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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

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[fremdsprachliches Material] yu, Federn,
[fremdsprachliches Material] shi, Pfeil,

so gehen diese Charaktere in phonetischer Hinsicht ganz verloren,
geben aber dem gesammten Schriftcharakter die specielle logische
Bedeutung, während [fremdsprachliches Material] seine ursprüngliche logische Bedeutung
Schiff verliert und nur zur Bezeichnung des Lautes dient. Da-
nach werden die nachstehenden, obschon combinirten Charaktere als
tscheu ausgesprochen und erhalten dabei die nebenstehende Be-
deutung:
[fremdsprachliches Material] tscheu, Wasserbecken,
[fremdsprachliches Material] tscheu, Deichsel,
[fremdsprachliches Material] tscheu, Flaum,
[fremdsprachliches Material] tscheu, Jagdpfeil u. s. w.

Daß hier aber beim Sprechen durch phonetische Modulation
jedesmal eine ausreichend bestimmte Unterscheidung des logischen
Begriffs erreicht werden kann, ist trotz der behaupteten Möglichkeit
doch wol schwerlich anzunehmen. Aus diesen Defecten des einen
oder des andern Sprachelements erkennt man aber erst recht deut-
lich, wie innig und nothwendig die Beziehungen der verschiedenen
Sprachelemente zueinander sind und wie zerstörend jeder Versuch
einer Aenderung dieser gegenseitigen Beziehungen das organische
Leben der Sprache und ihre natürliche Beschaffenheit afficirt.

Doch mögen diese wenigen Beispiele und flüchtigen Erörte-
rungen genügen, um in Bezug auf Ursprung, Bedeutsamkeit und
Geltung der hebräischen Buchstaben und Abbreviaturen eine Grund-
lage anzudeuten, welche seit Jahrtausenden verschüttet worden und
deren Aufräumung vom dichtgelagerten Schutt und wilden Ge-
strüpp für den Sprachforscher wie für den Culturhistoriker von Jn-
teresse ist. Wie aber unter diesem Ruin und Schutt mit fast un-
heimlicher Verborgenheit dies Streben der Mittheilung durch Bild
und Zeichen sich erhalten hat, davon gibt die Zaubermystik und

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[fremdsprachliches Material] ýù, Federn,
[fremdsprachliches Material] shi, Pfeil,

ſo gehen dieſe Charaktere in phonetiſcher Hinſicht ganz verloren,
geben aber dem geſammten Schriftcharakter die ſpecielle logiſche
Bedeutung, während [fremdsprachliches Material] ſeine urſprüngliche logiſche Bedeutung
Schiff verliert und nur zur Bezeichnung des Lautes dient. Da-
nach werden die nachſtehenden, obſchon combinirten Charaktere als
tscheu ausgeſprochen und erhalten dabei die nebenſtehende Be-
deutung:
[fremdsprachliches Material] tscheu, Waſſerbecken,
[fremdsprachliches Material] tscheu, Deichſel,
[fremdsprachliches Material] tscheu, Flaum,
[fremdsprachliches Material] tscheu, Jagdpfeil u. ſ. w.

Daß hier aber beim Sprechen durch phonetiſche Modulation
jedesmal eine ausreichend beſtimmte Unterſcheidung des logiſchen
Begriffs erreicht werden kann, iſt trotz der behaupteten Möglichkeit
doch wol ſchwerlich anzunehmen. Aus dieſen Defecten des einen
oder des andern Sprachelements erkennt man aber erſt recht deut-
lich, wie innig und nothwendig die Beziehungen der verſchiedenen
Sprachelemente zueinander ſind und wie zerſtörend jeder Verſuch
einer Aenderung dieſer gegenſeitigen Beziehungen das organiſche
Leben der Sprache und ihre natürliche Beſchaffenheit afficirt.

Doch mögen dieſe wenigen Beiſpiele und flüchtigen Erörte-
rungen genügen, um in Bezug auf Urſprung, Bedeutſamkeit und
Geltung der hebräiſchen Buchſtaben und Abbreviaturen eine Grund-
lage anzudeuten, welche ſeit Jahrtauſenden verſchüttet worden und
deren Aufräumung vom dichtgelagerten Schutt und wilden Ge-
ſtrüpp für den Sprachforſcher wie für den Culturhiſtoriker von Jn-
tereſſe iſt. Wie aber unter dieſem Ruin und Schutt mit faſt un-
heimlicher Verborgenheit dies Streben der Mittheilung durch Bild
und Zeichen ſich erhalten hat, davon gibt die Zaubermyſtik und

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[339/0373] _ ýù, Federn, _ shi, Pfeil, ſo gehen dieſe Charaktere in phonetiſcher Hinſicht ganz verloren, geben aber dem geſammten Schriftcharakter die ſpecielle logiſche Bedeutung, während _ ſeine urſprüngliche logiſche Bedeutung Schiff verliert und nur zur Bezeichnung des Lautes dient. Da- nach werden die nachſtehenden, obſchon combinirten Charaktere als tscheu ausgeſprochen und erhalten dabei die nebenſtehende Be- deutung: _ tscheu, Waſſerbecken, _ tscheu, Deichſel, _ tscheu, Flaum, _ tscheu, Jagdpfeil u. ſ. w. Daß hier aber beim Sprechen durch phonetiſche Modulation jedesmal eine ausreichend beſtimmte Unterſcheidung des logiſchen Begriffs erreicht werden kann, iſt trotz der behaupteten Möglichkeit doch wol ſchwerlich anzunehmen. Aus dieſen Defecten des einen oder des andern Sprachelements erkennt man aber erſt recht deut- lich, wie innig und nothwendig die Beziehungen der verſchiedenen Sprachelemente zueinander ſind und wie zerſtörend jeder Verſuch einer Aenderung dieſer gegenſeitigen Beziehungen das organiſche Leben der Sprache und ihre natürliche Beſchaffenheit afficirt. Doch mögen dieſe wenigen Beiſpiele und flüchtigen Erörte- rungen genügen, um in Bezug auf Urſprung, Bedeutſamkeit und Geltung der hebräiſchen Buchſtaben und Abbreviaturen eine Grund- lage anzudeuten, welche ſeit Jahrtauſenden verſchüttet worden und deren Aufräumung vom dichtgelagerten Schutt und wilden Ge- ſtrüpp für den Sprachforſcher wie für den Culturhiſtoriker von Jn- tereſſe iſt. Wie aber unter dieſem Ruin und Schutt mit faſt un- heimlicher Verborgenheit dies Streben der Mittheilung durch Bild und Zeichen ſich erhalten hat, davon gibt die Zaubermyſtik und 22*

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/373>, abgerufen am 22.11.2024.