correct. Ebenso mager sind die sachlichen Erläuterungen. Ein An- hang unordentlich durcheinander geworfener, im Wörterbuch selbst vergessener Wörter macht das Ganze noch wüster und unhand- licher. Das deutsche alphabetisch geordnete Register am Schluß ist sehr flüchtig, ärmlich, unordentlich und unzuverlässig. Eine Menge theils im angehängten Verzeichniß verbesserter, meistens aber auch da noch übersehener schlimmer Druckfehler verkümmern den Ge- brauch des Buches sehr. Doch bleibt dasselbe noch immer das umfangreichste und ist bei vorsichtigem Gebrauche von wesentlichem Nutzen.
Das "Lehrbuch" war von Selig bereits 1767 unter dem Titel herausgegeben worden: "Kurze und gründliche Anleitung zu einer leichten Erlernung der Jüdischdeutschen Sprache, wobey zugleich eine Nachricht von der Abtheilung der Jüdischen Jahre und Mo- nate, wie auch von ihren Festen und Fasttagen gegeben wird. Nebst einer Kupfer- und andern gedruckten Tabellen" u. s. w. (Leipzig). Diese alte, fast verschollene Ausgabe ist durchgängig sehr mager und hat schon dieselbe kümmerliche und dürftige Ein- theilung und Behandlung, welche man im spätern "Lehrbuch" fin- det. Sie hat aber den einen wesentlichen Vorzug, daß sie auf einer eigenen gedruckten Tabelle das deutschrabbinische Alphabet recht klar und verständlich erläutert, während im "Lehrbuch" un- begreiflicherweise das deutschrabbinische Alphabet gänzlich fehlt und daher die Hauptaufgabe des ganzen Buches unerörtert bleibt. Jn der ältern Ausgabe findet man schon dasselbe Currentalphabet, den leipziger Wechsel und berliner Brief auf eine einzige Kupfer- tafel zusammengedrängt, aus welcher im "Lehrbuch" zwei Tafeln gemacht sind. Aber auch schon hier hat der Kupferstecher die be- reits gerügten und noch weiter zu erwähnenden schlimmen Fehler gemacht, wodurch die ganze Erläuterung der Currentschrift sehr ungenießbar wird. Auf S. 43 findet sich als Leseübung die hübsche Parabel des Rabbi Elieser über die Teschuwa, welche S. 47 des "Lehrbuchs" wieder abgedruckt und unter Nr. 17 der unten fol- genden "Proben aus der jüdischdeutschen Literatur" in Current- schrift (nach Buxtorf) übersetzt ist. Jn Abschn. 2, S. 21--31,
correct. Ebenſo mager ſind die ſachlichen Erläuterungen. Ein An- hang unordentlich durcheinander geworfener, im Wörterbuch ſelbſt vergeſſener Wörter macht das Ganze noch wüſter und unhand- licher. Das deutſche alphabetiſch geordnete Regiſter am Schluß iſt ſehr flüchtig, ärmlich, unordentlich und unzuverläſſig. Eine Menge theils im angehängten Verzeichniß verbeſſerter, meiſtens aber auch da noch überſehener ſchlimmer Druckfehler verkümmern den Ge- brauch des Buches ſehr. Doch bleibt daſſelbe noch immer das umfangreichſte und iſt bei vorſichtigem Gebrauche von weſentlichem Nutzen.
