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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.

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in der Herstellung von Sicherheitspapieren gewesen, bei deren
Bereitung es wesentlich darauf ankommt, daß bei jedem Versuche,
die Schrift auszulöschen, zugleich auch die Farbe des Papiers
verändert wird. Eine tüchtige Darstellung der vielen verschiedenen
Versuche findet man bei Westrumb, a. a. O., I, 329 fg. Unter
letztern bewährt sich wol das von Grimpe erfundene, von Seguier
1848 empfohlene Sicherheitspapier als das beste. Beide Seiten
des Papierbogens werden mittels eines Cylinders, auf welchem
eine Zeichnung gravirt ist, mit gewöhnlicher und zugleich gegen
die Wirkung aller zur Löschung der Handschriften benutzter chemi-
scher Stoffe sehr empfindlicher Tinte bedruckt. Die Feinheit der
die Zeichnung bildenden Linien und die Beschaffenheit der ange-
wandten Tinte macht nicht nur die Nachahmung mit der Hand,
sondern auch jede Herstellung durch Nachdruck oder durch irgend-
eine andere Weise unmöglich. Dieses Verfahren hat überdies den
Vortheil, daß es sich ebenso gut bei Handpapier als auch bei
Maschinenpapier anwenden läßt. 1)

Die Verlässigkeit der Sicherheitspapiere hat ihrer Verwen-
dung, namentlich zu Reisepässen, in neuester Zeit immer mehr die
Bahn gebrochen. An Stelle der frühern kümmerlich gedruckten
Paßblankets geben die neuesten preußischen, bairischen und badischen
Pässe insoweit eine vollständige Sicherheit, indem zu ihnen ein
treffliches Sicherheitspapier verwandt wird, welches seiner ganzen
Beschaffenheit nach eine Fälschung äußerst schwierig, ja wol kaum
noch möglich macht. 2) Doch scheint es wünschenswerth, daß

1) Auch das Sicherheitspapier von Lemercier empfiehlt sich, da es billig
herzustellen und der Nachdruck schwierig ist. Auch lassen sich auf diesem Papier
kaum Fälschungen der Handschrift vornehmen, da das Papier mit einer auf
lithographischen Steinen en relief gravirten Zeichnung und mit gewöhnlicher
Schreibtinte bedruckt wird. Westrumb, a. a. O., S. 334. O.
2) Auf der ersten Seite eines solchen preußischen Reisepasses habe ich in
feinen lateinischen Lapidarbuchstaben die Wörter "Königlich Preußischer Reise-
paß" 1068 mal gefunden; auf den kleinern bairischen die entsprechenden
Wörter 835 mal. Beide Drucke sind mit feiner empfindlicher röthlicher Farbe
ausgeführt.

in der Herſtellung von Sicherheitspapieren geweſen, bei deren
Bereitung es weſentlich darauf ankommt, daß bei jedem Verſuche,
die Schrift auszulöſchen, zugleich auch die Farbe des Papiers
verändert wird. Eine tüchtige Darſtellung der vielen verſchiedenen
Verſuche findet man bei Weſtrumb, a. a. O., I, 329 fg. Unter
letztern bewährt ſich wol das von Grimpe erfundene, von Seguier
1848 empfohlene Sicherheitspapier als das beſte. Beide Seiten
des Papierbogens werden mittels eines Cylinders, auf welchem
eine Zeichnung gravirt iſt, mit gewöhnlicher und zugleich gegen
die Wirkung aller zur Löſchung der Handſchriften benutzter chemi-
ſcher Stoffe ſehr empfindlicher Tinte bedruckt. Die Feinheit der
die Zeichnung bildenden Linien und die Beſchaffenheit der ange-
wandten Tinte macht nicht nur die Nachahmung mit der Hand,
ſondern auch jede Herſtellung durch Nachdruck oder durch irgend-
eine andere Weiſe unmöglich. Dieſes Verfahren hat überdies den
Vortheil, daß es ſich ebenſo gut bei Handpapier als auch bei
Maſchinenpapier anwenden läßt. 1)

