Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite
Schimmel Schlemiel
Schimmel, der Schnee; schimmeln, schneien, verschneien, weglaufen, davon-
gehen, sich unsichtbar machen.
Schin, der Buchstabe [irrelevantes Material - Zeichen fehlt] als Abbreviatur, der Schließer im Gefängniß, der
Schandarm (Gendarm), Schutzmann oder Polizeidiener, der Schränker (s.
d.), schofel (s. d.), daher ein platter Schin, ein Gefangenwärter, Po-
lizeidiener, Gendarm, der mit den Gaunern durchsticht; miser Schin, ein
verhaßter, schändlicher (d. h. strenger, diensteifriger) Gefangenwärter, Gen-
darm; tofer Schin, deftiger Schin, ein geschickter, geschulter Schrän-
ker; das ist meod schin, das ist sehr schlimm, sehr schlecht, u. s. w. Als
Composition findet sich Schin am gebräuchlichsten in: Schinagole (s.
Agole),
Schubkarren, Schubwagen; schinaggeln, mit dem Karren schie-
ben, auf der Festung karren; Schinaggler, der Handarbeiter, welcher mit
dem Karren schiebt, der Festungs- oder Karrensträfling; Schindollet ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]),
Schandarm, Gendarm; Schinpelommet ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]), schofel, schlecht, schlimm.
Schindler, s. Schund und Zünden.
Schippe-Malke, s. Malches.
Schir, schiren, schirlachen, s. Schauren.
Schkorum, s. Schäkern.
Schlammassel, Schlimmassel, Schlammassen, s. Masel.
Schlange, Schlängchen, Schlängelchen (Schlinge, Schlingelchen),
Kette jeder Art, Halskette, Uhrkette, besonders auch beim Chilfen wie Na-
chasch
(s. d.) gebraucht für Geldstapel, Geldrolle. Der in Berlin besonders
gebräuchliche Ausdruck: Schlinge gehen, durch Schlinge gehen, von
entlassenen Verbrechern unter Polizeiaufsicht, mit Genehmigung der Polizei
seine Wohnung verändern, erinnert besonders an die Grundbedeutung von
schlingen, nämlich drehen, winden.
Schlappen (schlappern, schlampen), überhaupt etwas Flüssiges mit Begierde zu
sich nehmen, trinken, zechen, mit dem Löffel nehmen; Schlappstock, der Löffel.
Schlederhaus (schladern, schlodern, schlottern, lottern), die Kneipe, Herberge.
Schlemiel (im Pl. mit hebr. Endung Schlemielim, Fem. Schlemielte),
der Unglücksvogel, Pechvogel, dem alles mislingt, der bei seinen Unterneh-
mungen gestört, ertappt oder in der Untersuchung verrathen oder überführt
wird; auch mit dem spöttischen Beisatz: Schlemiel von Sonntag, als ironi-
scher Gegensatz vom Sonntagskind; schlemielig, unglücklich; Schlemie-
ligkeit,
vollständiges, consequentes Unglück, gänzliches Verderben. Jn der
Ableitung schwankt selbst Tendlau, Nr. 625, vgl. Nr. 748 und 764. Doch
scheint die S. 419 erwähnte Beziehung auf den biblischen Namen Schelu-
miel Ben Zuri Schaddai
(vgl. 4. Mos. 1, 6) die richtige zu sein, da nach
der jüdischen Sage (Sanhedr., 92; Jalkut Pinchas, 772) dieser Schelumiel
derselbe ist, der (nach 4. Mos. 25, 6. 7. 14. 15) unter dem Namen Simeri
Ben Salu
mit der midianitischen Fürstentochter Casebi Bath Zur mit der
Lanze ([irrelevantes Material - Zeichen fehlt], romach) erstochen wurde. Jn derselben Bedeutung wird auch
in Süddeutschland Schlemochem, Schlemochente gebraucht, dessen Ety-
mologie schlem-och-ihm (schlimm auch ihm, wehe ihm) ebenso abgeschmackt
ist wie die vom böhm. Nebbich, "nie-bei-euch"; vgl. Thiele, S. 286, Note.
Die Schreibung Schlemihl bei Chamisso ist ebenso unrichtig wie bei Grol-
man Schlimül.
Schimmel Schlemiel
Schimmel, der Schnee; ſchimmeln, ſchneien, verſchneien, weglaufen, davon-
gehen, ſich unſichtbar machen.
Schin, der Buchſtabe [irrelevantes Material – Zeichen fehlt] als Abbreviatur, der Schließer im Gefängniß, der
Schandarm (Gendarm), Schutzmann oder Polizeidiener, der Schränker (ſ.
d.), ſchofel (ſ. d.), daher ein platter Schin, ein Gefangenwärter, Po-
lizeidiener, Gendarm, der mit den Gaunern durchſticht; miſer Schin, ein
verhaßter, ſchändlicher (d. h. ſtrenger, dienſteifriger) Gefangenwärter, Gen-
darm; tofer Schin, deftiger Schin, ein geſchickter, geſchulter Schrän-
ker; das iſt meod ſchin, das iſt ſehr ſchlimm, ſehr ſchlecht, u. ſ. w. Als
Compoſition findet ſich Schin am gebräuchlichſten in: Schinagole (ſ.
Agole),
Schubkarren, Schubwagen; ſchinaggeln, mit dem Karren ſchie-
ben, auf der Feſtung karren; Schinaggler, der Handarbeiter, welcher mit
dem Karren ſchiebt, der Feſtungs- oder Karrenſträfling; Schindollet ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]),
Schandarm, Gendarm; Schinpelommet ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]), ſchofel, ſchlecht, ſchlimm.
Schindler, ſ. Schund und Zünden.
Schippe-Malke, ſ. Malches.
Schir, ſchiren, ſchirlachen, ſ. Schauren.
Schkorum, ſ. Schäkern.
Schlammaſſel, Schlimmaſſel, Schlammaſſen, ſ. Maſel.
Schlange, Schlängchen, Schlängelchen (Schlinge, Schlingelchen),
Kette jeder Art, Halskette, Uhrkette, beſonders auch beim Chilfen wie Na-
chaſch
(ſ. d.) gebraucht für Geldſtapel, Geldrolle. Der in Berlin beſonders
gebräuchliche Ausdruck: Schlinge gehen, durch Schlinge gehen, von
entlaſſenen Verbrechern unter Polizeiaufſicht, mit Genehmigung der Polizei
ſeine Wohnung verändern, erinnert beſonders an die Grundbedeutung von
ſchlingen, nämlich drehen, winden.
Schlappen (ſchlappern, ſchlampen), überhaupt etwas Flüſſiges mit Begierde zu
ſich nehmen, trinken, zechen, mit dem Löffel nehmen; Schlappſtock, der Löffel.
Schlederhaus (ſchladern, ſchlodern, ſchlottern, lottern), die Kneipe, Herberge.
Schlemiel (im Pl. mit hebr. Endung Schlemielim, Fem. Schlemielte),
der Unglücksvogel, Pechvogel, dem alles mislingt, der bei ſeinen Unterneh-
mungen geſtört, ertappt oder in der Unterſuchung verrathen oder überführt
wird; auch mit dem ſpöttiſchen Beiſatz: Schlemiel von Sonntag, als ironi-
ſcher Gegenſatz vom Sonntagskind; ſchlemielig, unglücklich; Schlemie-
ligkeit,
vollſtändiges, conſequentes Unglück, gänzliches Verderben. Jn der
Ableitung ſchwankt ſelbſt Tendlau, Nr. 625, vgl. Nr. 748 und 764. Doch
ſcheint die S. 419 erwähnte Beziehung auf den bibliſchen Namen Schelu-
miël Ben Zuri Schaddai
(vgl. 4. Moſ. 1, 6) die richtige zu ſein, da nach
der jüdiſchen Sage (Sanhedr., 92; Jalkut Pinchas, 772) dieſer Schelumiel
derſelbe iſt, der (nach 4. Moſ. 25, 6. 7. 14. 15) unter dem Namen Siměri
Ben Salu
mit der midianitiſchen Fürſtentochter Casěbi Bath Zur mit der
Lanze ([irrelevantes Material – Zeichen fehlt], romach) erſtochen wurde. Jn derſelben Bedeutung wird auch
in Süddeutſchland Schlemôchem, Schlemochente gebraucht, deſſen Ety-
mologie ſchlem-och-ihm (ſchlimm auch ihm, wehe ihm) ebenſo abgeſchmackt
iſt wie die vom böhm. Nebbich, „nie-bei-euch“; vgl. Thiele, S. 286, Note.
Die Schreibung Schlemihl bei Chamiſſo iſt ebenſo unrichtig wie bei Grol-
man Schlimül.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0612" n="600"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Schimmel</hi> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#g">Schlemiel</hi> </hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#b">Schimmel,</hi> der Schnee; <hi rendition="#g">&#x017F;chimmeln,</hi> &#x017F;chneien, ver&#x017F;chneien, weglaufen, davon-<lb/>
gehen, &#x017F;ich un&#x017F;ichtbar machen.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schin,</hi> der Buch&#x017F;tabe <gap reason="insignificant" unit="chars"/> als Abbreviatur, der <hi rendition="#b">Sch</hi>ließer im Gefängniß, der<lb/><hi rendition="#b">Sch</hi>andarm (Gendarm), <hi rendition="#b">Sch</hi>utzmann oder Polizeidiener, der <hi rendition="#b">Sch</hi>ränker (&#x017F;.<lb/>
d.), <hi rendition="#b">&#x017F;ch</hi>ofel (&#x017F;. d.), daher <hi rendition="#g">ein platter Schin,</hi> ein Gefangenwärter, Po-<lb/>
lizeidiener, Gendarm, der mit den Gaunern durch&#x017F;ticht; <hi rendition="#g">mi&#x017F;er Schin,</hi> ein<lb/>
verhaßter, &#x017F;chändlicher (d. h. &#x017F;trenger, dien&#x017F;teifriger) Gefangenwärter, Gen-<lb/>
darm; <hi rendition="#g">tofer Schin, deftiger Schin,</hi> ein ge&#x017F;chickter, ge&#x017F;chulter Schrän-<lb/>
ker; das i&#x017F;t <hi rendition="#g">meod &#x017F;chin,</hi> das i&#x017F;t &#x017F;ehr &#x017F;chlimm, &#x017F;ehr &#x017F;chlecht, u. &#x017F;. w. Als<lb/>
Compo&#x017F;ition findet &#x017F;ich <hi rendition="#g">Schin</hi> am gebräuchlich&#x017F;ten in: <hi rendition="#g">Schinagole (&#x017F;.<lb/>
Agole),</hi> Schubkarren, Schubwagen; <hi rendition="#g">&#x017F;chinaggeln,</hi> mit dem Karren &#x017F;chie-<lb/>
ben, auf der Fe&#x017F;tung karren; <hi rendition="#g">Schinaggler,</hi> der Handarbeiter, welcher mit<lb/>
dem Karren &#x017F;chiebt, der Fe&#x017F;tungs- oder Karren&#x017F;träfling; <hi rendition="#g">Schindollet</hi> (<gap reason="insignificant" unit="chars"/>),<lb/><hi rendition="#b">Sch</hi>an<hi rendition="#b">d</hi>arm, Gendarm; <hi rendition="#g">Schinpelommet</hi> (<gap reason="insignificant" unit="chars"/>), &#x017F;chofel, &#x017F;chlecht, &#x017F;chlimm.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schindler,</hi> &#x017F;. <hi rendition="#g">Schund</hi> und <hi rendition="#g">Zünden.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schippe-Malke,</hi> &#x017F;. <hi rendition="#g">Malches.</hi></item><lb/>
              <item> <hi rendition="#b">Schir,</hi> <hi rendition="#g">&#x017F;chiren, &#x017F;chirlachen, &#x017F;. Schauren.</hi> </item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schkorum,</hi> &#x017F;. <hi rendition="#g">Schäkern.</hi></item><lb/>
              <item> <hi rendition="#b">Schlamma&#x017F;&#x017F;el,</hi> <hi rendition="#g">Schlimma&#x017F;&#x017F;el, Schlamma&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;. Ma&#x017F;el.</hi> </item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schlange,</hi><hi rendition="#g">Schlängchen, Schlängelchen (Schlinge, Schlingelchen),</hi><lb/>
Kette jeder Art, Halskette, Uhrkette, be&#x017F;onders auch beim Chilfen wie <hi rendition="#g">Na-<lb/>
