Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 2. Leipzig, 1858.Verfahren mit Alkohol, reagirenden Papieren, Reagentien und Seitdem in neuerer Zeit die Urkundenfälschungen immer 1) Vgl. auch D. A. R. Percy, "Allgemeines chemisch-technisch-ökono- misches Recept-Lexikon", S. 525. 2) Vgl. Westrumb, a. a. O., 328. Die daselbst unter 1 und 2 ange- führten Tintenrecepte haben sich nicht bewährt; über die Tinte "Chimico- specimut", welche die Farbe verändern soll, sobald der Versuch gemacht wird, sie durch chemische Agentien zu ändern, zu löschen und zu fälschen, sind die Erfolge der damit angestellten Versuche noch nicht bekannt. Ueber die neuer- lich von Professor Trail in Edinburg bekannt gemachte Tinte fehlen ebenfalls noch genügende Erfahrungen. Doch wird sie von mehreren großen Handels- häusern in Schottland sowie auch von der Schottischen Bank gebraucht. Das Recept findet man bei Westrumb, a. a. O., I, 329 U. Wichtig wäre die Herstellung einer unauslöschlichen Tinte oder Schwärze, auch um die Reinigung bereits benutzter und übergestempelter Briefmarken zum abermaligen Gebrauche unmöglich zu machen, welches bis dahin noch nicht gelungen zu sein scheint, und somit immer noch ein lucratives Geschäft für die Fleppen- melochner bleibt. Jene im Frühjahr 1857 so großes Aufsehen und weitver- breitete Theilnahme erregende angebliche Versprechung einer großen Geldsumme an einen Waisenknaben seitens eines "Engländers" für die Lieferung einer großen Menge bereits benutzter Freimarken zum Decoriren eines Zimmers, scheint, wenn sie wirklich mehr ist als eine bloße Mystification, die Specula- tion eines unternehmenden Fleppenmelochners gewesen zu sein, welcher die Briefmarken vom Stempel reinigen und wieder verkaufen wollte. Ave-Lallemant, Gaunerthum. II. 20
Verfahren mit Alkohol, reagirenden Papieren, Reagentien und Seitdem in neuerer Zeit die Urkundenfälſchungen immer 1) Vgl. auch D. A. R. Percy, „Allgemeines chemiſch-techniſch-ökono- miſches Recept-Lexikon“, S. 525. 2) Vgl. Weſtrumb, a. a. O., 328. Die daſelbſt unter 1 und 2 ange- führten Tintenrecepte haben ſich nicht bewährt; über die Tinte „Chimico- spécimut“, welche die Farbe verändern ſoll, ſobald der Verſuch gemacht wird, ſie durch chemiſche Agentien zu ändern, zu löſchen und zu fälſchen, ſind die Erfolge der damit angeſtellten Verſuche noch nicht bekannt. Ueber die neuer- lich von Profeſſor Trail in Edinburg bekannt gemachte Tinte fehlen ebenfalls noch genügende Erfahrungen. Doch wird ſie von mehreren großen Handels- häuſern in Schottland ſowie auch von der Schottiſchen Bank gebraucht. Das Recept findet man bei Weſtrumb, a. a. O., I, 329 U. Wichtig wäre die Herſtellung einer unauslöſchlichen Tinte oder Schwärze, auch um die Reinigung bereits benutzter und übergeſtempelter Briefmarken zum abermaligen Gebrauche unmöglich zu machen, welches bis dahin noch nicht gelungen zu ſein ſcheint, und ſomit immer noch ein lucratives Geſchäft für die Fleppen- melochner bleibt. Jene im Frühjahr 1857 ſo großes Aufſehen und weitver- breitete Theilnahme erregende angebliche Verſprechung einer großen Geldſumme an einen Waiſenknaben ſeitens eines „Engländers“ für die Lieferung einer großen Menge bereits benutzter Freimarken zum Decoriren eines Zimmers, ſcheint, wenn ſie wirklich mehr iſt als eine bloße Myſtification, die Specula- tion eines unternehmenden Fleppenmelochners geweſen zu ſein, welcher die Briefmarken vom Stempel reinigen und wieder verkaufen wollte. Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 20
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0317" n="305"/> Verfahren mit Alkohol, reagirenden Papieren, Reagentien und<lb/> Joddämpfen findet man bei Weſtrumb, a. a. O., <hi rendition="#aq">I</hi>, 322, aus-<lb/> führliche Mittheilungen und intereſſante Beiſpiele angeführt. <note place="foot" n="1)">Vgl. auch D. A. R. Percy, „Allgemeines chemiſch-techniſch-ökono-<lb/> miſches Recept-Lexikon“, S. 525.</note></p><lb/> <p>Seitdem in neuerer Zeit die Urkundenfälſchungen immer<lb/> ärger und häufiger getrieben worden ſind, haben unmittelbar die<lb/> Regierungen ſelbſt, beſonders in Frankreich und England, ſich<lb/> eifrig bemüht, dem ſchmählichen Betruge durch prophylaktiſche<lb/> Maßregeln zuvorzukommen. Beſonders forderte das Miniſterium<lb/> der Juſtiz in Frankreich ſeit 1825 die Akademie der Wiſſenſchaften<lb/> in Paris zu Vorſchlägen auf, infolge deſſen es denn auch an<lb/> zahlreichen Verſuchen und Vorſchlägen nicht gefehlt hat. Es han-<lb/> delte ſich vorzüglich um Herſtellung unauslöſchlicher Tinten und<lb/> um Herſtellung ſogenannter Sicherheitspapiere, deren Farbe bei<lb/> jedem Verſuche, die Schrift auszulöſchen, ſich