester Zeit habe ich ihre
Endigung nicht deutlich unterscheiden können. In späterer Zeit giebt sie einen
sehr starken Ast an jede Hälfte der Leber, verbindet sich dann am vordern Ende
dieses Organs mit einer Lebervene, die sich sogleich in die Hohlvene, deren
Stamm von oben sich in die Leber eindrückt, einmündet. Man kann also fast mit
demselben Rechte sagen, daſs die Nabelvene in den Stamm der Hohlvene geht,
oder daſs sie in eine Lebervene sich mündet. Der Theil der Nabelvene, welcher
nach der Vertheilung in die Leber bis zum Hohlvenensystem reicht, wäre also
dem Ductus venosus Arantii der Säugethiere zu vergleichen. Einen unmittel-
baren Uebergang in die Pfortader auſserhalb der Leber habe ich nicht gefunden.
Die Pfortader geht an der hintern Fläche in die Leber. Im Innern derselben
mögen wohl Communicationen seyn. Ja, in der frühern Zeit sind sie wohl nicht
e. Bestim-
mung der
Gefäſse, die
aus dem Na-
bel hervor-
treten.
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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/123>, abgerufen am 18.07.2024.
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