Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
Schottenfäller Schrekenen
Pretiosen, Werthsachen oder baares Geld beim Kaufen, Behandeln oder
Wechseln in Gegenwart des Kaufmanns oder Wechslers stiehlt; Fem. Schot-
tenfällerin, Schautenpickerin;
vgl. dazu Chalfen, Schrekener,
Schmuser, Vertusser.
Die gleichbedeutenden Ausdrücke Freikäufer und
Weißkäufer sind zu bekannt geworden und deshalb in Abgang, dafür aber
auch ganz neuerlich Lowenschurer (s. o.) in Aufnahme gekommen. Schot-
tenfällen, Schautenpicken
sind die bezüglichen substantivischen und Verb-
Ausdrücke für das Stehlen in angegebener Weise; vgl. Th. II, S. 192. Schtuß,
Stuß,
die Narrheit, Dummheit, Einfalt, Albernheit.
Schottenfäller, s. Schote.
Schrabben, Schrappen (hannov.), Schrammen (ags. screpan, schrum-
pfen, engl. shrimp, Krabbe, Zwerg), Krabben, Kinder.
Schraffel, besonders vom Jüdischdeutschen aufgenommenes Schimpfwort, dem
Nefel (s. d.) entsprechend, Abschaum, Abfall, von schrapen, schrappen, schrub-
ben, mhd. schrafen, schrapfen. Davon wieder Schrapfen in scherzhaf-
tem Sinne, die kleinen Kinder, das Kindergewimmel, kleiner lebendiger Ab-
fall; synonym mit Schrazen und Schrabben.
Schränken (von Schranke, ahd. screnchan, oder mhd. schranne, schrange,
schrand
), das gewaltsame Angreifen einer Schranke, eines Verschlusses oder
Hauses, das gewaltsame Einbrechen mit Verletzung der Schranke, daher
überhaupt einbrechen, aufbrechen; Schränker, der Einbrecher. Bis ziemlich
tief in dieses Jahrhundert hinein pflegten die Räuber allgemein mit Schrän-
ker bezeichnet zu werden. Dabei machte sich die Unterscheidung geltend: zier-
licher
(richtiger: zirlicher) Schränker, womit der Räuber bezeichnet wurde,
welcher es blos auf die Gewalt gegen Verschlüsse mittels Einbruchs, nicht
aber direct auf Personen abgesehen hat. Ueber die Bedeutung des "zierlich"
s. unten. Hier nur noch die Composita: Schränkmassematten, Diebstahl
mit Einbruch; Schränkzeug, Schränkschaure, Schränkschurrich, das
zum Schränken erforderliche Werkzeug allgemein. Jn der Fieselsprache ist
für Einbruch noch besonders Schränkkauf, auch Schreck und Schreck-
kauf
(doch wol mit anderer Ableitung, von Schrecken), auch ist überdies in
der Fslspr. die directe Ableitung von der mhd. Form schranne und schrand
vorherrschend, denn der Schränker ist in der Fslspr. besonders Schrärner;
Schrende,
größerer Verschluß (Schranke), Stube, Kammer; Schrende-
fegen,
einen Verschluß, eine Stube oder Kammer bestehlen, ausräumen;
Schrendefeger, der Dieb, welcher einen solchen Verschluß durch Stehlen
aufräumt; endlich hat die Fslspr. auch noch die besondern Ausdrücke: ver-
schränken,
verhaften; verschränkt, verhaftet.
Schranziren, schrenziren (ahd. schranz, List), sich unter irgendeinem Vor-
wand in Häuser, besonders Gasthöfe, einschleichen, um zu stehlen oder zu bal-
dowern. Schranzirer, Schrenzirer, der so agirende Gauner; vgl. Zefir-
gänger, Kodemhalchener.
Schraz, Schrazen, Kind, Kinder; doch wol vom hebr. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], scherez, Wurm,
Pl. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], schrazim, schrozim, kleine Thierchen, lebendiges Gewimmel,
von [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], schoraz, sich vervielfältigen, stark vermehren, von Menschen wie
von Thieren.
Schrekenen ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt], schorak, zischen, winken), fälschlich Sreckenen, Srike-
Schottenfäller Schrekenen
Pretioſen, Werthſachen oder baares Geld beim Kaufen, Behandeln oder
Wechſeln in Gegenwart des Kaufmanns oder Wechslers ſtiehlt; Fem. Schot-
tenfällerin, Schautenpickerin;
vgl. dazu Chalfen, Schrekener,
Schmuſer, Vertuſſer.
Die gleichbedeutenden Ausdrücke Freikäufer und
Weißkäufer ſind zu bekannt geworden und deshalb in Abgang, dafür aber
auch ganz neuerlich Lowenſchurer (ſ. o.) in Aufnahme gekommen. Schot-
tenfällen, Schautenpicken
ſind die bezüglichen ſubſtantiviſchen und Verb-
Ausdrücke für das Stehlen in angegebener Weiſe; vgl. Th. II, S. 192. Schtuß,
Stuß,
die Narrheit, Dummheit, Einfalt, Albernheit.
Schottenfäller, ſ. Schote.
Schrabben, Schrappen (hannov.), Schrammen (agſ. screpan, ſchrum-
pfen, engl. shrimp, Krabbe, Zwerg), Krabben, Kinder.
Schraffel, beſonders vom Jüdiſchdeutſchen aufgenommenes Schimpfwort, dem
Nefel (ſ. d.) entſprechend, Abſchaum, Abfall, von ſchrapen, ſchrappen, ſchrub-
ben, mhd. schrafen, schrapfen. Davon wieder Schrapfen in ſcherzhaf-
tem Sinne, die kleinen Kinder, das Kindergewimmel, kleiner lebendiger Ab-
fall; ſynonym mit Schrazen und Schrabben.
Schränken (von Schranke, ahd. screnchan, oder mhd. schranne, schrange,
schrand
), das gewaltſame Angreifen einer Schranke, eines Verſchluſſes oder
Hauſes, das gewaltſame Einbrechen mit Verletzung der Schranke, daher
überhaupt einbrechen, aufbrechen; Schränker, der Einbrecher. Bis ziemlich
tief in dieſes Jahrhundert hinein pflegten die Räuber allgemein mit Schrän-
ker bezeichnet zu werden. Dabei machte ſich die Unterſcheidung geltend: zier-
licher
(richtiger: zirlicher) Schränker, womit der Räuber bezeichnet wurde,
welcher es blos auf die Gewalt gegen Verſchlüſſe mittels Einbruchs, nicht
aber direct auf Perſonen abgeſehen hat. Ueber die Bedeutung des „zierlich“
ſ. unten. Hier nur noch die Compoſita: Schränkmaſſematten, Diebſtahl
mit Einbruch; Schränkzeug, Schränkſchaure, Schränkſchurrich, das
zum Schränken erforderliche Werkzeug allgemein. Jn der Fieſelſprache iſt
für Einbruch noch beſonders Schränkkauf, auch Schreck und Schreck-
kauf
(doch wol mit anderer Ableitung, von Schrecken), auch iſt überdies in
der Fſlſpr. die directe Ableitung von der mhd. Form schranne und schrand
vorherrſchend, denn der Schränker iſt in der Fſlſpr. beſonders Schrärner;
Schrende,
größerer Verſchluß (Schranke), Stube, Kammer; Schrende-
fegen,
einen Verſchluß, eine Stube oder Kammer beſtehlen, ausräumen;
Schrendefeger, der Dieb, welcher einen ſolchen Verſchluß durch Stehlen
aufräumt; endlich hat die Fſlſpr. auch noch die beſondern Ausdrücke: ver-
ſchränken,
verhaften; verſchränkt, verhaftet.
Schranziren, ſchrenziren (ahd. schranz, Liſt), ſich unter irgendeinem Vor-
wand in Häuſer, beſonders Gaſthöfe, einſchleichen, um zu ſtehlen oder zu bal-
dowern. Schranzirer, Schrenzirer, der ſo agirende Gauner; vgl. Zefir-
gänger, Kodemhalchener.
Schraz, Schrazen, Kind, Kinder; doch wol vom hebr. [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], scherez, Wurm,
Pl. [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], schrazim, schrozim, kleine Thierchen, lebendiges Gewimmel,
von [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], schoraz, ſich vervielfältigen, ſtark vermehren, von Menſchen wie
von Thieren.
Schrekenen ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt], schorak, ziſchen, winken), fälſchlich Sreckenen, Srike-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0616" n="604"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Schottenfäller</hi><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Schrekenen</hi></hi></fw><lb/>
Pretio&#x017F;en, Werth&#x017F;achen oder baares Geld beim Kaufen, Behandeln oder<lb/>
Wech&#x017F;eln in Gegenwart des Kaufmanns oder Wechslers &#x017F;tiehlt; Fem. <hi rendition="#g">Schot-<lb/>
tenfällerin, Schautenpickerin;</hi> vgl. dazu <hi rendition="#g">Chalfen, Schrekener,<lb/>
Schmu&#x017F;er, Vertu&#x017F;&#x017F;er.</hi> Die gleichbedeutenden Ausdrücke <hi rendition="#g">Freikäufer</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Weißkäufer</hi> &#x017F;ind zu bekannt geworden und deshalb in Abgang, dafür aber<lb/>
auch ganz neuerlich <hi rendition="#g">Lowen&#x017F;churer</hi> (&#x017F;. o.) in Aufnahme gekommen. <hi rendition="#g">Schot-<lb/>
tenfällen, Schautenpicken</hi> &#x017F;ind die bezüglichen &#x017F;ub&#x017F;tantivi&#x017F;chen und Verb-<lb/>
Ausdrücke für das Stehlen in angegebener Wei&#x017F;e; vgl. Th. <hi rendition="#aq">II</hi>, S. 192. <hi rendition="#g">Schtuß,<lb/>
Stuß,</hi> die Narrheit, Dummheit, Einfalt, Albernheit.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schottenfäller,</hi> &#x017F;. <hi rendition="#g">Schote.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schrabben,</hi><hi rendition="#g">Schrappen</hi> (hannov.), <hi rendition="#g">Schrammen</hi> (ag&#x017F;. <hi rendition="#aq">screpan,</hi> &#x017F;chrum-<lb/>
pfen, engl. <hi rendition="#aq">shrimp,</hi> Krabbe, Zwerg), Krabben, Kinder.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schraffel,</hi> be&#x017F;onders vom Jüdi&#x017F;chdeut&#x017F;chen aufgenommenes Schimpfwort, dem<lb/><hi rendition="#g">Nefel</hi> (&#x017F;. d.) ent&#x017F;prechend, Ab&#x017F;chaum, Abfall, von &#x017F;chrapen, &#x017F;chrappen, &#x017F;chrub-<lb/>
ben, mhd. <hi rendition="#aq">schrafen, schrapfen.</hi> Davon wieder <hi rendition="#g">Schrapfen</hi> in &#x017F;cherzhaf-<lb/>
tem Sinne, die kleinen Kinder, das Kindergewimmel, kleiner lebendiger Ab-<lb/>
fall; &#x017F;ynonym mit <hi rendition="#g">Schrazen</hi> und <hi rendition="#g">Schrabben.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schränken</hi> (von Schranke, ahd. <hi rendition="#aq">screnchan,</hi> oder mhd. <hi rendition="#aq">schranne, schrange,<lb/>
schrand</hi>), das gewalt&#x017F;ame Angreifen einer Schranke, eines Ver&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es oder<lb/>
Hau&#x017F;es, das gewalt&#x017F;ame Einbrechen mit Verletzung der Schranke, daher<lb/>
überhaupt einbrechen, aufbrechen; <hi rendition="#g">Schränker,</hi> der Einbrecher. Bis ziemlich<lb/>
tief in die&#x017F;es Jahrhundert hinein pflegten die Räuber allgemein mit Schrän-<lb/>
ker bezeichnet zu werden. Dabei machte &#x017F;ich die Unter&#x017F;cheidung geltend: <hi rendition="#g">zier-<lb/>
licher</hi> (richtiger: zirlicher) <hi rendition="#g">Schränker,</hi> womit der Räuber bezeichnet wurde,<lb/>
welcher es blos auf die Gewalt gegen Ver&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e mittels Einbruchs, nicht<lb/>
aber direct auf Per&#x017F;onen abge&#x017F;ehen hat. Ueber die Bedeutung des &#x201E;zierlich&#x201C;<lb/>
&#x017F;. unten. Hier nur noch die Compo&#x017F;ita: <hi rendition="#g">Schränkma&#x017F;&#x017F;ematten,</hi> Dieb&#x017F;tahl<lb/>
mit Einbruch; <hi rendition="#g">Schränkzeug, Schränk&#x017F;chaure, Schränk&#x017F;churrich,</hi> das<lb/>
zum Schränken erforderliche Werkzeug allgemein. Jn der Fie&#x017F;el&#x017F;prache i&#x017F;t<lb/>
für Einbruch noch be&#x017F;onders <hi rendition="#g">Schränkkauf,</hi> auch <hi rendition="#g">Schreck</hi> und <hi rendition="#g">Schreck-<lb/>
kauf</hi> (doch wol mit anderer Ableitung, von Schrecken), auch i&#x017F;t überdies in<lb/>
der F&#x017F;l&#x017F;pr. die directe Ableitung von der mhd. Form <hi rendition="#aq">schranne</hi> und <hi rendition="#aq">schrand</hi><lb/>
vorherr&#x017F;chend, denn der Schränker i&#x017F;t in der F&#x017F;l&#x017F;pr. be&#x017F;onders <hi rendition="#g">Schrärner;<lb/>
Schrende,</hi> größerer Ver&#x017F;chluß (Schranke), Stube, Kammer; <hi rendition="#g">Schrende-<lb/>
fegen,</hi> einen Ver&#x017F;chluß, eine Stube oder Kammer be&#x017F;tehlen, ausräumen;<lb/><hi rendition="#g">Schrendefeger,</hi> der Dieb, welcher einen &#x017F;olchen Ver&#x017F;chluß durch Stehlen<lb/>
aufräumt; endlich hat die F&#x017F;l&#x017F;pr. auch noch die be&#x017F;ondern Ausdrücke: <hi rendition="#g">ver-<lb/>
&#x017F;chränken,</hi> verhaften; <hi rendition="#g">ver&#x017F;chränkt,</hi> verhaftet.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schranziren,</hi><hi rendition="#g">&#x017F;chrenziren</hi> (ahd. <hi rendition="#aq">schranz,</hi> Li&#x017F;t), &#x017F;ich unter irgendeinem Vor-<lb/>
wand in Häu&#x017F;er, be&#x017F;onders Ga&#x017F;thöfe, ein&#x017F;chleichen, um zu &#x017F;tehlen oder zu bal-<lb/>
dowern. <hi rendition="#g">Schranzirer, Schrenzirer,</hi> der &#x017F;o agirende Gauner; vgl. <hi rendition="#g">Zefir-<lb/>
gänger, Kodemhalchener.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schraz,</hi><hi rendition="#g">Schrazen,</hi> Kind, Kinder; doch wol vom hebr. <gap reason="insignificant" unit="chars"/>, <hi rendition="#aq">scherez,</hi> Wurm,<lb/>
Pl. <gap reason="insignificant" unit="chars"/>, <hi rendition="#aq">schrazim, schrozim,</hi> kleine Thierchen, lebendiges Gewimmel,<lb/>
von <gap reason="insignificant" unit="chars"/>, <hi rendition="#aq">schoraz,</hi> &#x017F;ich vervielfältigen, &#x017F;tark vermehren, von Men&#x017F;chen wie<lb/>
von Thieren.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schrekenen</hi> (<gap reason="insignificant" unit="chars"/>, <hi rendition="#aq">schorak,</hi> zi&#x017F;chen, winken), fäl&#x017F;chlich <hi rendition="#g">Sreckenen, Srike-</hi><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[604/0616] Schottenfäller Schrekenen Pretioſen, Werthſachen oder baares Geld beim Kaufen, Behandeln oder Wechſeln in Gegenwart des Kaufmanns oder Wechslers ſtiehlt; Fem. Schot- tenfällerin, Schautenpickerin; vgl. dazu Chalfen, Schrekener, Schmuſer, Vertuſſer. Die gleichbedeutenden Ausdrücke Freikäufer und Weißkäufer ſind zu bekannt geworden und deshalb in Abgang, dafür aber auch ganz neuerlich Lowenſchurer (ſ. o.) in Aufnahme gekommen. Schot- tenfällen, Schautenpicken ſind die bezüglichen ſubſtantiviſchen und Verb- Ausdrücke für das Stehlen in angegebener Weiſe; vgl. Th. II, S. 192. Schtuß, Stuß, die Narrheit, Dummheit, Einfalt, Albernheit. Schottenfäller, ſ. Schote. Schrabben, Schrappen (hannov.), Schrammen (agſ. screpan, ſchrum- pfen, engl. shrimp, Krabbe, Zwerg), Krabben, Kinder. Schraffel, beſonders vom Jüdiſchdeutſchen aufgenommenes Schimpfwort, dem Nefel (ſ. d.) entſprechend, Abſchaum, Abfall, von ſchrapen, ſchrappen, ſchrub- ben, mhd. schrafen, schrapfen. Davon wieder Schrapfen in ſcherzhaf- tem Sinne, die kleinen Kinder, das Kindergewimmel, kleiner lebendiger Ab- fall; ſynonym mit Schrazen und Schrabben. Schränken (von Schranke, ahd. screnchan, oder mhd. schranne, schrange, schrand), das gewaltſame Angreifen einer Schranke, eines Verſchluſſes oder Hauſes, das gewaltſame Einbrechen mit Verletzung der Schranke, daher überhaupt einbrechen, aufbrechen; Schränker, der Einbrecher. Bis ziemlich tief in dieſes Jahrhundert hinein pflegten die Räuber allgemein mit Schrän- ker bezeichnet zu werden. Dabei machte ſich die Unterſcheidung geltend: zier- licher (richtiger: zirlicher) Schränker, womit der Räuber bezeichnet wurde, welcher es blos auf die Gewalt gegen Verſchlüſſe mittels Einbruchs, nicht aber direct auf Perſonen abgeſehen hat. Ueber die Bedeutung des „zierlich“ ſ. unten. Hier nur noch die Compoſita: Schränkmaſſematten, Diebſtahl mit Einbruch; Schränkzeug, Schränkſchaure, Schränkſchurrich, das zum Schränken erforderliche Werkzeug allgemein. Jn der Fieſelſprache iſt für Einbruch noch beſonders Schränkkauf, auch Schreck und Schreck- kauf (doch wol mit anderer Ableitung, von Schrecken), auch iſt überdies in der Fſlſpr. die directe Ableitung von der mhd. Form schranne und schrand vorherrſchend, denn der Schränker iſt in der Fſlſpr. beſonders Schrärner; Schrende, größerer Verſchluß (Schranke), Stube, Kammer; Schrende- fegen, einen Verſchluß, eine Stube oder Kammer beſtehlen, ausräumen; Schrendefeger, der Dieb, welcher einen ſolchen Verſchluß durch Stehlen aufräumt; endlich hat die Fſlſpr. auch noch die beſondern Ausdrücke: ver- ſchränken, verhaften; verſchränkt, verhaftet. Schranziren, ſchrenziren (ahd. schranz, Liſt), ſich unter irgendeinem Vor- wand in Häuſer, beſonders Gaſthöfe, einſchleichen, um zu ſtehlen oder zu bal- dowern. Schranzirer, Schrenzirer, der ſo agirende Gauner; vgl. Zefir- gänger, Kodemhalchener. Schraz, Schrazen, Kind, Kinder; doch wol vom hebr. _ , scherez, Wurm, Pl. _ , schrazim, schrozim, kleine Thierchen, lebendiges Gewimmel, von _ , schoraz, ſich vervielfältigen, ſtark vermehren, von Menſchen wie von Thieren. Schrekenen (_ , schorak, ziſchen, winken), fälſchlich Sreckenen, Srike-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/616
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/616>, abgerufen am 18.05.2024.