verändert. Jn er-<lb/> ſterer Hinſicht hat es noch immer nicht glücken wollen, eine völlig<lb/> unauslöſchliche Tinte herzuſtellen. <note place="foot" n="2)">Vgl. Weſtrumb, a. a. O., 328. Die daſelbſt unter 1 und 2 ange-<lb/> führten Tintenrecepte haben ſich nicht bewährt; über die Tinte „<hi rendition="#aq">Chimico-<lb/> spécimut</hi>“, welche die Farbe verändern ſoll, ſobald der Verſuch gemacht wird,<lb/> ſie durch chemiſche Agentien zu ändern, zu löſchen und zu fälſchen, ſind die<lb/> Erfolge der damit angeſtellten Verſuche noch nicht bekannt. Ueber die neuer-<lb/> lich von Profeſſor Trail in Edinburg bekannt gemachte Tinte fehlen ebenfalls<lb/> noch genügende Erfahrungen. Doch wird ſie von mehreren großen Handels-<lb/> häuſern in Schottland ſowie auch von der Schottiſchen Bank gebraucht. Das<lb/> Recept findet man bei Weſtrumb, a. a. O., <hi rendition="#aq">I</hi>, 329 U. Wichtig wäre die<lb/> Herſtellung einer unauslöſchlichen Tinte oder Schwärze, auch um die Reinigung<lb/> bereits benutzter und übergeſtempelter <hi rendition="#g">Briefmarken zum abermaligen<lb/> Gebrauche</hi> unmöglich zu machen, welches bis dahin noch nicht gelungen zu<lb/> ſein ſcheint, und ſomit immer noch ein lucratives Geſchäft für die Fleppen-<lb/> melochner bleibt. Jene im Frühjahr 1857 ſo großes Aufſehen und weitver-<lb/> breitete Theilnahme erregende angebliche Verſprechung einer großen Geldſumme<lb/> an einen Waiſenknaben ſeitens eines „Engländers“ für die Lieferung einer<lb/> großen Menge bereits benutzter Freimarken zum Decoriren eines Zimmers,<lb/> ſcheint, wenn ſie wirklich mehr iſt als eine bloße Myſtification, die Specula-<lb/> tion eines unternehmenden Fleppenmelochners geweſen zu ſein, welcher die<lb/> Briefmarken vom Stempel reinigen und wieder verkaufen wollte.</note> Glücklicher iſt man jedoch<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Avé-Lallemant,</hi> Gaunerthum. <hi rendition="#aq">II.</hi> 20</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [305/0317]
Verfahren mit Alkohol, reagirenden Papieren, Reagentien und
Joddämpfen findet man bei Weſtrumb, a. a. O., I, 322, aus-
führliche Mittheilungen und intereſſante Beiſpiele angeführt. 1)
Seitdem in neuerer Zeit die Urkundenfälſchungen immer
ärger und häufiger getrieben worden ſind, haben unmittelbar die
Regierungen ſelbſt, beſonders in Frankreich und England, ſich
eifrig bemüht, dem ſchmählichen Betruge durch prophylaktiſche
Maßregeln zuvorzukommen. Beſonders forderte das Miniſterium
der Juſtiz in Frankreich ſeit 1825 die Akademie der Wiſſenſchaften
in Paris zu Vorſchlägen auf, infolge deſſen es denn auch an
zahlreichen Verſuchen und Vorſchlägen nicht gefehlt hat. Es han-
delte ſich vorzüglich um Herſtellung unauslöſchlicher Tinten und
um Herſtellung ſogenannter Sicherheitspapiere, deren Farbe bei
jedem Verſuche, die Schrift auszulöſchen, ſich verändert. Jn er-
ſterer Hinſicht hat es noch immer nicht glücken wollen, eine völlig
unauslöſchliche Tinte herzuſtellen. 2) Glücklicher iſt man jedoch
1) Vgl. auch D. A. R. Percy, „Allgemeines chemiſch-techniſch-ökono-
miſches Recept-Lexikon“, S. 525.
2) Vgl. Weſtrumb, a. a. O., 328. Die daſelbſt unter 1 und 2 ange-
führten Tintenrecepte haben ſich nicht bewährt; über die Tinte „Chimico-
spécimut“, welche die Farbe verändern ſoll, ſobald der Verſuch gemacht wird,
ſie durch chemiſche Agentien zu ändern, zu löſchen und zu fälſchen, ſind die
Erfolge der damit angeſtellten Verſuche noch nicht bekannt. Ueber die neuer-
lich von Profeſſor Trail in Edinburg bekannt gemachte Tinte fehlen ebenfalls
noch genügende Erfahrungen. Doch wird ſie von mehreren großen Handels-
häuſern in Schottland ſowie auch von der Schottiſchen Bank gebraucht. Das
Recept findet man bei Weſtrumb, a. a. O., I, 329 U. Wichtig wäre die
Herſtellung einer unauslöſchlichen Tinte oder Schwärze, auch um die Reinigung
bereits benutzter und übergeſtempelter Briefmarken zum abermaligen
Gebrauche unmöglich zu machen, welches bis dahin noch nicht gelungen zu
ſein ſcheint, und ſomit immer noch ein lucratives Geſchäft für die Fleppen-
melochner bleibt. Jene im Frühjahr 1857 ſo großes Aufſehen und weitver-
breitete Theilnahme erregende angebliche Verſprechung einer großen Geldſumme
an einen Waiſenknaben ſeitens eines „Engländers“ für die Lieferung einer
großen Menge bereits benutzter Freimarken zum Decoriren eines Zimmers,
ſcheint, wenn ſie wirklich mehr iſt als eine bloße Myſtification, die Specula-
tion eines unternehmenden Fleppenmelochners geweſen zu ſein, welcher die
Briefmarken vom Stempel reinigen und wieder verkaufen wollte.
Avé-Lallemant, Gaunerthum. II. 20
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |