Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.Von den Vorschlägen. §. 15. Wenn ein Ton um eine Secunde steigt und als-Tab. IV. §. 16. Ausserdem, was bishero von der Geltung der Vor- der H 2
Von den Vorſchlaͤgen. §. 15. Wenn ein Ton um eine Secunde ſteigt und als-Tab. IV. §. 16. Auſſerdem, was bishero von der Geltung der Vor- der H 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0067" n="59"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Vorſchlaͤgen.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head>§. 15.</head> <p>Wenn ein Ton um eine Secunde ſteigt und als-<note place="right">Tab. <hi rendition="#aq">IV.</hi></note><lb/> dann wieder zuruͤck geht, es mag nun dieſer Ruͤckgang durch<lb/> eine Haupt-Note Tab. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Fig. <hi rendition="#aq">X,</hi> oder durch einen neuen Vor-<lb/> ſchlag, <hi rendition="#aq">(a)</hi> geſchehen, ſo entſteht vor der mittelſten Note auch<lb/> leicht ein kurtzer Vorſchlag. Bey Fig. <hi rendition="#aq">XI.</hi> finden wir einen Hau-<lb/> fen Exempel von allerley Noten, bey gleichen und ungleichen Tact-<lb/> Arten; wir ſehen aus dem einen Exempel, daß auch ein langer<lb/> Vorſchlag in dieſem Falle angeht. Da geſtoſſene Noten uͤberhaupt<lb/> ſimpler vorgetragen werden muͤſſen als geſchleifte, und da die<lb/> Vorſchlaͤge insgeſamt an die folgende Note gezogen werden: ſo<lb/> verſteht es ſich von ſelbſten, daß bey dieſem Falle ebenfalls ge-<lb/> ſchleifte Noten voraus geſetzt werden. Uebrigens wird auch hier-<lb/> bey, wie bey allen Manieren eine proportionirte Zeit-Maaß er-<lb/> fordert, weil die gar zu groſſe Geſchwindigkeit keine Auszierun-<lb/> gen vertraͤget. Aus dem mit einem (*) bezeichneten Exempel ſehen<lb/> wir, daß bey dieſer Gelegenheit, wenn nach einer kurtzen eine<lb/> ungleich laͤngere Note folgt, der Vorſchlag vor dieſer letzteren<lb/> nicht gut thut. Wir werden in der Folge ſehen, daß alsdenn<lb/> eine andere Manier, welche beſſer ausfuͤllt, angebracht werden kan.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 16.</head> <p>Auſſerdem, was bishero von der Geltung der Vor-<lb/> ſchlaͤge angefuͤhrt worden iſt, kommen zuweilen Faͤlle vor, wo<lb/> der Vorſchlag wegen des Affects laͤnger, als gewoͤhnlich gehalten<lb/> wird, und folglich mehr als die Haͤlfte von der folgenden Note<lb/> bekommt, Fig. <hi rendition="#aq">XII. (a).</hi> Dann und wann muß man aus der<lb/> Harmonie die Geltung der Vorſchaͤge beſtimmen; wenn bey <hi rendition="#aq">(b)</hi><lb/> die Vorſchlaͤge ein gantzes Viertheil ausmachen ſollten, ſo wuͤr-<lb/> den die zur letzten Baß-Note anſchlagenden Quinten eckelhaft klin-<lb/> gen, und bey <hi rendition="#aq">(c)</hi> wuͤrden offenbare Quinten zum Gehoͤr kom-<lb/> men, wenn der Vorſchlag laͤnger, als da ſteht, gehalten wuͤrde.<lb/> Bey dem mit (*) bezeichneten Exempel Tab. <hi rendition="#aq">III.</hi> Fig. <hi rendition="#aq">I.</hi> muß<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
Von den Vorſchlaͤgen.
§. 15. Wenn ein Ton um eine Secunde ſteigt und als-
dann wieder zuruͤck geht, es mag nun dieſer Ruͤckgang durch
eine Haupt-Note Tab. IV. Fig. X, oder durch einen neuen Vor-
ſchlag, (a) geſchehen, ſo entſteht vor der mittelſten Note auch
leicht ein kurtzer Vorſchlag. Bey Fig. XI. finden wir einen Hau-
fen Exempel von allerley Noten, bey gleichen und ungleichen Tact-
Arten; wir ſehen aus dem einen Exempel, daß auch ein langer
Vorſchlag in dieſem Falle angeht. Da geſtoſſene Noten uͤberhaupt
ſimpler vorgetragen werden muͤſſen als geſchleifte, und da die
Vorſchlaͤge insgeſamt an die folgende Note gezogen werden: ſo
verſteht es ſich von ſelbſten, daß bey dieſem Falle ebenfalls ge-
ſchleifte Noten voraus geſetzt werden. Uebrigens wird auch hier-
bey, wie bey allen Manieren eine proportionirte Zeit-Maaß er-
fordert, weil die gar zu groſſe Geſchwindigkeit keine Auszierun-
gen vertraͤget. Aus dem mit einem (*) bezeichneten Exempel ſehen
wir, daß bey dieſer Gelegenheit, wenn nach einer kurtzen eine
ungleich laͤngere Note folgt, der Vorſchlag vor dieſer letzteren
nicht gut thut. Wir werden in der Folge ſehen, daß alsdenn
eine andere Manier, welche beſſer ausfuͤllt, angebracht werden kan.
Tab. IV.
§. 16. Auſſerdem, was bishero von der Geltung der Vor-
ſchlaͤge angefuͤhrt worden iſt, kommen zuweilen Faͤlle vor, wo
der Vorſchlag wegen des Affects laͤnger, als gewoͤhnlich gehalten
wird, und folglich mehr als die Haͤlfte von der folgenden Note
bekommt, Fig. XII. (a). Dann und wann muß man aus der
Harmonie die Geltung der Vorſchaͤge beſtimmen; wenn bey (b)
die Vorſchlaͤge ein gantzes Viertheil ausmachen ſollten, ſo wuͤr-
den die zur letzten Baß-Note anſchlagenden Quinten eckelhaft klin-
gen, und bey (c) wuͤrden offenbare Quinten zum Gehoͤr kom-
men, wenn der Vorſchlag laͤnger, als da ſteht, gehalten wuͤrde.
Bey dem mit (*) bezeichneten Exempel Tab. III. Fig. I. muß
der
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