Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
f. Die Kap-
pe schwin-
det.

Da die Spaltung innerhalb der Keimhaut immer weiter vorrückt, so ist
endlich nichts da, was die untere Lage am Rande der Kappe in die Höhe hielte.
Der Winkel, den der Umfang der Kappe gebildet hat, wird nämlich durch die
Trennung aufgehoben. Der ganze Umfang sinkt also wieder, und hiermit ist
das Ansehn der Kappe verschwunden, wenn man nicht noch den trichterförmigen,
an die untere Fläche des Embryo sich anlegenden Uebergang der Keimhaut in den
Dottergang dafür gelten lassen will.

g. Form des
Embryo.

Der Embryo liegt ganz auf der linken Seite und ist so stark zusammen-
gekrümmt, dass Kopf und Schwanz sich meistens berühren. Da nun der Harn-
sack an der rechten Seite des Embryo liegt, so erreicht er die höchste Gegend und
wird nur durch die seröse Hülle von der Schaalenhaut getrennt.

Der Kopf ist dem Rumpfe an Masse gleich. Die Vierhügel ragen stark
vor, der Hals wächst rasch, ist aber an der untern Seite noch immer viel kürzer,
als an der obern, so dass er sich nicht gerade strecken lässt. Der Nacken ist hin-
ter dem Kopfe besonders stark, aber in einen grossen Bogen fast gleichmässig
gekrümmt.

Die Bauchplatten haben sich ansehnlich in der Höhe vergrössert. Die
Bauchhöhle ragt noch etwas in den Hals. Die Leber liegt schon im Rumpfe in
der Gegend der vordern Extremitäten, aber vom Herzen befindet sich noch mehr
oder weniger vor denselben. Das Zurückziehen des Herzens scheint auf die Krüm-
mung des Halses zu wirken, da die Gefässbogen noch mit der Rachenhöhle ver-
bunden sind und durch das Herz nach hinten gezogen zu werden scheinen.

h. Darm-
kanal.

Beide Darmhälften bilden einen scharfen Winkel unter sich gegen den Dot-
tergang, indem das Gekröse sich stark in der Mitte seiner Ausdehnung vergrö-
ssert hat.

Die Weite des Speisekanals hat im Allgemeinen zugenommen, und die ein-
zelnen Theile treten viel bestimmter hervor. Der Magen ist nicht nur scharf ab-
gegrenzt gegen den Darm, sondern ist viel weiter und ragt nach links in Form ei-
nes Blindsacks vor und bekommt eine dicke Wandung.

i. Athmungs-
organe.

Die Lungenflügel haben sich von dem Speisekanale fast ganz gelöst, der
sehr merklich verlängerte Mitteltheil liegt aber noch eng an. Die Luftröhrenäste
nicht nur haben sich verlängert, sondern auch der Stamm der Luftröhre ist, je-
doch weniger, gewachsen, und der Speiseröhre ganz ähnlich, aus einem engen,
dunklen Kanal von Schleimhaut mit einer dicken äussern Lage der Gefässschicht
bedeckt. Man sieht also, dass Speisekanal und Luftweg sich so von einander
trennen, dass die Scheidewand immer weiter nach vorn sich verlängert *).

Die
*) oder die Luftröhre sich mehr herauszieht.
f. Die Kap-
pe schwin-
det.

Da die Spaltung innerhalb der Keimhaut immer weiter vorrückt, so ist
endlich nichts da, was die untere Lage am Rande der Kappe in die Höhe hielte.
Der Winkel, den der Umfang der Kappe gebildet hat, wird nämlich durch die
Trennung aufgehoben. Der ganze Umfang sinkt also wieder, und hiermit ist
das Ansehn der Kappe verschwunden, wenn man nicht noch den trichterförmigen,
an die untere Fläche des Embryo sich anlegenden Uebergang der Keimhaut in den
Dottergang dafür gelten lassen will.

g. Form des
Embryo.

Der Embryo liegt ganz auf der linken Seite und ist so stark zusammen-
gekrümmt, daſs Kopf und Schwanz sich meistens berühren. Da nun der Harn-
sack an der rechten Seite des Embryo liegt, so erreicht er die höchste Gegend und
wird nur durch die seröse Hülle von der Schaalenhaut getrennt.

Der Kopf ist dem Rumpfe an Masse gleich. Die Vierhügel ragen stark
vor, der Hals wächst rasch, ist aber an der untern Seite noch immer viel kürzer,
als an der obern, so daſs er sich nicht gerade strecken läſst. Der Nacken ist hin-
ter dem Kopfe besonders stark, aber in einen groſsen Bogen fast gleichmäſsig
gekrümmt.

Die Bauchplatten haben sich ansehnlich in der Höhe vergröſsert. Die
Bauchhöhle ragt noch etwas in den Hals. Die Leber liegt schon im Rumpfe in
der Gegend der vordern Extremitäten, aber vom Herzen befindet sich noch mehr
oder weniger vor denselben. Das Zurückziehen des Herzens scheint auf die Krüm-
mung des Halses zu wirken, da die Gefäſsbogen noch mit der Rachenhöhle ver-
bunden sind und durch das Herz nach hinten gezogen zu werden scheinen.

h. Darm-
kanal.

Beide Darmhälften bilden einen scharfen Winkel unter sich gegen den Dot-
tergang, indem das Gekröse sich stark in der Mitte seiner Ausdehnung vergrö-
ſsert hat.

Die Weite des Speisekanals hat im Allgemeinen zugenommen, und die ein-
zelnen Theile treten viel bestimmter hervor. Der Magen ist nicht nur scharf ab-
gegrenzt gegen den Darm, sondern ist viel weiter und ragt nach links in Form ei-
nes Blindsacks vor und bekommt eine dicke Wandung.

i. Athmungs-
organe.

Die Lungenflügel haben sich von dem Speisekanale fast ganz gelöst, der
sehr merklich verlängerte Mitteltheil liegt aber noch eng an. Die Luftröhrenäste
nicht nur haben sich verlängert, sondern auch der Stamm der Luftröhre ist, je-
doch weniger, gewachsen, und der Speiseröhre ganz ähnlich, aus einem engen,
dunklen Kanal von Schleimhaut mit einer dicken äuſsern Lage der Gefäſsschicht
bedeckt. Man sieht also, daſs Speisekanal und Luftweg sich so von einander
trennen, daſs die Scheidewand immer weiter nach vorn sich verlängert *).

