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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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Schierich Schild
schweig, laß ab, geh zurück, geh fort, ist doch wol zunächst vom hebr. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt],
schuw, zu nehmen, welches besonders das Wiederkehren, Umkehren bedeutet.
Jn Compositionen treten aber die Begriffe bestimmter heraus. Kittenschie-
ber,
der Hauseinschleicher, der in der Absicht zu stehlen sich heimlich in die
Häuser schleicht; Finkelschieber, der Dieb, welcher sich in Küchen ein-
schleicht; Schrendeschieber, der Dieb, welcher sich in Zimmer einschleicht;
Alijeschieber, der Dieb, welcher sich auf die Hausböden, Lematto-
schieber,
welcher sich in Keller einschleicht u. s. w.; Lechemschieber,
Brotschieber, d. h. der Bäcker. Entsprechend drückt die Verbform die specielle
Thätigkeit aus: Kittenschieben, in Häuser einschleichen u. s. w. Jn Com-
positionen mit Schub drückt der Nebenbegriff die specielle Handlungsweise
aus, z. B.: auf Kittenschub gehen, einen Kittenschub halten, in
Häuser einschleichen u. s. w. Endlich ist die adverbiale Form zu merken:
schiebes, schiewes, fort, hinweg; schiebes halchenen, schiebes me-
lochnen, schiebes tippeln,
davongehen, sich davonmachen, entlaufen; vgl.
Schefften. Zu unterscheiden hiervon ist schiwe, schiwes (von [irrelevantes Material - Zeichen fehlt],
schowo, gefangen nehmen, wegführen) gefangen; schiwe oder schiwes sein,
schiwes sitzen,
gefangen sein, in Untersuchung sitzen. Davon ist wieder
zu unterscheiden Schiwe, Schibbe, Trauer, Kummer, Jammer; Schibbe
sitzen,
in Trauer sitzen, tief trauern, in Jammer und Elend sitzen; dieses
Schiwe, Schibbe, vom hebr. [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], schewa, oder [irrelevantes Material - Zeichen fehlt], schiwo, sieben,
bezieht sich auf die ersten sieben Tage (schiwo jomim) der vorgeschriebenen
jüdischen dreißig Trauertage, von denen die ersten sieben auf der Erde sitzend
hingebracht werden sollen, daher Schiwe sitzen, eigentlich sieben Tage (in
tiefster Trauer) sitzen. Hiervon ist wieder zu unterscheiden das Schiwer-
Lef
([irrelevantes Material - Zeichen fehlt]), Herzbruch, Brechung des Herzens, tiefer Herzenskummer, von
[irrelevantes Material - Zeichen fehlt], schowar (schabar), zerbrechen, worüber Tendlau, Nr. 634, eine sehr
hübsche Anekdote mittheilt. Zwischen Schibbe und dem deutschen Schippe,
Schüppe,
Schaufel (ebenfalls von schieben), schwankt die Redensart: die
Schibbe (Schippe) hängen lassen
(nd. die Labbe hängen lassen), be-
trübt, verzagt sein, maulen, die Unterlippe (Lefze) hängen lassen; möglicher-
weise kann hier auch das Schiwer-Lef mit hineingespielt haben. Zum hebr.
schuw gehört noch das aus teschuwa verdorbene Schuwe, welches unten
besonders aufgeführt ist. Endlich ist schuften, schuffen, bekennen, wie ein
Schuft verrathen (vgl. Massern und mossar), und schuften gehen,
schuffen gehen,
angeben, denunciren, wol vom deutschen Worte Schuft
abzuleiten; vgl. Schwenck, S. 594.
Schierich, s. Sachern.
Schießen, sehen, Achtung geben, etwas entwenden, als gute Prise erklären;
Studentenspr.
Schifche (sophach), s. Mischpoche.
Schild, das Füllungsstück in einem Thürrahmen, die Mauersteinfüllung zwi-
schen Ständer, Riegeln oder Lagerholz eines Ständerbauwerks, auch die durch
Hinwegnahme dieses Schildes entstandene Oeffnung; Schild einlegen, eine
solche Füllung durch Brechen, Bohren, Schneiden oder Sägen herausneh-
men, um durchkriechen zu können.
Schierich Schild
ſchweig, laß ab, geh zurück, geh fort, iſt doch wol zunächſt vom hebr. [irrelevantes Material – Zeichen fehlt],
schuw, zu nehmen, welches beſonders das Wiederkehren, Umkehren bedeutet.