cha&#x017F;ch</hi> (&#x017F;. d.) gebraucht für Geld&#x017F;tapel, Geldrolle. Der in Berlin be&#x017F;onders<lb/>
gebräuchliche Ausdruck: <hi rendition="#g">Schlinge gehen, durch Schlinge gehen,</hi> von<lb/>
entla&#x017F;&#x017F;enen Verbrechern unter Polizeiauf&#x017F;icht, mit Genehmigung der Polizei<lb/>
&#x017F;eine Wohnung verändern, erinnert be&#x017F;onders an die Grundbedeutung von<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;chlingen,</hi> nämlich drehen, winden.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schlappen</hi> (&#x017F;chlappern, &#x017F;chlampen), überhaupt etwas Flü&#x017F;&#x017F;iges mit Begierde zu<lb/>
&#x017F;ich nehmen, trinken, zechen, mit dem Löffel nehmen; <hi rendition="#g">Schlapp&#x017F;tock,</hi> der Löffel.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schlederhaus</hi> (&#x017F;chladern, &#x017F;chlodern, &#x017F;chlottern, lottern), die Kneipe, Herberge.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#b">Schlemiel</hi> (im Pl. mit hebr. Endung <hi rendition="#g">Schlemielim,</hi> Fem. <hi rendition="#g">Schlemielte</hi>),<lb/>
der Unglücksvogel, Pechvogel, dem alles mislingt, der bei &#x017F;einen Unterneh-<lb/>
mungen ge&#x017F;tört, ertappt oder in der Unter&#x017F;uchung verrathen oder überführt<lb/>
wird; auch mit dem &#x017F;pötti&#x017F;chen Bei&#x017F;atz: Schlemiel von Sonntag, als ironi-<lb/>
&#x017F;cher Gegen&#x017F;atz vom Sonntagskind; <hi rendition="#g">&#x017F;chlemielig,</hi> unglücklich; <hi rendition="#g">Schlemie-<lb/>
ligkeit,</hi> voll&#x017F;tändiges, con&#x017F;equentes Unglück, gänzliches Verderben. Jn der<lb/>
Ableitung &#x017F;chwankt &#x017F;elb&#x017F;t Tendlau, Nr. 625, vgl. Nr. 748 und 764. Doch<lb/>
&#x017F;cheint die S. 419 erwähnte Beziehung auf den bibli&#x017F;chen Namen <hi rendition="#aq">Schelu-<lb/>
miël Ben Zuri Schaddai</hi> (vgl. 4. Mo&#x017F;. 1, 6) die richtige zu &#x017F;ein, da nach<lb/>
der jüdi&#x017F;chen Sage (<hi rendition="#aq">Sanhedr., 92; Jalkut Pinchas,</hi> 772) die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Schelumiel</hi><lb/>
der&#x017F;elbe i&#x017F;t, der (nach 4. Mo&#x017F;. 25, 6. 7. 14. 15) unter dem Namen <hi rendition="#aq">Sim&#x011B;ri<lb/>
Ben Salu</hi> mit der midianiti&#x017F;chen Für&#x017F;tentochter <hi rendition="#aq">Cas&#x011B;bi Bath Zur</hi> mit der<lb/>
Lanze (<gap reason="insignificant" unit="chars"/>, <hi rendition="#aq">romach</hi>) er&#x017F;tochen wurde. Jn der&#x017F;elben Bedeutung wird auch<lb/>
in Süddeut&#x017F;chland <hi rendition="#g">Schlemôchem, Schlemochente</hi> gebraucht, de&#x017F;&#x017F;en Ety-<lb/>
mologie &#x017F;chlem-och-ihm (&#x017F;chlimm auch ihm, wehe ihm) eben&#x017F;o abge&#x017F;chmackt<lb/>
i&#x017F;t wie die vom böhm. <hi rendition="#g">Nebbich,</hi> &#x201E;nie-bei-euch&#x201C;; vgl. Thiele, S. 286, Note.<lb/>
Die Schreibung <hi rendition="#g">Schlemihl</hi> bei Chami&#x017F;&#x017F;o i&#x017F;t eben&#x017F;o unrichtig wie bei Grol-<lb/>
man <hi rendition="#g">Schlimül.</hi></item>
