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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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nächsten Kapitel die Rede sein wird. Hier ist noch zu bemerken,
daß wie die Rotwelsche Grammatik so auch Pfister seine zahlreichen
Epigonen gehabt hat 1), welchen daran lag, in eine recht volle Wort-
masse zu greifen, ohne die von ihnen wiedergegebenen Einzelheiten
kritisch sichten und sondern zu können. Wesentlich aus der blin-
den Ausbeutung der Rotwelschen Grammatik und des Wörterbuchs
von Pfister ist jene Flut der neuern Gaunerwörterbücher entstan-
den, welche von verdruckten, misverstandenen und erdichteten Vo-
cabeln wimmeln und trotz der prunkenden Titel "aus Criminal-
acten" oder "aus eigenen praktischen Erfahrungen" den tollsten
und verlogensten Galimatias enthalten, über welchen das Gauner-
thum mit wiehernder Lust spottet, durch welchen es aber auch in
seiner Propaganda an Muth und Sicherheit und, dem Jnquiren-
ten gegenüber, an der bodenlosesten Frechheit so unsaglich gewon-
nen hat, daß die einschlagenden zahlreichen, ihres Gleichen nicht
findenden Mystificationen aus gewissen Rücksichten hier nicht einmal
in einem einzigen Beispiele enthüllt werden dürfen.



Einunddreißigstes Kapitel.
y) Das Wörterverzeichniß von C. D. Christensen.

Bald nach dem Erscheinen des Pfister'schen Wörterbuchs und
mitten in dem regen Eifer, mit welchem die noch immer im
Kampfe mit dem Gaunerthum liegenden Behörden nach diesem

1) Um nur ein Beispiel anzuführen, mit welcher bodenlosen Unwissenheit
und Keckheit diese Epigonen blindlings alles nachgeschrieben haben, was sie vor-
fanden, sei hier nur die schon von Falckenberg, II, 376, erwähnte Probe aus
dem "Wörterbuch der Gaunersprache, zum Gebrauche für Polizeibeamte und
Gensdarmen von F. W. Schulz, ehemaligem Westphälischen General-Polizei-
Commissär" (Magdeburg 1813) angeführt, daß nämlich Schulz das bei Pfister
für Viehmarkt mit Viehmast, als Uebersetzung von Behemes-Schock,
gegebene, offenbar nur verdruckte Wort wirklich als Viehmast nachgedruckt
und in dieser Bedeutung auch in das Französische, Holländische und Jtalienische
übersetzt hat.

nächſten Kapitel die Rede ſein wird. Hier iſt noch zu bemerken,
daß wie die Rotwelſche Grammatik ſo auch Pfiſter ſeine zahlreichen
Epigonen gehabt hat 1), welchen daran lag, in eine recht volle Wort-
maſſe zu greifen, ohne die von ihnen wiedergegebenen Einzelheiten
kritiſch ſichten und ſondern zu können. Weſentlich aus der blin-
den Ausbeutung der Rotwelſchen Grammatik und des Wörterbuchs
von Pfiſter iſt jene Flut der neuern Gaunerwörterbücher entſtan-
den, welche von verdruckten, misverſtandenen und erdichteten Vo-
cabeln wimmeln und trotz der prunkenden Titel „aus Criminal-
acten“ oder „aus eigenen praktiſchen Erfahrungen“ den tollſten
und verlogenſten Galimatias enthalten, über welchen das Gauner-
thum mit wiehernder Luſt ſpottet, durch welchen es aber auch in
ſeiner Propaganda an Muth und Sicherheit und, dem Jnquiren-
ten gegenüber, an der bodenloſeſten Frechheit ſo unſaglich gewon-
nen hat, daß die einſchlagenden zahlreichen, ihres Gleichen nicht
findenden Myſtificationen aus gewiſſen Rückſichten hier nicht einmal
in einem einzigen Beiſpiele enthüllt werden dürfen.