Jn Compoſitionen treten aber die Begriffe beſtimmter heraus. Kittenſchie-
ber,
der Hauseinſchleicher, der in der Abſicht zu ſtehlen ſich heimlich in die
Häuſer ſchleicht; Finkelſchieber, der Dieb, welcher ſich in Küchen ein-
ſchleicht; Schrendeſchieber, der Dieb, welcher ſich in Zimmer einſchleicht;
Alijeſchieber, der Dieb, welcher ſich auf die Hausböden, Lematto-
ſchieber,
welcher ſich in Keller einſchleicht u. ſ. w.; Lechemſchieber,
Brotſchieber, d. h. der Bäcker. Entſprechend drückt die Verbform die ſpecielle
Thätigkeit aus: Kittenſchieben, in Häuſer einſchleichen u. ſ. w. Jn Com-
poſitionen mit Schub drückt der Nebenbegriff die ſpecielle Handlungsweiſe
aus, z. B.: auf Kittenſchub gehen, einen Kittenſchub halten, in
Häuſer einſchleichen u. ſ. w. Endlich iſt die adverbiale Form zu merken:
ſchiebes, ſchiewes, fort, hinweg; ſchiebes halchenen, ſchiebes me-
lochnen, ſchiebes tippeln,
davongehen, ſich davonmachen, entlaufen; vgl.
Schefften. Zu unterſcheiden hiervon iſt ſchiwe, ſchiwes (von [irrelevantes Material – Zeichen fehlt],
schowo, gefangen nehmen, wegführen) gefangen; ſchiwe oder ſchiwes ſein,
ſchiwes ſitzen,
gefangen ſein, in Unterſuchung ſitzen. Davon iſt wieder
zu unterſcheiden Schiwe, Schibbe, Trauer, Kummer, Jammer; Schibbe
ſitzen,
in Trauer ſitzen, tief trauern, in Jammer und Elend ſitzen; dieſes
Schiwe, Schibbe, vom hebr. [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], schewa, oder [irrelevantes Material – Zeichen fehlt], schiwo, ſieben,
bezieht ſich auf die erſten ſieben Tage (schiwo jomim) der vorgeſchriebenen
jüdiſchen dreißig Trauertage, von denen die erſten ſieben auf der Erde ſitzend
hingebracht werden ſollen, daher Schiwe ſitzen, eigentlich ſieben Tage (in
tiefſter Trauer) ſitzen. Hiervon iſt wieder zu unterſcheiden das Schiwer-
Lef
([irrelevantes Material – Zeichen fehlt]), Herzbruch, Brechung des Herzens, tiefer Herzenskummer, von
[irrelevantes Material – Zeichen fehlt], schowar (schabar), zerbrechen, worüber Tendlau, Nr. 634, eine ſehr
hübſche Anekdote mittheilt. Zwiſchen Schibbe und dem deutſchen Schippe,
Schüppe,
Schaufel (ebenfalls von ſchieben), ſchwankt die Redensart: die
Schibbe (Schippe) hängen laſſen
(nd. die Labbe hängen laſſen), be-
trübt, verzagt ſein, maulen, die Unterlippe (Lefze) hängen laſſen; möglicher-
weiſe kann hier auch das Schiwer-Lef mit hineingeſpielt haben. Zum hebr.
schuw gehört noch das aus teschuwa verdorbene Schuwe, welches unten
beſonders aufgeführt iſt. Endlich iſt ſchuften, ſchuffen, bekennen, wie ein
Schuft verrathen (vgl. Maſſern und mossar), und ſchuften gehen,
ſchuffen gehen,
angeben, denunciren, wol vom deutſchen Worte Schuft
abzuleiten; vgl. Schwenck, S. 594.
Schierich, ſ. Sachern.
Schießen, ſehen, Achtung geben, etwas entwenden, als gute Priſe erklären;
Studentenſpr.
Schifche (sophach), ſ. Miſchpoche.
Schild, das Füllungsſtück in einem Thürrahmen, die Mauerſteinfüllung zwi-
ſchen Ständer, Riegeln oder Lagerholz eines Ständerbauwerks, auch die durch
Hinwegnahme dieſes Schildes entſtandene Oeffnung; Schild einlegen, eine
ſolche Füllung durch Brechen, Bohren, Schneiden oder Sägen herausneh-
men, um durchkriechen zu können.