Das „Lehrbuch“ war von Selig bereits 1767 unter dem Titel herausgegeben worden: „Kurze und gründliche Anleitung zu einer leichten Erlernung der Jüdiſchdeutſchen Sprache, wobey zugleich eine Nachricht von der Abtheilung der Jüdiſchen Jahre und Mo- nate, wie auch von ihren Feſten und Faſttagen gegeben wird. Nebſt einer Kupfer- und andern gedruckten Tabellen“ u. ſ. w. (Leipzig). Dieſe alte, faſt verſchollene Ausgabe iſt durchgängig ſehr mager und hat ſchon dieſelbe kümmerliche und dürftige Ein- theilung und Behandlung, welche man im ſpätern „Lehrbuch“ fin- det. Sie hat aber den einen weſentlichen Vorzug, daß ſie auf einer eigenen gedruckten Tabelle das deutſchrabbiniſche Alphabet recht klar und verſtändlich erläutert, während im „Lehrbuch“ un- begreiflicherweiſe das deutſchrabbiniſche Alphabet gänzlich fehlt und daher die Hauptaufgabe des ganzen Buches unerörtert bleibt. Jn der ältern Ausgabe findet man ſchon daſſelbe Currentalphabet, den leipziger Wechſel und berliner Brief auf eine einzige Kupfer- tafel zuſammengedrängt, aus welcher im „Lehrbuch“ zwei Tafeln gemacht ſind. Aber auch ſchon hier hat der Kupferſtecher die be- reits gerügten und noch weiter zu erwähnenden ſchlimmen Fehler gemacht, wodurch die ganze Erläuterung der Currentſchrift ſehr ungenießbar wird. Auf S. 43 findet ſich als Leſeübung die hübſche Parabel des Rabbi Elieſer über die Teſchuwa, welche S. 47 des „Lehrbuchs“ wieder abgedruckt und unter Nr. 17 der unten fol- genden „Proben aus der jüdiſchdeutſchen Literatur“ in Current- ſchrift (nach Buxtorf) überſetzt iſt. Jn Abſchn. 2, S. 21—31,
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correct. Ebenſo mager ſind die ſachlichen Erläuterungen. Ein An-
hang unordentlich durcheinander geworfener, im Wörterbuch ſelbſt
vergeſſener Wörter macht das Ganze noch wüſter und unhand-
licher. Das deutſche alphabetiſch geordnete Regiſter am Schluß iſt
ſehr flüchtig, ärmlich, unordentlich und unzuverläſſig. Eine Menge
theils im angehängten Verzeichniß verbeſſerter, meiſtens aber auch
da noch überſehener ſchlimmer Druckfehler verkümmern den Ge-
brauch des Buches ſehr. Doch bleibt daſſelbe noch immer das
umfangreichſte und iſt bei vorſichtigem Gebrauche von weſentlichem
Nutzen.
Das „Lehrbuch“ war von Selig bereits 1767 unter dem Titel
herausgegeben worden: „Kurze und gründliche Anleitung zu einer
leichten Erlernung der Jüdiſchdeutſchen Sprache, wobey zugleich
eine Nachricht von der Abtheilung der Jüdiſchen Jahre und Mo-
nate, wie auch von ihren Feſten und Faſttagen gegeben wird.
Nebſt einer Kupfer- und andern gedruckten Tabellen“ u. ſ. w.
(Leipzig). Dieſe alte, faſt verſchollene Ausgabe iſt durchgängig
ſehr mager und hat ſchon dieſelbe kümmerliche und dürftige Ein-
theilung und Behandlung, welche man im ſpätern „Lehrbuch“ fin-
det. Sie hat aber den einen weſentlichen Vorzug, daß ſie auf
einer eigenen gedruckten Tabelle das deutſchrabbiniſche Alphabet
recht klar und verſtändlich erläutert, während im „Lehrbuch“ un-
begreiflicherweiſe das deutſchrabbiniſche Alphabet gänzlich fehlt und
daher die Hauptaufgabe des ganzen Buches unerörtert bleibt. Jn
der ältern Ausgabe findet man ſchon daſſelbe Currentalphabet,
den leipziger Wechſel und berliner Brief auf eine einzige Kupfer-
tafel zuſammengedrängt, aus welcher im „Lehrbuch“ zwei Tafeln
gemacht ſind. Aber auch ſchon hier hat der Kupferſtecher die be-
reits gerügten und noch weiter zu erwähnenden ſchlimmen Fehler
gemacht, wodurch die ganze Erläuterung der Currentſchrift ſehr
ungenießbar wird. Auf S. 43 findet ſich als Leſeübung die hübſche
Parabel des Rabbi Elieſer über die Teſchuwa, welche S. 47 des
„Lehrbuchs“ wieder abgedruckt und unter Nr. 17 der unten fol-
genden „Proben aus der jüdiſchdeutſchen Literatur“ in Current-
ſchrift (nach Buxtorf) überſetzt iſt. Jn Abſchn. 2, S. 21—31,
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/262>, abgerufen am 23.11.2024.
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