Einunddreißigſtes Kapitel.
y) Das Wörterverzeichniß von C. D. Chriſtenſen.

Bald nach dem Erſcheinen des Pfiſter’ſchen Wörterbuchs und
mitten in dem regen Eifer, mit welchem die noch immer im
Kampfe mit dem Gaunerthum liegenden Behörden nach dieſem

1) Um nur ein Beiſpiel anzuführen, mit welcher bodenloſen Unwiſſenheit
und Keckheit dieſe Epigonen blindlings alles nachgeſchrieben haben, was ſie vor-
fanden, ſei hier nur die ſchon von Falckenberg, II, 376, erwähnte Probe aus
dem „Wörterbuch der Gaunerſprache, zum Gebrauche für Polizeibeamte und
Gensdarmen von F. W. Schulz, ehemaligem Weſtphäliſchen General-Polizei-
Commiſſär“ (Magdeburg 1813) angeführt, daß nämlich Schulz das bei Pfiſter
für Viehmarkt mit Viehmaſt, als Ueberſetzung von Behemes-Schock,
gegebene, offenbar nur verdruckte Wort wirklich als Viehmaſt nachgedruckt
und in dieſer Bedeutung auch in das Franzöſiſche, Holländiſche und Jtalieniſche
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[194/0206] nächſten Kapitel die Rede ſein wird. Hier iſt noch zu bemerken, daß wie die Rotwelſche Grammatik ſo auch Pfiſter ſeine zahlreichen Epigonen gehabt hat 1), welchen daran lag, in eine recht volle Wort- maſſe zu greifen, ohne die von ihnen wiedergegebenen Einzelheiten kritiſch ſichten und ſondern zu können. Weſentlich aus der blin- den Ausbeutung der Rotwelſchen Grammatik und des Wörterbuchs von Pfiſter iſt jene Flut der neuern Gaunerwörterbücher entſtan- den, welche von verdruckten, misverſtandenen und erdichteten Vo- cabeln wimmeln und trotz der prunkenden Titel „aus Criminal- acten“ oder „aus eigenen praktiſchen Erfahrungen“ den tollſten und verlogenſten Galimatias enthalten, über welchen das Gauner- thum mit wiehernder Luſt ſpottet, durch welchen es aber auch in ſeiner Propaganda an Muth und Sicherheit und, dem Jnquiren- ten gegenüber, an der bodenloſeſten Frechheit ſo unſaglich gewon- nen hat, daß die einſchlagenden zahlreichen, ihres Gleichen nicht findenden Myſtificationen aus gewiſſen Rückſichten hier nicht einmal in einem einzigen Beiſpiele enthüllt werden dürfen. Einunddreißigſtes Kapitel. y) Das Wörterverzeichniß von C. D. Chriſtenſen. Bald nach dem Erſcheinen des Pfiſter’ſchen Wörterbuchs und mitten in dem regen Eifer, mit welchem die noch immer im Kampfe mit dem Gaunerthum liegenden Behörden nach dieſem 1) Um nur ein Beiſpiel anzuführen, mit welcher bodenloſen Unwiſſenheit und Keckheit dieſe Epigonen blindlings alles nachgeſchrieben haben, was ſie vor- fanden, ſei hier nur die ſchon von Falckenberg, II, 376, erwähnte Probe aus dem „Wörterbuch der Gaunerſprache, zum Gebrauche für Polizeibeamte und Gensdarmen von F. W. Schulz, ehemaligem Weſtphäliſchen General-Polizei- Commiſſär“ (Magdeburg 1813) angeführt, daß nämlich Schulz das bei Pfiſter für Viehmarkt mit Viehmaſt, als Ueberſetzung von Behemes-Schock, gegebene, offenbar nur verdruckte Wort wirklich als Viehmaſt nachgedruckt und in dieſer Bedeutung auch in das Franzöſiſche, Holländiſche und Jtalieniſche überſetzt hat.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/206>, abgerufen am 24.11.2024.