Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862.

Bild:
<< vorherige Seite

chem Ragozy als Erzvater des Currentschriftdruckes die Lettern sei-
nes typographisch merkwürdigen Druckbogens hervorzubringen ver-
stand. Jn ihrer Zusammensetzung zu Wörtern, Redensarten,
Sätzen, Briefen, Wechseln, Rechnungen u. s. w. machen sich diese
Lettern höchst sonderbar. Sie stehen bald hoch, bald niedrig, bald
dick, bald mager, bald mächtig, bald mikroskopisch klein neben- und
durcheinander. Dazu kommt die sehr incorrecte Schreibart, ganz
falsches Verständniß einzelner Wörter und Abbreviaturen, Zerreißung
einzelner Silben und Wörter u. s. w., sodaß man zu dieser Jn-
cunabel der Currentschriftdruckerei nach Bereschit, Kap. 1, V. 2,
sagen kann:

[fremdsprachliches Material]
und den merkwürdigen Versuch, wenn auch keineswegs für den
Anfang zum Studium der Currentschrift, so doch bereits geübten
Kennern zum Studium undeutlicher und schwieriger Handschriften
mit gutem Gewissen empfehlen kann.



Funßigstes Kapitel.
b. Manuscripte.
[fremdsprachliches Material]) Die wolfenbütteler Anleitung.

Glücklicher ist man in seinen Nachforschungen nach Current-
schrift bei Manuscripten, selbst dann, wenn man grammatische An-
weisungen oder Anleitungen zum Lesen, nicht blos wirkliche Cor-
respondenzen, Geschäftsbücher und sonstige geschäftliche Schreibereien
sucht. Es scheint wirklich nur der erst durch die neueste typogra-
phische Jndustrie beseitigte Mangel an Currentdrucklettern gewesen
zu sein, welcher die Herausgabe solcher Unterweisungen verhindert
und die Currentschrift, welche unter den Juden ebenso bekannt,
geläufig und darum auch ein ebenso sorgfältig gepflegter Gegen-
stand des Jugendunterrichts in jüdischen Schulen ist, wie unsere
deutsche Currentschrift in christlichen Schulen, bisher als ausschließ-
liches Eigenthum der Juden hat bestehen lassen. Viele Manuscripte

chem Ragozy als Erzvater des Currentſchriftdruckes die Lettern ſei-
nes typographiſch merkwürdigen Druckbogens hervorzubringen ver-
ſtand. Jn ihrer Zuſammenſetzung zu Wörtern, Redensarten,
Sätzen, Briefen, Wechſeln, Rechnungen u. ſ. w. machen ſich dieſe
Lettern höchſt ſonderbar. Sie ſtehen bald hoch, bald niedrig, bald
dick, bald mager, bald mächtig, bald mikroſkopiſch klein neben- und
durcheinander. Dazu kommt die ſehr incorrecte Schreibart, ganz
falſches Verſtändniß einzelner Wörter und Abbreviaturen, Zerreißung
einzelner Silben und Wörter u. ſ. w., ſodaß man zu dieſer Jn-
cunabel der Currentſchriftdruckerei nach Bereschit, Kap. 1, V. 2,
ſagen kann:

[fremdsprachliches Material]
und den merkwürdigen Verſuch, wenn auch keineswegs für den
Anfang zum Studium der Currentſchrift, ſo doch bereits geübten
Kennern zum Studium undeutlicher und ſchwieriger Handſchriften
mit gutem Gewiſſen empfehlen kann.



Funſzigſtes Kapitel.
β. Manuſcripte.
[fremdsprachliches Material]) Die wolfenbütteler Anleitung.

Glücklicher iſt man in ſeinen Nachforſchungen nach Current-
ſchrift bei Manuſcripten, ſelbſt dann, wenn man grammatiſche An-
weiſungen oder Anleitungen zum Leſen, nicht blos wirkliche Cor-
reſpondenzen, Geſchäftsbücher und ſonſtige geſchäftliche Schreibereien
ſucht. Es ſcheint wirklich nur der erſt durch die neueſte typogra-
phiſche Jnduſtrie beſeitigte Mangel an Currentdrucklettern geweſen
zu ſein, welcher die Herausgabe ſolcher Unterweiſungen verhindert
und die Currentſchrift, welche unter den Juden ebenſo bekannt,
geläufig und darum auch ein ebenſo ſorgfältig gepflegter Gegen-
ſtand des Jugendunterrichts in jüdiſchen Schulen iſt, wie unſere
deutſche Currentſchrift in chriſtlichen Schulen, bisher als ausſchließ-
liches Eigenthum der Juden hat beſtehen laſſen. Viele Manuſcripte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0278" n="244"/>
chem Ragozy als Erzvater des Current&#x017F;chriftdruckes die Lettern &#x017F;ei-<lb/>
nes typographi&#x017F;ch merkwürdigen Druckbogens hervorzubringen ver-<lb/>
&#x017F;tand. Jn ihrer Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung zu Wörtern, Redensarten,<lb/>
Sätzen, Briefen, Wech&#x017F;eln, Rechnungen u. &#x017F;. w. machen &#x017F;ich die&#x017F;e<lb/>
Lettern höch&#x017F;t &#x017F;onderbar. Sie &#x017F;tehen bald hoch, bald niedrig, bald<lb/>
dick, bald mager, bald mächtig, bald mikro&#x017F;kopi&#x017F;ch klein neben- und<lb/>
durcheinander. Dazu kommt die &#x017F;ehr incorrecte Schreibart, ganz<lb/>
fal&#x017F;ches Ver&#x017F;tändniß einzelner Wörter und Abbreviaturen, Zerreißung<lb/>
einzelner Silben und Wörter u. &#x017F;. w., &#x017F;odaß man zu die&#x017F;er Jn-<lb/>
cunabel der Current&#x017F;chriftdruckerei nach <hi rendition="#aq">Bereschit,</hi> Kap. 1, V. 2,<lb/>
&#x017F;agen kann:</p><lb/>
              <p><gap reason="fm"/><lb/>
und den merkwürdigen Ver&#x017F;uch, wenn auch keineswegs für den<lb/>
Anfang zum Studium der Current&#x017F;chrift, &#x017F;o doch bereits geübten<lb/>
Kennern zum Studium undeutlicher und &#x017F;chwieriger Hand&#x017F;chriften<lb/>
mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en empfehlen kann.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#fr">Fun&#x017F;zig&#x017F;tes Kapitel.</hi><lb/>
&#x03B2;. <hi rendition="#fr">Manu&#x017F;cripte.</hi></head><lb/>
            <div n="4">
              <head><gap reason="fm"/>) <hi rendition="#g">Die wolfenbütteler Anleitung</hi>.</head><lb/>
              <p>Glücklicher i&#x017F;t man in &#x017F;einen Nachfor&#x017F;chungen nach Current-<lb/>
&#x017F;chrift bei Manu&#x017F;cripten, &#x017F;elb&#x017F;t dann, wenn man grammati&#x017F;che An-<lb/>
wei&#x017F;ungen oder Anleitungen zum Le&#x017F;en, nicht blos wirkliche Cor-<lb/>
re&#x017F;pondenzen, Ge&#x017F;chäftsbücher und &#x017F;on&#x017F;tige ge&#x017F;chäftliche Schreibereien<lb/>
&#x017F;ucht. Es &#x017F;cheint wirklich nur der er&#x017F;t durch die neue&#x017F;te typogra-<lb/>
phi&#x017F;che Jndu&#x017F;trie be&#x017F;eitigte Mangel an Currentdrucklettern gewe&#x017F;en<lb/>
zu &#x017F;ein, welcher die Herausgabe &#x017F;olcher Unterwei&#x017F;ungen verhindert<lb/>
und die Current&#x017F;chrift, welche unter den Juden eben&#x017F;o bekannt,<lb/>
geläufig und darum auch ein eben&#x017F;o &#x017F;orgfältig gepflegter Gegen-<lb/>
&#x017F;tand des Jugendunterrichts in jüdi&#x017F;chen Schulen i&#x017F;t, wie un&#x017F;ere<lb/>
deut&#x017F;che Current&#x017F;chrift in chri&#x017F;tlichen Schulen, bisher als aus&#x017F;chließ-<lb/>
liches Eigenthum der Juden hat be&#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en. Viele Manu&#x017F;cripte<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0278] chem Ragozy als Erzvater des Currentſchriftdruckes die Lettern ſei- nes typographiſch merkwürdigen Druckbogens hervorzubringen ver- ſtand. Jn ihrer Zuſammenſetzung zu Wörtern, Redensarten, Sätzen, Briefen, Wechſeln, Rechnungen u. ſ. w. machen ſich dieſe Lettern höchſt ſonderbar. Sie ſtehen bald hoch, bald niedrig, bald dick, bald mager, bald mächtig, bald mikroſkopiſch klein neben- und durcheinander. Dazu kommt die ſehr incorrecte Schreibart, ganz falſches Verſtändniß einzelner Wörter und Abbreviaturen, Zerreißung einzelner Silben und Wörter u. ſ. w., ſodaß man zu dieſer Jn- cunabel der Currentſchriftdruckerei nach Bereschit, Kap. 1, V. 2, ſagen kann: _ und den merkwürdigen Verſuch, wenn auch keineswegs für den Anfang zum Studium der Currentſchrift, ſo doch bereits geübten Kennern zum Studium undeutlicher und ſchwieriger Handſchriften mit gutem Gewiſſen empfehlen kann. Funſzigſtes Kapitel. β. Manuſcripte. _ ) Die wolfenbütteler Anleitung. Glücklicher iſt man in ſeinen Nachforſchungen nach Current- ſchrift bei Manuſcripten, ſelbſt dann, wenn man grammatiſche An- weiſungen oder Anleitungen zum Leſen, nicht blos wirkliche Cor- reſpondenzen, Geſchäftsbücher und ſonſtige geſchäftliche Schreibereien ſucht. Es ſcheint wirklich nur der erſt durch die neueſte typogra- phiſche Jnduſtrie beſeitigte Mangel an Currentdrucklettern geweſen zu ſein, welcher die Herausgabe ſolcher Unterweiſungen verhindert und die Currentſchrift, welche unter den Juden ebenſo bekannt, geläufig und darum auch ein ebenſo ſorgfältig gepflegter Gegen- ſtand des Jugendunterrichts in jüdiſchen Schulen iſt, wie unſere deutſche Currentſchrift in chriſtlichen Schulen, bisher als ausſchließ- liches Eigenthum der Juden hat beſtehen laſſen. Viele Manuſcripte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/278
Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/278>, abgerufen am 18.05.2024.