Die Verläſſigkeit der Sicherheitspapiere hat ihrer Verwen-
dung, namentlich zu Reiſepäſſen, in neueſter Zeit immer mehr die
Bahn gebrochen. An Stelle der frühern kümmerlich gedruckten
Paßblankets geben die neueſten preußiſchen, bairiſchen und badiſchen
Päſſe inſoweit eine vollſtändige Sicherheit, indem zu ihnen ein
treffliches Sicherheitspapier verwandt wird, welches ſeiner ganzen
Beſchaffenheit nach eine Fälſchung äußerſt ſchwierig, ja wol kaum
noch möglich macht. 2) Doch ſcheint es wünſchenswerth, daß

1) Auch das Sicherheitspapier von Lemercier empfiehlt ſich, da es billig
herzuſtellen und der Nachdruck ſchwierig iſt. Auch laſſen ſich auf dieſem Papier
kaum Fälſchungen der Handſchrift vornehmen, da das Papier mit einer auf
lithographiſchen Steinen en relief gravirten Zeichnung und mit gewöhnlicher
Schreibtinte bedruckt wird. Weſtrumb, a. a. O., S. 334. O.
2) Auf der erſten Seite eines ſolchen preußiſchen Reiſepaſſes habe ich in
feinen lateiniſchen Lapidarbuchſtaben die Wörter „Königlich Preußiſcher Reiſe-
paß“ 1068 mal gefunden; auf den kleinern bairiſchen die entſprechenden
Wörter 835 mal. Beide Drucke ſind mit feiner empfindlicher röthlicher Farbe
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[306/0318] in der Herſtellung von Sicherheitspapieren geweſen, bei deren Bereitung es weſentlich darauf ankommt, daß bei jedem Verſuche, die Schrift auszulöſchen, zugleich auch die Farbe des Papiers verändert wird. Eine tüchtige Darſtellung der vielen verſchiedenen Verſuche findet man bei Weſtrumb, a. a. O., I, 329 fg. Unter letztern bewährt ſich wol das von Grimpe erfundene, von Seguier 1848 empfohlene Sicherheitspapier als das beſte. Beide Seiten des Papierbogens werden mittels eines Cylinders, auf welchem eine Zeichnung gravirt iſt, mit gewöhnlicher und zugleich gegen die Wirkung aller zur Löſchung der Handſchriften benutzter chemi- ſcher Stoffe ſehr empfindlicher Tinte bedruckt. Die Feinheit der die Zeichnung bildenden Linien und die Beſchaffenheit der ange- wandten Tinte macht nicht nur die Nachahmung mit der Hand, ſondern auch jede Herſtellung durch Nachdruck oder durch irgend- eine andere Weiſe unmöglich. Dieſes Verfahren hat überdies den Vortheil, daß es ſich ebenſo gut bei Handpapier als auch bei Maſchinenpapier anwenden läßt. 1) Die Verläſſigkeit der Sicherheitspapiere hat ihrer Verwen- dung, namentlich zu Reiſepäſſen, in neueſter Zeit immer mehr die Bahn gebrochen. An Stelle der frühern kümmerlich gedruckten Paßblankets geben die neueſten preußiſchen, bairiſchen und badiſchen Päſſe inſoweit eine vollſtändige Sicherheit, indem zu ihnen ein treffliches Sicherheitspapier verwandt wird, welches ſeiner ganzen Beſchaffenheit nach eine Fälſchung äußerſt ſchwierig, ja wol kaum noch möglich macht. 2) Doch ſcheint es wünſchenswerth, daß 1) Auch das Sicherheitspapier von Lemercier empfiehlt ſich, da es billig herzuſtellen und der Nachdruck ſchwierig iſt. Auch laſſen ſich auf dieſem Papier kaum Fälſchungen der Handſchrift vornehmen, da das Papier mit einer auf lithographiſchen Steinen en relief gravirten Zeichnung und mit gewöhnlicher Schreibtinte bedruckt wird. Weſtrumb, a. a. O., S. 334. O. 2) Auf der erſten Seite eines ſolchen preußiſchen Reiſepaſſes habe ich in feinen lateiniſchen Lapidarbuchſtaben die Wörter „Königlich Preußiſcher Reiſe- paß“ 1068 mal gefunden; auf den kleinern bairiſchen die entſprechenden Wörter 835 mal. Beide Drucke ſind mit feiner empfindlicher röthlicher Farbe ausgeführt.

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum02_1858/318>, abgerufen am 25.11.2024.