ö in dem [fremdsprachliches Material] und dem [fremdsprachliches Material] einen zwiefachen Ausdruck bekommen hatte, der aber für die feinere sprachliche Unterscheidung unbeachtet blieb oder rasch zu Grunde ging. Jm Niederdeutschen ist der Unter- schied gerade in den Wörtern recht deutlich, welche nach der ver- schiedenen Aussprache eine verschiedene Bedeutung haben. Zu sol- cher Verdeutlichung passen die von Richey, a. a. O., S. 387, aufgeführten Beispiele ganz besonders. Derselbe stellt auch hier durch griechische Buchstaben den Unterschied dar, nämlich oe mit vorherrschendem o, und oe mit vorherrschendem e im Umlaut. Dem oe möchte vielleicht das jüdischdeutsche [fremdsprachliches Material], dem oe das [fremdsprachliches Material] ent- sprochen haben. Die Beispiele bei Richey sind: per oe ([fremdsprachliches Material]) per oe ([fremdsprachliches Material])
[Spaltenumbruch]
böhren,
döhr,
dröven,
högen,
Köke,
möten,
Oever,
rögen,
Schörte,
sögen,
Stöver,
[Spaltenumbruch]
gebühren,
unklug,
trüben,
erhöhen,
Tasche,
im Laufe aufhalten,
Ufer,
bewegen, regen,
Schürze,
säugen,
Spürhund,
[Spaltenumbruch]
böhren,
Döhr,
dröven,
högen,
Köke,
möten,
över,
Rögen,
Schörte,
Sögen,
Stöver,
[Spaltenumbruch]
heben, tragen.
Thür.
dürfen.
ergetzen.
Küche.
müssen.
über.
Fischlaich.
Scharte.
Mutterschwein.
Bader.
Doch ist im Judendeutsch längst wild durcheinander geworfen, was im Niederdeutschen in ungetrübter Reinheit bis zur Stunde sich erhalten hat.
Obschon Chrysander in seiner "Jüdisch-Teutschen Grammatik", S. 3, Col. 1, §. III, den Triphthong [fremdsprachliches Material] unter den Diphthongen zuerst einzeln als aü und dann nochmals zusammen mit dem [fremdsprachliches Material] gleichbedeutend als aü aufführt, so ist das [fremdsprachliches Material] doch nur als Spiel- art des [fremdsprachliches Material] und nicht des [fremdsprachliches Material] anzusehen. Man findet das [fremdsprachliches Material] für den deutschen Diphthong eu (äu) schon in den ältesten Schriften neben dem [fremdsprachliches Material] als eu aufgeführt, z. B.: [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material], Häuser; [fremdsprachliches Material]
ö in dem [fremdsprachliches Material] und dem [fremdsprachliches Material] einen zwiefachen Ausdruck bekommen hatte, der aber für die feinere ſprachliche Unterſcheidung unbeachtet blieb oder raſch zu Grunde ging. Jm Niederdeutſchen iſt der Unter- ſchied gerade in den Wörtern recht deutlich, welche nach der ver- ſchiedenen Ausſprache eine verſchiedene Bedeutung haben. Zu ſol- cher Verdeutlichung paſſen die von Richey, a. a. O., S. 387, aufgeführten Beiſpiele ganz beſonders. Derſelbe ſtellt auch hier durch griechiſche Buchſtaben den Unterſchied dar, nämlich ὀε mit vorherrſchendem o, und ὀη mit vorherrſchendem e im Umlaut. Dem ὀε möchte vielleicht das jüdiſchdeutſche [fremdsprachliches Material], dem ὀη das [fremdsprachliches Material] ent- ſprochen haben. Die Beiſpiele bei Richey ſind: per ὀε ([fremdsprachliches Material]) per ὀη ([fremdsprachliches Material])
[Spaltenumbruch]
böhren,
döhr,
dröven,
högen,
Köke,
möten,
Oever,
rögen,
Schörte,
ſögen,
Stöver,
[Spaltenumbruch]
gebühren,
unklug,
trüben,
erhöhen,
Taſche,
im Laufe aufhalten,
Ufer,
bewegen, regen,
Schürze,
ſäugen,
Spürhund,
[Spaltenumbruch]
böhren,
Döhr,
dröven,
högen,
Köke,
möten,
över,
Rögen,
Schörte,
Sögen,
Stöver,
[Spaltenumbruch]
heben, tragen.
Thür.
dürfen.
ergetzen.
Küche.
müſſen.
über.
Fiſchlaich.
Scharte.
Mutterſchwein.
Bader.
Doch iſt im Judendeutſch längſt wild durcheinander geworfen, was im Niederdeutſchen in ungetrübter Reinheit bis zur Stunde ſich erhalten hat.
Obſchon Chryſander in ſeiner „Jüdiſch-Teutſchen Grammatik“, S. 3, Col. 1, §. III, den Triphthong [fremdsprachliches Material] unter den Diphthongen zuerſt einzeln als aü und dann nochmals zuſammen mit dem [fremdsprachliches Material] gleichbedeutend als aü aufführt, ſo iſt das [fremdsprachliches Material] doch nur als Spiel- art des [fremdsprachliches Material] und nicht des [fremdsprachliches Material] anzuſehen. Man findet das [fremdsprachliches Material] für den deutſchen Diphthong eu (äu) ſchon in den älteſten Schriften neben dem [fremdsprachliches Material] als eu aufgeführt, z. B.: [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material], Häuſer; [fremdsprachliches Material]
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[306/0340]
ö in dem _ und dem _ einen zwiefachen Ausdruck bekommen hatte,
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ſchied gerade in den Wörtern recht deutlich, welche nach der ver-
ſchiedenen Ausſprache eine verſchiedene Bedeutung haben. Zu ſol-
cher Verdeutlichung paſſen die von Richey, a. a. O., S. 387,
aufgeführten Beiſpiele ganz beſonders. Derſelbe ſtellt auch hier
durch griechiſche Buchſtaben den Unterſchied dar, nämlich ὀε mit
vorherrſchendem o, und ὀη mit vorherrſchendem e im Umlaut.
Dem ὀε möchte vielleicht das jüdiſchdeutſche _ , dem ὀη das _ ent-
ſprochen haben. Die Beiſpiele bei Richey ſind:
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böhren,
döhr,
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Köke,
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Oever,
rögen,
Schörte,
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Stöver,
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unklug,
trüben,
erhöhen,
Taſche,
im Laufe aufhalten,
Ufer,
bewegen, regen,
Schürze,
ſäugen,
Spürhund,
böhren,
Döhr,
dröven,
högen,
Köke,
möten,
över,
Rögen,
Schörte,
Sögen,
Stöver,
heben, tragen.
Thür.
dürfen.
ergetzen.
Küche.
müſſen.
über.
Fiſchlaich.
Scharte.
Mutterſchwein.
Bader.
Doch iſt im Judendeutſch längſt wild durcheinander geworfen,
was im Niederdeutſchen in ungetrübter Reinheit bis zur Stunde
ſich erhalten hat.
_ — _ — _
Obſchon Chryſander in ſeiner „Jüdiſch-Teutſchen Grammatik“,
S. 3, Col. 1, §. III, den Triphthong _ unter den Diphthongen
zuerſt einzeln als aü und dann nochmals zuſammen mit dem _
gleichbedeutend als aü aufführt, ſo iſt das _ doch nur als Spiel-
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deutſchen Diphthong eu (äu) ſchon in den älteſten Schriften neben
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/340>, abgerufen am 24.11.2024.
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