            </list><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[600/0612] Schimmel Schlemiel Schimmel, der Schnee; ſchimmeln, ſchneien, verſchneien, weglaufen, davon- gehen, ſich unſichtbar machen. Schin, der Buchſtabe _ als Abbreviatur, der Schließer im Gefängniß, der Schandarm (Gendarm), Schutzmann oder Polizeidiener, der Schränker (ſ. d.), ſchofel (ſ. d.), daher ein platter Schin, ein Gefangenwärter, Po- lizeidiener, Gendarm, der mit den Gaunern durchſticht; miſer Schin, ein verhaßter, ſchändlicher (d. h. ſtrenger, dienſteifriger) Gefangenwärter, Gen- darm; tofer Schin, deftiger Schin, ein geſchickter, geſchulter Schrän- ker; das iſt meod ſchin, das iſt ſehr ſchlimm, ſehr ſchlecht, u. ſ. w. Als Compoſition findet ſich Schin am gebräuchlichſten in: Schinagole (ſ. Agole), Schubkarren, Schubwagen; ſchinaggeln, mit dem Karren ſchie- ben, auf der Feſtung karren; Schinaggler, der Handarbeiter, welcher mit dem Karren ſchiebt, der Feſtungs- oder Karrenſträfling; Schindollet (_ ), Schandarm, Gendarm; Schinpelommet (_ ), ſchofel, ſchlecht, ſchlimm. Schindler, ſ. Schund und Zünden. Schippe-Malke, ſ. Malches. Schir, ſchiren, ſchirlachen, ſ. Schauren. Schkorum, ſ. Schäkern. Schlammaſſel, Schlimmaſſel, Schlammaſſen, ſ. Maſel. Schlange, Schlängchen, Schlängelchen (Schlinge, Schlingelchen), Kette jeder Art, Halskette, Uhrkette, beſonders auch beim Chilfen wie Na- chaſch (ſ. d.) gebraucht für Geldſtapel, Geldrolle. Der in Berlin beſonders gebräuchliche Ausdruck: Schlinge gehen, durch Schlinge gehen, von entlaſſenen Verbrechern unter Polizeiaufſicht, mit Genehmigung der Polizei ſeine Wohnung verändern, erinnert beſonders an die Grundbedeutung von ſchlingen, nämlich drehen, winden. Schlappen (ſchlappern, ſchlampen), überhaupt etwas Flüſſiges mit Begierde zu ſich nehmen, trinken, zechen, mit dem Löffel nehmen; Schlappſtock, der Löffel. Schlederhaus (ſchladern, ſchlodern, ſchlottern, lottern), die Kneipe, Herberge. Schlemiel (im Pl. mit hebr. Endung Schlemielim, Fem. Schlemielte), der Unglücksvogel, Pechvogel, dem alles mislingt, der bei ſeinen Unterneh- mungen geſtört, ertappt oder in der Unterſuchung verrathen oder überführt wird; auch mit dem ſpöttiſchen Beiſatz: Schlemiel von Sonntag, als ironi- ſcher Gegenſatz vom Sonntagskind; ſchlemielig, unglücklich; Schlemie- ligkeit, vollſtändiges, conſequentes Unglück, gänzliches Verderben. Jn der Ableitung ſchwankt ſelbſt Tendlau, Nr. 625, vgl. Nr. 748 und 764. Doch ſcheint die S. 419 erwähnte Beziehung auf den bibliſchen Namen Schelu- miël Ben Zuri Schaddai (vgl. 4. Moſ. 1, 6) die richtige zu ſein, da nach der jüdiſchen Sage (Sanhedr., 92; Jalkut Pinchas, 772) dieſer Schelumiel derſelbe iſt, der (nach 4. Moſ. 25, 6. 7. 14. 15) unter dem Namen Siměri Ben Salu mit der midianitiſchen Fürſtentochter Casěbi Bath Zur mit der Lanze (_ , romach) erſtochen wurde. Jn derſelben Bedeutung wird auch in Süddeutſchland Schlemôchem, Schlemochente gebraucht, deſſen Ety- mologie ſchlem-och-ihm (ſchlimm auch ihm, wehe ihm) ebenſo abgeſchmackt iſt wie die vom böhm. Nebbich, „nie-bei-euch“; vgl. Thiele, S. 286, Note. Die Schreibung Schlemihl bei Chamiſſo iſt ebenſo unrichtig wie bei Grol- man Schlimül.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/612
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/612>, abgerufen am 24.11.2024.