Typen keineswegs vernachlässigt und sein Wörterbuch durchaus nicht in so übler Weise mit jüdischdeutschen Ausdrücken überschüt- tet und verschüttet, wie sein unwissender und rücksichtsloser Kriti- ker das selbst gethan hat.
Grolman's Wörterbuch ist und bleibt bis dahin eine der tüch- tigsten Arbeiten auf dem Gebiete der Gaunerlinguistik und gibt für den praktischen Gebrauch noch immer das beste und reichhal- tigste Material, weshalb denn auch eine neue kritische Ausgabe desselben für den praktischen Polizeigebrauch von hohem Nutzen sein und den argen vordringenden Schwall der neuern, durchaus werth- losen Wörterbücher beseitigen würde.
Siebenunddreißigstes Kapitel. ee)Die jüdische Gauner- oder Kochemer-Sprache von A. F. Thiele.
Die schweren Kämpfe gegen das Gaunerthum im Anfange dieses Jahrhunderts hatten bei den vielen und großartigen Unter- suchungen die Forschung nach der mit intensiver Gewalt allent- halben in den Untersuchungen hervorquellenden Gaunersprache wie eine Nothwendigkeit hervorgerufen und die linguistischen Arbeiten von Mejer, Pfister, Christensen, Falkenberg, Bischoff, Grolman u. s. w. veranlaßt. Sobald aber das Gaunerthum in seinem offe- nen Widerstande leidlich bekämpft schien und die massenhaften Untersuchungen allmählich nachließen, trat auch die kaum dürftig angebahnte linguistische Forschung wieder zurück und machte der breiten, platten und eiteln Epigonenliteratur Platz. Jn dieser findet man die ganze Jndolenz, Unwissenheit und Verfahrenheit der da- maligen deutschen Polizei ausgeprägt, welche hochmüthig an der Ge- schichte ihrer seit Anfang dieses Jahrhunderts erfolgreich gewesenen Thätigkeit zu zehren anfing.
Die mit der Haussuchung bei dem jüdischen Handelsmann Moses Levin Löwenthal am 22. Jan. 1831 in Berlin beginnende großartige Gauneruntersuchung, über deren hohe Tüchtigkeit und
Typen keineswegs vernachläſſigt und ſein Wörterbuch durchaus nicht in ſo übler Weiſe mit jüdiſchdeutſchen Ausdrücken überſchüt- tet und verſchüttet, wie ſein unwiſſender und rückſichtsloſer Kriti- ker das ſelbſt gethan hat.
Grolman’s Wörterbuch iſt und bleibt bis dahin eine der tüch- tigſten Arbeiten auf dem Gebiete der Gaunerlinguiſtik und gibt für den praktiſchen Gebrauch noch immer das beſte und reichhal- tigſte Material, weshalb denn auch eine neue kritiſche Ausgabe deſſelben für den praktiſchen Polizeigebrauch von hohem Nutzen ſein und den argen vordringenden Schwall der neuern, durchaus werth- loſen Wörterbücher beſeitigen würde.
Siebenunddreißigſtes Kapitel. ee)Die jüdiſche Gauner- oder Kochemer-Sprache von A. F. Thiele.
Die ſchweren Kämpfe gegen das Gaunerthum im Anfange dieſes Jahrhunderts hatten bei den vielen und großartigen Unter- ſuchungen die Forſchung nach der mit intenſiver Gewalt allent- halben in den Unterſuchungen hervorquellenden Gaunerſprache wie eine Nothwendigkeit hervorgerufen und die linguiſtiſchen Arbeiten von Mejer, Pfiſter, Chriſtenſen, Falkenberg, Biſchoff, Grolman u. ſ. w. veranlaßt. Sobald aber das Gaunerthum in ſeinem offe- nen Widerſtande leidlich bekämpft ſchien und die maſſenhaften Unterſuchungen allmählich nachließen, trat auch die kaum dürftig angebahnte linguiſtiſche Forſchung wieder zurück und machte der breiten, platten und eiteln Epigonenliteratur Platz. Jn dieſer findet man die ganze Jndolenz, Unwiſſenheit und Verfahrenheit der da- maligen deutſchen Polizei ausgeprägt, welche hochmüthig an der Ge- ſchichte ihrer ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts erfolgreich geweſenen Thätigkeit zu zehren anfing.
Die mit der Hausſuchung bei dem jüdiſchen Handelsmann Moſes Levin Löwenthal am 22. Jan. 1831 in Berlin beginnende großartige Gaunerunterſuchung, über deren hohe Tüchtigkeit und
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Typen keineswegs vernachläſſigt und ſein Wörterbuch durchaus
nicht in ſo übler Weiſe mit jüdiſchdeutſchen Ausdrücken überſchüt-
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ker das ſelbſt gethan hat.
Grolman’s Wörterbuch iſt und bleibt bis dahin eine der tüch-
tigſten Arbeiten auf dem Gebiete der Gaunerlinguiſtik und gibt
für den praktiſchen Gebrauch noch immer das beſte und reichhal-
tigſte Material, weshalb denn auch eine neue kritiſche Ausgabe
deſſelben für den praktiſchen Polizeigebrauch von hohem Nutzen ſein
und den argen vordringenden Schwall der neuern, durchaus werth-
loſen Wörterbücher beſeitigen würde.
Siebenunddreißigſtes Kapitel.
ee) Die jüdiſche Gauner- oder Kochemer-Sprache von A. F. Thiele.
Die ſchweren Kämpfe gegen das Gaunerthum im Anfange
dieſes Jahrhunderts hatten bei den vielen und großartigen Unter-
ſuchungen die Forſchung nach der mit intenſiver Gewalt allent-
halben in den Unterſuchungen hervorquellenden Gaunerſprache wie
eine Nothwendigkeit hervorgerufen und die linguiſtiſchen Arbeiten
von Mejer, Pfiſter, Chriſtenſen, Falkenberg, Biſchoff, Grolman
u. ſ. w. veranlaßt. Sobald aber das Gaunerthum in ſeinem offe-
nen Widerſtande leidlich bekämpft ſchien und die maſſenhaften
Unterſuchungen allmählich nachließen, trat auch die kaum dürftig
angebahnte linguiſtiſche Forſchung wieder zurück und machte der
breiten, platten und eiteln Epigonenliteratur Platz. Jn dieſer findet
man die ganze Jndolenz, Unwiſſenheit und Verfahrenheit der da-
maligen deutſchen Polizei ausgeprägt, welche hochmüthig an der Ge-
ſchichte ihrer ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts erfolgreich geweſenen
Thätigkeit zu zehren anfing.
Die mit der Hausſuchung bei dem jüdiſchen Handelsmann
Moſes Levin Löwenthal am 22. Jan. 1831 in Berlin beginnende
großartige Gaunerunterſuchung, über deren hohe Tüchtigkeit und
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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