Die
*) oder die Luftröhre sich mehr herauszieht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0110" n="80"/>
            <note place="left"><hi rendition="#i">f.</hi> Die Kap-<lb/>
pe schwin-<lb/>
det.</note>
            <p>Da die Spaltung innerhalb der Keimhaut immer weiter vorrückt, so ist<lb/>
endlich nichts da, was die untere Lage am Rande der Kappe in die Höhe hielte.<lb/>
Der Winkel, den der Umfang der Kappe gebildet hat, wird nämlich durch die<lb/>
Trennung aufgehoben. Der ganze Umfang sinkt also wieder, und hiermit ist<lb/>
das Ansehn der Kappe verschwunden, wenn man nicht noch den trichterförmigen,<lb/>
an die untere Fläche des Embryo sich anlegenden Uebergang der Keimhaut in den<lb/>
Dottergang dafür gelten lassen will.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#i">g.</hi> Form des<lb/>
Embryo.</note>
            <p>Der Embryo liegt ganz auf der linken Seite und ist so stark zusammen-<lb/>
gekrümmt, da&#x017F;s Kopf und Schwanz sich meistens berühren. Da nun der Harn-<lb/>
sack an der rechten Seite des Embryo liegt, so erreicht er die höchste Gegend und<lb/>
wird nur durch die seröse Hülle von der Schaalenhaut getrennt.</p><lb/>
            <p>Der Kopf ist dem Rumpfe an Masse gleich. Die Vierhügel ragen stark<lb/>
vor, der Hals wächst rasch, ist aber an der untern Seite noch immer viel kürzer,<lb/>
als an der obern, so da&#x017F;s er sich nicht gerade strecken lä&#x017F;st. Der Nacken ist hin-<lb/>
ter dem Kopfe besonders stark, aber in einen gro&#x017F;sen Bogen fast gleichmä&#x017F;sig<lb/>
gekrümmt.</p><lb/>
            <p>Die Bauchplatten haben sich ansehnlich in der Höhe vergrö&#x017F;sert. Die<lb/>
Bauchhöhle ragt noch etwas in den Hals. Die Leber liegt schon im Rumpfe in<lb/>
der Gegend der vordern Extremitäten, aber vom Herzen befindet sich noch mehr<lb/>
oder weniger vor denselben. Das Zurückziehen des Herzens scheint auf die Krüm-<lb/>
mung des Halses zu wirken, da die Gefä&#x017F;sbogen noch mit der Rachenhöhle ver-<lb/>
bunden sind und durch das Herz nach hinten gezogen zu werden scheinen.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#i">h.</hi> Darm-<lb/>
kanal.</note>
            <p>Beide Darmhälften bilden einen scharfen Winkel unter sich gegen den Dot-<lb/>
tergang, indem das Gekröse sich stark in der Mitte seiner Ausdehnung vergrö-<lb/>
&#x017F;sert hat.</p><lb/>
            <p>Die Weite des Speisekanals hat im Allgemeinen zugenommen, und die ein-<lb/>
zelnen Theile treten viel bestimmter hervor. Der Magen ist nicht nur scharf ab-<lb/>
gegrenzt gegen den Darm, sondern ist viel weiter und ragt nach links in Form ei-<lb/>
nes Blindsacks vor und bekommt eine dicke Wandung.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#i">i.</hi> Athmungs-<lb/>
organe.</note>
            <p>Die Lungenflügel haben sich von dem Speisekanale fast ganz gelöst, der<lb/>
sehr merklich verlängerte Mitteltheil liegt aber noch eng an. Die Luftröhrenäste<lb/>
nicht nur haben sich verlängert, sondern auch der Stamm der Luftröhre ist, je-<lb/>
doch weniger, gewachsen, und der Speiseröhre ganz ähnlich, aus einem engen,<lb/>
dunklen Kanal von Schleimhaut mit einer dicken äu&#x017F;sern Lage der Gefä&#x017F;sschicht<lb/>
bedeckt. Man sieht also, da&#x017F;s Speisekanal und Luftweg sich so von einander<lb/>
trennen, da&#x017F;s die Scheidewand immer weiter nach vorn sich verlängert <note place="foot" n="*)">oder die Luftröhre sich mehr herauszieht.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0110] Da die Spaltung innerhalb der Keimhaut immer weiter vorrückt, so ist endlich nichts da, was die untere Lage am Rande der Kappe in die Höhe hielte. Der Winkel, den der Umfang der Kappe gebildet hat, wird nämlich durch die Trennung aufgehoben. Der ganze Umfang sinkt also wieder, und hiermit ist das Ansehn der Kappe verschwunden, wenn man nicht noch den trichterförmigen, an die untere Fläche des Embryo sich anlegenden Uebergang der Keimhaut in den Dottergang dafür gelten lassen will. Der Embryo liegt ganz auf der linken Seite und ist so stark zusammen- gekrümmt, daſs Kopf und Schwanz sich meistens berühren. Da nun der Harn- sack an der rechten Seite des Embryo liegt, so erreicht er die höchste Gegend und wird nur durch die seröse Hülle von der Schaalenhaut getrennt. Der Kopf ist dem Rumpfe an Masse gleich. Die Vierhügel ragen stark vor, der Hals wächst rasch, ist aber an der untern Seite noch immer viel kürzer, als an der obern, so daſs er sich nicht gerade strecken läſst. Der Nacken ist hin- ter dem Kopfe besonders stark, aber in einen groſsen Bogen fast gleichmäſsig gekrümmt. Die Bauchplatten haben sich ansehnlich in der Höhe vergröſsert. Die Bauchhöhle ragt noch etwas in den Hals. Die Leber liegt schon im Rumpfe in der Gegend der vordern Extremitäten, aber vom Herzen befindet sich noch mehr oder weniger vor denselben. Das Zurückziehen des Herzens scheint auf die Krüm- mung des Halses zu wirken, da die Gefäſsbogen noch mit der Rachenhöhle ver- bunden sind und durch das Herz nach hinten gezogen zu werden scheinen. Beide Darmhälften bilden einen scharfen Winkel unter sich gegen den Dot- tergang, indem das Gekröse sich stark in der Mitte seiner Ausdehnung vergrö- ſsert hat. Die Weite des Speisekanals hat im Allgemeinen zugenommen, und die ein- zelnen Theile treten viel bestimmter hervor. Der Magen ist nicht nur scharf ab- gegrenzt gegen den Darm, sondern ist viel weiter und ragt nach links in Form ei- nes Blindsacks vor und bekommt eine dicke Wandung. Die Lungenflügel haben sich von dem Speisekanale fast ganz gelöst, der sehr merklich verlängerte Mitteltheil liegt aber noch eng an. Die Luftröhrenäste nicht nur haben sich verlängert, sondern auch der Stamm der Luftröhre ist, je- doch weniger, gewachsen, und der Speiseröhre ganz ähnlich, aus einem engen, dunklen Kanal von Schleimhaut mit einer dicken äuſsern Lage der Gefäſsschicht bedeckt. Man sieht also, daſs Speisekanal und Luftweg sich so von einander trennen, daſs die Scheidewand immer weiter nach vorn sich verlängert *). Die *) oder die Luftröhre sich mehr herauszieht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/110
Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/110>, abgerufen am 25.11.2024.