hung als eine flache und abgeschmackte Spielerei von der ernstern Betrachtung abweisen, weil ihr Grund tiefer liegt und (zum Be- weise des Strebens nach harmonischem Wohlklang, welches in der Sprache jedes gebildeten Volkes sichtbar hervortritt) in der sich fast natürlich geltend machenden Gewalt des phonetischen Elements jeder, auch der ältesten und namentlich aller orientalischen Spra- chen und innerhalb der Grenzen jeder einzelnen Sprache an und für sich zu suchen ist und in dieser Hinsicht um so offener daliegt, als sogar die Prosa der Volkssprache solche Beziehungen gesucht 1) hat und diese somit nicht etwa als bloße dichterische Freiheit und Spielerei mit rhythmischen Formen erscheinen. Die Paronomasie oder Assonanz bildet z. B. im Hebräischen einen beliebten Schmuck der prosaischen Rede und ist, wenn die ähnlich klingenden Wörter auch nicht am Ende eines Verses oder Satzes stehen, doch auch als Anfang des in spätern Sprachen mit künstlichem Streben aus- gebildeten Endreims zu betrachten. Ja einzelne solcher hebräischer paronomatischer Ausdrücke sind sogar deutschvolksthümlich gewor- den, wie z. B. 2. Samuel. 8, 18: [fremdsprachliches Material], Crethi und Plethi, Scharfrichter und Läufer, zur Bezeichnung der gemischten niedern Menge; ferner Genesis 1, 2: [fremdsprachliches Material], Tohu wabohu, wüste und leer. Andere zahlreiche Stellen sind bei Gesenius, "Lehrgebäude", S. 857, angeführt, wo überhaupt das Weitere über die hebräische Paronomasie zu finden ist. Aehnliche Paronomasien finden sich viel im deutschen Volksmunde, z. B.: auf Wegen und Stegen, mit Lug und Trug, schlecht und recht, leben und weben u. s. w., sowie solche auch in allen neuern Sprachen vielfach theils unabsichtlich im Volke sich gebildet haben, theils aber auch nicht selten in gesuchter und gezwungener Form zum Vorschein gebracht wer- den. Besonders hat auch hier die französische Sprache sehr starken Wucher getrieben, und Tabourot gibt im ersten Theil seiner "Bi-
1) Gesenius ("Lehrgebäude", S. 856) will die Paronomasie als ein Spiel volksthümlichen Witzes, aus der Sprache des gemeinen Lebens hergenommen, be- trachtet wissen. Doch ist dies wol nur in höherer Beziehung auf den vom Volke empfundenen Sprachgeist zu verstehen, welcher sich im phonetischen Sprach- element am nächsten und deutlichsten dem Volke offenbart.
hung als eine flache und abgeſchmackte Spielerei von der ernſtern Betrachtung abweiſen, weil ihr Grund tiefer liegt und (zum Be- weiſe des Strebens nach harmoniſchem Wohlklang, welches in der Sprache jedes gebildeten Volkes ſichtbar hervortritt) in der ſich faſt natürlich geltend machenden Gewalt des phonetiſchen Elements jeder, auch der älteſten und namentlich aller orientaliſchen Spra- chen und innerhalb der Grenzen jeder einzelnen Sprache an und für ſich zu ſuchen iſt und in dieſer Hinſicht um ſo offener daliegt, als ſogar die Proſa der Volksſprache ſolche Beziehungen geſucht 1) hat und dieſe ſomit nicht etwa als bloße dichteriſche Freiheit und Spielerei mit rhythmiſchen Formen erſcheinen. Die Paronomaſie oder Aſſonanz bildet z. B. im Hebräiſchen einen beliebten Schmuck der proſaiſchen Rede und iſt, wenn die ähnlich klingenden Wörter auch nicht am Ende eines Verſes oder Satzes ſtehen, doch auch als Anfang des in ſpätern Sprachen mit künſtlichem Streben aus- gebildeten Endreims zu betrachten. Ja einzelne ſolcher hebräiſcher paronomatiſcher Ausdrücke ſind ſogar deutſchvolksthümlich gewor- den, wie z. B. 2. Samuel. 8, 18: [fremdsprachliches Material], Crethi und Plethi, Scharfrichter und Läufer, zur Bezeichnung der gemiſchten niedern Menge; ferner Geneſis 1, 2: [fremdsprachliches Material], Tohu wabohu, wüſte und leer. Andere zahlreiche Stellen ſind bei Geſenius, „Lehrgebäude“, S. 857, angeführt, wo überhaupt das Weitere über die hebräiſche Paronomaſie zu finden iſt. Aehnliche Paronomaſien finden ſich viel im deutſchen Volksmunde, z. B.: auf Wegen und Stegen, mit Lug und Trug, ſchlecht und recht, leben und weben u. ſ. w., ſowie ſolche auch in allen neuern Sprachen vielfach theils unabſichtlich im Volke ſich gebildet haben, theils aber auch nicht ſelten in geſuchter und gezwungener Form zum Vorſchein gebracht wer- den. Beſonders hat auch hier die franzöſiſche Sprache ſehr ſtarken Wucher getrieben, und Tabourot gibt im erſten Theil ſeiner „Bi-
1) Geſenius („Lehrgebäude“, S. 856) will die Paronomaſie als ein Spiel volksthümlichen Witzes, aus der Sprache des gemeinen Lebens hergenommen, be- trachtet wiſſen. Doch iſt dies wol nur in höherer Beziehung auf den vom Volke empfundenen Sprachgeiſt zu verſtehen, welcher ſich im phonetiſchen Sprach- element am nächſten und deutlichſten dem Volke offenbart.
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hung als eine flache und abgeſchmackte Spielerei von der ernſtern
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Sprache jedes gebildeten Volkes ſichtbar hervortritt) in der ſich
faſt natürlich geltend machenden Gewalt des phonetiſchen Elements
jeder, auch der älteſten und namentlich aller orientaliſchen Spra-
chen und innerhalb der Grenzen jeder einzelnen Sprache an und
für ſich zu ſuchen iſt und in dieſer Hinſicht um ſo offener daliegt,
als ſogar die Proſa der Volksſprache ſolche Beziehungen geſucht 1)
hat und dieſe ſomit nicht etwa als bloße dichteriſche Freiheit und
Spielerei mit rhythmiſchen Formen erſcheinen. Die Paronomaſie
oder Aſſonanz bildet z. B. im Hebräiſchen einen beliebten Schmuck
der proſaiſchen Rede und iſt, wenn die ähnlich klingenden Wörter
auch nicht am Ende eines Verſes oder Satzes ſtehen, doch auch
als Anfang des in ſpätern Sprachen mit künſtlichem Streben aus-
gebildeten Endreims zu betrachten. Ja einzelne ſolcher hebräiſcher
paronomatiſcher Ausdrücke ſind ſogar deutſchvolksthümlich gewor-
den, wie z. B. 2. Samuel. 8, 18: _ , Crethi und
Plethi, Scharfrichter und Läufer, zur Bezeichnung der gemiſchten
niedern Menge; ferner Geneſis 1, 2: _ , Tohu wabohu,
wüſte und leer. Andere zahlreiche Stellen ſind bei Geſenius,
„Lehrgebäude“, S. 857, angeführt, wo überhaupt das Weitere über
die hebräiſche Paronomaſie zu finden iſt. Aehnliche Paronomaſien
finden ſich viel im deutſchen Volksmunde, z. B.: auf Wegen und
Stegen, mit Lug und Trug, ſchlecht und recht, leben und weben
u. ſ. w., ſowie ſolche auch in allen neuern Sprachen vielfach theils
unabſichtlich im Volke ſich gebildet haben, theils aber auch nicht ſelten
in geſuchter und gezwungener Form zum Vorſchein gebracht wer-
den. Beſonders hat auch hier die franzöſiſche Sprache ſehr ſtarken
Wucher getrieben, und Tabourot gibt im erſten Theil ſeiner „Bi-
1) Geſenius („Lehrgebäude“, S. 856) will die Paronomaſie als ein Spiel
volksthümlichen Witzes, aus der Sprache des gemeinen Lebens hergenommen, be-
trachtet wiſſen. Doch iſt dies wol nur in höherer Beziehung auf den vom Volke
empfundenen Sprachgeiſt zu verſtehen, welcher ſich im phonetiſchen Sprach-
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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 3. Leipzig, 1862, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum03_1862/123>, abgerufen am 24.11.2024.
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