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[599/0611] Schierich Schild ſchweig, laß ab, geh zurück, geh fort, iſt doch wol zunächſt vom hebr. _ , schuw, zu nehmen, welches beſonders das Wiederkehren, Umkehren bedeutet. Jn Compoſitionen treten aber die Begriffe beſtimmter heraus. Kittenſchie- ber, der Hauseinſchleicher, der in der Abſicht zu ſtehlen ſich heimlich in die Häuſer ſchleicht; Finkelſchieber, der Dieb, welcher ſich in Küchen ein- ſchleicht; Schrendeſchieber, der Dieb, welcher ſich in Zimmer einſchleicht; Alijeſchieber, der Dieb, welcher ſich auf die Hausböden, Lematto- ſchieber, welcher ſich in Keller einſchleicht u. ſ. w.; Lechemſchieber, Brotſchieber, d. h. der Bäcker. Entſprechend drückt die Verbform die ſpecielle Thätigkeit aus: Kittenſchieben, in Häuſer einſchleichen u. ſ. w. Jn Com- poſitionen mit Schub drückt der Nebenbegriff die ſpecielle Handlungsweiſe aus, z. B.: auf Kittenſchub gehen, einen Kittenſchub halten, in Häuſer einſchleichen u. ſ. w. Endlich iſt die adverbiale Form zu merken: ſchiebes, ſchiewes, fort, hinweg; ſchiebes halchenen, ſchiebes me- lochnen, ſchiebes tippeln, davongehen, ſich davonmachen, entlaufen; vgl. Schefften. Zu unterſcheiden hiervon iſt ſchiwe, ſchiwes (von _ , schowo, gefangen nehmen, wegführen) gefangen; ſchiwe oder ſchiwes ſein, ſchiwes ſitzen, gefangen ſein, in Unterſuchung ſitzen. Davon iſt wieder zu unterſcheiden Schiwe, Schibbe, Trauer, Kummer, Jammer; Schibbe ſitzen, in Trauer ſitzen, tief trauern, in Jammer und Elend ſitzen; dieſes Schiwe, Schibbe, vom hebr. _ , schewa, oder _ , schiwo, ſieben, bezieht ſich auf die erſten ſieben Tage (schiwo jomim) der vorgeſchriebenen jüdiſchen dreißig Trauertage, von denen die erſten ſieben auf der Erde ſitzend hingebracht werden ſollen, daher Schiwe ſitzen, eigentlich ſieben Tage (in tiefſter Trauer) ſitzen. Hiervon iſt wieder zu unterſcheiden das Schiwer- Lef (_ ), Herzbruch, Brechung des Herzens, tiefer Herzenskummer, von _ , schowar (schabar), zerbrechen, worüber Tendlau, Nr. 634, eine ſehr hübſche Anekdote mittheilt. Zwiſchen Schibbe und dem deutſchen Schippe, Schüppe, Schaufel (ebenfalls von ſchieben), ſchwankt die Redensart: die Schibbe (Schippe) hängen laſſen (nd. die Labbe hängen laſſen), be- trübt, verzagt ſein, maulen, die Unterlippe (Lefze) hängen laſſen; möglicher- weiſe kann hier auch das Schiwer-Lef mit hineingeſpielt haben. Zum hebr. schuw gehört noch das aus teschuwa verdorbene Schuwe, welches unten beſonders aufgeführt iſt. Endlich iſt ſchuften, ſchuffen, bekennen, wie ein Schuft verrathen (vgl. Maſſern und mossar), und ſchuften gehen, ſchuffen gehen, angeben, denunciren, wol vom deutſchen Worte Schuft abzuleiten; vgl. Schwenck, S. 594. Schierich, ſ. Sachern. Schießen, ſehen, Achtung geben, etwas entwenden, als gute Priſe erklären; Studentenſpr. Schifche (sophach), ſ. Miſchpoche. Schild, das Füllungsſtück in einem Thürrahmen, die Mauerſteinfüllung zwi- ſchen Ständer, Riegeln oder Lagerholz eines Ständerbauwerks, auch die durch Hinwegnahme dieſes Schildes entſtandene Oeffnung; Schild einlegen, eine ſolche Füllung durch Brechen, Bohren, Schneiden oder Sägen herausneh- men, um durchkriechen zu können.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/611>, abgerufen am 25.05.2024.